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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott
Autoren: Claudia Kern
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warten, unvorsichtigen Reisenden eine Falle zu stellen. Wir müssen bis zum Morgen rasten, auch wenn unsere Botschaft eilig ist.«
    Zamorra fluchte leise. Gerton hatte natürlich recht. Es brachte nichts, wenn sie in eine Falle liefen und Prahil-Gi überhaupt nicht informieren konnten. Da war es schon besser zu warten - auch wenn es schwer fiel.
    In dichter Folge kämpften sich die Zentauren den Hügel hinauf. Obwohl der Boden leicht morastig war und ihre Hufe bei jedem Schritt einsanken, wurden sie kaum langsamer. Sie atmeten noch nicht einmal schwer.
    Nach nur wenigen Minuten hatten sie die Spitze erreicht und Zamorra genoß den Ausblick über das Land. Sanfte Hügel, saftiges grünes Gras -all das hatte es bei seinem letzten Besuch hier noch nicht gegeben. Es war erstaunlich, wie schnell sich die Natur den neuen Gegebenheiten angepaßt hatte.
    Und dann sah er sie.
    Wie eine riesige Schlange schob sie sich zwischen den Hügeln hervor ins offene Land.
    Arakis Zentaurenarmee!
    Zamorra schätzte, daß es mindestens 150 Krieger waren, die mit Schwertern und Schilden bewaffnet waren.
    Die Späher erblickten ihn im gleichen Moment. Er sah, wie sie aufgeregt gestikulierten und zu dem Hügel zeigten, auf dem er mit den Pferdemenschen stand.
    Dann griffen sie an.
    ***
    Nefir kletterte auf den kleinen Hügel und spähte vorsichtig zwischen einigen Büschen hindurch. Die Strategin in ihr erkannte sofort die Bedeutung der Position, in der sie sich befand. Direkt vor ihr, am Fuße des Hügels lag weites, offenes Grasland ohne jede Deckung. Umgeben wurde es von mehreren Hügeln, die das Feld praktisch umrahmten. Auf einer dieser Erhebungen befand sich Nefir. Sie wußte, daß sie das optimale Schlachtfeld gefunden hatte.
    Hier würde es zur Entscheidung kommen.
    Sie sah zurück zu der kleinen Schar Krieger, die sie mitgebracht hatte, und signalisierte einem der Reiter kurz. Der Soldat wendete augenblicklich sein Pferd und preschte zurück, um die Hauptstreitmacht zu alarmieren.
    Nefir drehte sich zurück und hob überrascht die Augenbrauen. Östlich von ihr, auf einer der Hügelkuppen, die eben noch leer gewesen waren, standen einige Zentauren. Und auf einem der Pferdemenschen saß Zamorra.
    Die Kriegerin wußte, daß das, was sie hier sah, eigentlich unmöglich war. Die Zentauren hatten es sich zum Prinzip gemacht, niemanden auf sich reiten zu lassen. Wenn sie jetzt für Zamorra mit dieser Angewohnheit gebrochen hatten, konnte das nur eins bedeuten: Der Mann von der Erde hatte seine Rolle als Befreier akzeptiert und ritt an ihrer Spitze. Ob er damit eigene Pläne verfolgte, oder einfach nur dazu gezwungen worden war, konnte Nefir nicht sagen, aber es spielte eigentlich keine Rolle. Er war zu einer Gefahr geworden. Die Kriegerin hatte keine Ahnung, wie ihre eigenen Truppen reagieren würden, wenn sie den Befreier unter ihren Gegnern sahen, aber sie plante auch nicht, das herauszufinden. Alles hing von ihrem Sieg an diesem Tag ab.
    Nefir senkte den Kopf, nahm die Armbrust von ihrer Schulter und spannte sie. Mit ruhiger Hand legte sie den Bolzen ein und hob den Kopf wieder.
    Es erwartete sie eine zweite Überraschung. Von Westen her kam die Hauptstreitmacht der Zentauren in ihr Blickfeld. Nefir sah, wie sie die Waffen hoben und losgaloppierten. Die Kriegerin hielt einen Moment verwirrt inne, als auch die Zentauren um Zamorra losstürmten. Es sah fast wie ein Angriff aus.
    Nein, dachte sie dann, niemand ist so verrückt, mit weniger als zehn Kriegern eine ganze Armee anzugreifen. Wahrscheinlich stößt die Hauptstreitmacht nur zur Vorhut dazu und will sich dabei ein wenig aufspielen. Immerhin galten die Zentauren nicht umsonst als impulsiv und aufbrausend.
    Sie legte den Schaft an ihre rechte Schulter und zielte.
    Geduldig wartete sie, bis der Mann von der Erde in der Mitte des Fadenkreuzes auftauchte.
    »Es tut mir leid, Zamorra«, sagte sie leise. »Ich wünschte, es ginge anders.«
    Ihr Finger krümmte sich um den Abzug.
    ***
    Jemand war so verrückt, mit acht Zentauren gegen eine Armee zu reiten. Zamorra hielt sich krampfhaft an Gerton fest, als dieser mit den anderen Pferdemenschen den Hügel heruntergaloppierte.
    »Wir müssen Araki ausschalten«, rief der Dämonenjäger. Seit er in der Grotte gewesen war, hatte er den Verdacht, daß die angebliche Zentaurin in Wirklichkeit eine Ewige war. Es war ihm auch nicht entgangen, daß sie bei ihren magischen Aktivitäten stets nach dem Lederbeutel um ihren Hals gegriffen hatte.
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