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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott
Autoren: Claudia Kern
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bist gleich frei.«
    Die ruhige Stimme drang durch das Feuer und wärmte die Kälte.
    Zamorra griff nach ihr wie nach einer Rettungsleine.
    Er spürte einen inneren Ruck, dann ließ der Lärm, die Bilder und der Irrsinn plötzlich nach. Für einen Moment glaubte er, auf einem stillen See zu liegen, während sein Geist das Chaos hinter sich ließ.
    »Leb wohl, mein Freund.«
    Die Stimme verschwand.
    Zamorra öffnete die Augen und sah, wie der Dhyarra in seinen Händen zu Staub zerfiel und zwischen seinen Fingern hindurchrieselte.
    Er wollte aufstehen, aber sein Körper verweigerte ihm den Dienst.
    Um Zamorra herum war es still geworden. Die Zentauren starrten sprachlos auf einen grauen Overall, der leer vor ihnen lag.
    Das war alles, was von Araki übrig geblieben war.
    Zwei der Pferdemenschen kamen wortlos zu dem Dämonenjäger und halfen ihm auf die Beine. Er hätte gerne gefragt, was passiert war, befürchtete aber, daß sie die Antwort darauf ebenso wenig kannten wie er selbst.
    Das Johlen drang erst nach einer Weile bis zu ihm vor.
    Zamorra sah müde auf und entdeckte eine größere Gruppe von Menschen, die bewaffnet einen Hügel herunterstürmten.
    Neben ihm zog einer der Zentauren sein Schwert.
    Zamorra erkannte, daß es Larku war, der sich jetzt aufbäumte und nach vorne galoppierte.
    »Angriff!« schrie er.
    »Nein!« brüllte Zamorra zurück. »Es ist vorbei!«
    Aber die Zentauren ignorierten ihn und stürmten einfach an ihm vorbei. Sie hatten zu lange auf diesen Moment gewartet.
    Nur wenige blieben zurück.
    ***
    Nicoles Hand griff ins Leere, während der Dhyarra vor ihren Augen zu Staub zerfiel. Neben ihr raschelte es, als der leere Overall des Ewigen zu Boden sank. Er war hinübergegangen, wie die Ewigen den Tod eines der ihren bezeichneten.
    Nicole richtete sich auf und sah zu den Menschen herüber, die sich verwirrt anstarrten. Niemand schien genau zu begreifen, was vorgefallen war. Nicole selber wußte auch nicht, wie sie sich den plötzlichen Tod des Ewigen erklären sollte.
    Woher sollte sie ahnen, daß Prahil-Gi auf seine Weise eingegriffen hatte? Daß seine Magie es war, die die Dhyarra-Kristalle zerstörte, und mit ihnen auch deren Besitzer?
    Daß er seine Existenz, sein Leben hingab für den Frieden?
    Sie hatte nicht die lautlose Stimme in ihrem Kopf gehört wie Zamorra, aber auch er konnte in diesem Moment nichts mit der mentalen Botschaft anfangen…
    Nicole klopfte sich den Staub aus der Kleidung.
    »Geht nach Hause«, sagte sie zu den Menschen. »Niemand von euch muß heute kämpfen.«
    Einige nickten, aber dann trat ein schwitzender Mann vor und schüttelte den Kopf.
    »Nach Hause?« sagte er schneidend, »wo eine ganze Armee der verdammten Zeturien da unten wartet. Nein, denen machen wir hier und jetzt ein Ende! Richtig, Leute?«
    Die Menge johlte… Einer nach dem anderen rissen sie ihre Waffen hoch und stürmten über den Hügel.
    Nicole blieb hilflos zurück. Der Ewige hätte es nicht nötig gehabt, sie mit Magie zu kontrollieren. Sie wollten kämpfen…
    ***
    Nefir legte die Armbrust zur Seite und stand auf. Zum zweiten Mal in ihrem Leben hatte sie einen großen Fehler begangen, hatte beinahe ein Leben ausgelöscht, ohne überhaupt zu wissen, ob es so richtig war. Zamorras weitere Aktionen hatten ihr gezeigt, daß es falsch gewesen wäre, ihn zu töten. Daß sie ihm mit ihrer Aktion zufällig auch das Leben gerettet hatte, spielte keine Rolle für die Kriegerin, denn sie hatte ein anderes Leben im Gegenzug genommen.
    Ohne ein Wort mit den Soldaten zu wechseln, ging sie zu ihrem Pferd, zog den Dolch aus ihrem Stiefel und steckte ihn tief in die Erde.
    Dann stieg sie waffenlos auf und ritt davon, der Wüste entgegen, die sie irgendwo im Süden zu finden hoffte. Zweimal hatte sie für den Erhalt ihrer Welt gekämpft, zweimal hatte sie falsch entschieden. Sie hatte Prahil-Gi schlecht beraten und als Kriegerin versagt. In der Hitze der Wüste, die sie nur zu gut kannte, würde sie über ihre Entscheidungen nachdenken und einen neuen Weg wählen.
    Einen Weg, der ihre Fehler gut machen würde.
    Die Soldaten sahen ihr ratlos nach.
    ***
    »Verdammte Idioten«, sagte Zamorra langsam.
    Er wandte sich von ihnen ab und ging mit gesenktem Kopf davon. Es gab nichts mehr, was er noch hätte machen können. Kein Amulett, kein Dhyarra und keine Magie konnten hier etwas ausrichten. Die Zentauren hatten ihre Entscheidung getroffen.
    Sein Fuß stieß gegen etwas Helles.
    Zamorra bückte sich und hob den
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