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0674 - Im Höllenloch

0674 - Im Höllenloch

Titel: 0674 - Im Höllenloch
Autoren: Jason Dark
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bin.«
    »Keine Sorge«, sagte ich, »das wirst du.«
    Wir standen im Weg, aber die Menschen schoben sich schweigend an uns vorbei. Besonders Mandra wurde häufig angeschaut. Allein sein Erscheinen verlangte von den anderen Menschen Respekt.
    Sie fühlten, daß hier ein besonderer Mensch gekommen war.
    Die Treppe bestand aus sehr breiten und ausgetretenen Stufen. Sie führte dem Fluß entgegen, mündete jedoch auf einem großen Platz, wo sich zahlreiche Menschen aufhielten. Beim ersten Hinschauen sah es so aus, als würde dort ein Markt stattfinden, tatsächlich jedoch versammelten sich an dieser Stelle des Flusses die Yogis, die Magier und Gurus, um vor und nach der Waschung in den schmutzigen Fluten des Ganges ihrer Meditation nachgehen zu können.
    Über dem Wasser lag ein leichter Dunstfilm. An den Ufern schaukelten zahlreiche Boote, Touristen sahen wir nicht. Die Luft drückte schwer auf unsere Atemwege.
    Wir hatten Benares laut und hektisch erlebt. Hier nicht. Obwohl sich zahlreiche Menschen auf dem Platz am Ufer zusammengefunden hatten, gab es keine Schreie zu hören. Jeder war mit sich selbst beschäftigt in dieser gespenstischen Stille.
    Bevor wir gingen, gab Mandra noch eine Erklärung ab. »Was wir gleich erleben werden, ist Indien pur. Ihr dürft schauen, ihr dürft euch wundern, ihr dürft nur keine Fragen stellen, denn die Menschen wollen in Ruhe gelassen werden.«
    »Von mir aus.«
    »Besteht eine Chance?« fragte Suko. »Du hast gesagt, daß wir uns einem besonderen Fakir oder Yogi zuwenden werden.«
    Mandra hob die dunklen Augenbrauen. »Ich hoffe sehr, daß ich es schaffe, ihn zu überzeugen. Mehr kann ich euch auch nicht sagen. Drücken wir uns die Daumen!«
    »Wird er nicht reden wollen?«
    Mandra lächelte Suko zu. »Es wird schwer werden. Er ist etwas Besonderes, und er weiß es. Da können Himmel und Erde zusammenbrechen, wenn er nicht sprechen will, bleiben seine Lippen verschlossen.«
    »Wer ist er denn?« fragte ich.
    »Ein Meister.«
    Ich schaute Suko an, er mich, aus dieser Antwort wurden wir beide nicht schlau. Doch Indien war nun mal ein Land der Rätsel und Geheimnisse. Damit mußten wir uns abfinden.
    Wir schritten nicht allein die breite Treppe hinab. Menschen kamen uns entgegen oder gingen mit uns. Ich konzentrierte mich auf die Gesichter, sah alte, furchige mit wissenden Augen. Aber auch junge, in denen noch das Feuer der Jugend brannte. Sie alle hatten eines gemeinsam. Einen bestimmten entrückten, möglicherweise auch nachdenklichen Ausdruck, der sie mir erscheinen ließ wie Wanderer, die auf der Suche nach den Rätseln der Welt waren.
    Allmählich kamen wir dem Platz näher. Wer die Treppe hinabschritt, so wie wir, mußte sich vorkommen wie bei einem großen Bühnenauftritt. Vor uns der Platz, dahinter der breite Fluß, die Menschen, sie bevölkerten hier die Bühne des Lebens.
    Die Stimmen umgaben uns wie ein ständig wechselnder Wirrwarr. Mal hoch, dann wieder ruhig, auf der anderen Seite schrill, abgehackt oder böse klingend. Sie waren immer da, als wollten sie gegen das Rauschen der trägen Fluten ansprechen.
    Zahlreiche Menschen standen in Ufernähe im Fluß und führten die heiligen Waschungen durch.
    Andere hockten auf dem Platz, waren manchmal von Bewunderern umgeben, wenn sie Geschichten und Märchen erzählten oder einfach nur Gebete sprachen.
    Die letzte Stufe lag hinter uns. Mandra blieb stehen. Von oben her hatte der breite Platz nicht voll ausgesehen, nun aber sahen wir das Gewimmel, und selbst Mandra, der sich auskannte, mußte sich zunächst orientieren.
    »Hast du den Meister noch nicht gesehen?« fragte ich.
    »Das schon. Aber ich habe den Eindruck, als hätte er den Platz gewechselt.«
    »Weshalb?«
    Mandra lächelte. Dabei bewegte er seine Finger. »Der Meister ist ein besonderer Mensch, das werdet ihr erleben. Es kann sein, daß er uns gespürt hat und nicht bereit ist, uns Rede und Antwort zu stehen.«
    »Dann wäre unsere Reise vergeblich gewesen« sagte Suko sofort. Seine Stimme klang deprimiert.
    Mandra beruhigte ihn. »Keine Sorge, wir werden ihn schon finden und dein Problem lösen.«
    »Ja«, sagte Suko stöhnend. »Ich hoffe es. Ich hoffe es sehr.«
    Für unsere Ohren fremde Klänge wehten über den Platz. Produziert von alten Musikinstrumenten, die von Menschen gespielt wurden. Mal klagend, mal fröhlich, dann wieder traurig. Die meisten befanden sich in einer ständigen Bewegung. Sie gingen nach rechts, nach links, sie blieben kurz stehen, liefen
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