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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott
Autoren: Claudia Kern
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denn jetzt, wo sie ihre Gefährlichkeit bewiesen hatte, würde Prahil-Gi sie niemals leben lassen.
    Araki lachte leise und steckte den Blaster ein. Welche Ironie, daß gerade Prahil-Gi, dessen Großvater sie noch selbst gezüchtet hatte, jetzt einer ihrer größten Gegner war. Wenn er und die anderen nur wüßten, wem sie ihre Existenz verdankten…
    Sie ging zurück in ihre Gemächer, aber in Gedanken befand sie sich mehr als 2500 Jahre in der Vergangenheit, damals, als der ERHABENE befahl, die Experimente mit menschlichen Hybriden sofort einzustellen und die Ergebnisse zu vernichten. Araki hatte alles versucht, um diesen Befehl rückgängig zu machen und wenigstens die Zentauren, in die sie die Arbeit eines Lebens gesteckt hatte, zu verschonen, aber der ERHABENE blieb unerbittlich. Araki sah keine andere Möglichkeit, als den Magischen die Flucht zu ermöglichen. Insgeheim hatte sie gehofft, sie würden sich gegen die Menschen stellen und dem ERHABENEN so ihre Kampfkraft beweisen. Aber das hatten sie nicht getan.
    Und so hatte auch Araki fliehen müssen, verfolgt von einem Agenten der Dynastie. Auf der langen Odyssee der Magischen hatte sie versucht, sich langsam zur Göttin der Zentauren aufzuschwingen, aber nur wenige glaubten ihrem Anspruch. Schließlich hatte sie sogar der Agent beinahe gefaßt, und sie hatte sich zurückziehen müssen. Heute wußte Araki, daß dies ein großes Glück gewesen war, denn ihr Verschwinden ließ Legenden um sie entstehen, die sie selbst nicht besser hätte fälschen können.
    Getarnt blieb sie immer in der Nähe der Zentauren, bis sie San erreichten und dort zu Arakis großen Entsetzen friedlich mit den Menschen zusammenlebten. Sie hatte nie verstanden, wieso die Zentauren sich um Frieden mit Wesen bemühten, denen sie hundertfach überlegen waren. Es mußte ein Fehler in ihrem genetischen Aufbau sein, da war sie sich sicher.
    Araki verschloß den Geheimgang notdürftig und ließ den Pferdekörper wieder um sich herum entstehen.
    Auch wenn Jahrtausende der Forschung nicht gereicht hatten, um die Zentauren zu perfektionieren, so würden sie doch ab heute über diese Welt herrschen. Und sie, Araki, die Ewige, würde an ihrer Spitze stehen.
    Ob es den Zentauren nun paßte oder nicht…
    ***
    Nefir betrachtete angespannt die Bilder, die der Flugdrache in ihrem Kopf entstehen ließ. Es war die einzige Möglichkeit, mit diesen magischen Wesen zu kommunizieren, denn im Gegensatz zu allen anderen hatten sie eine eigene Sprache entwickelt, die so komplex und fremdartig war, daß niemand sie bisher begriffen hatte. Nefir wußte nicht, ob die Drachen über so fremde Denkmuster verfügten, daß auch sie die Sprache der anderen nicht lernen konnten, oder ob sie es einfach nicht wollten. Beides war möglich, denn Flugdrachen schätzten es nun einmal, etwas Besonderes zu sein.
    Nefir konzentrierte sich wieder auf das, was der Flugdrache beobachtet hatte. Aus seiner Vogelperspektive sah sie Zamorra, der zusammen mit einigen Zentauren auf einer Lichtung stand. Es sah für sie nicht so aus, als wäre er ein Gefangener; die Körpersprache der Pferdemenschen deutete eher darauf hin, daß sie sich ihm unterordneten.
    Die Kriegerin fluchte leise. Sie hätte nur zu gerne gewußt, was der Mann von der Erde mit den Zentauren besprochen hatte, aber dazu reichten die Fähigkeiten der Drachen nicht aus. Sie waren reine Beobachter - und Bilder, soviel war Nefir klar, konnten nur die halbe Wahrheit vermitteln.
    Und sie hatten ihr auch nicht gezeigt, wo sich Nicole befand. Das war eine weitere Frage, auf die sie gerne eine Antwort gehabt hätte.
    Der Flugdrache beendete seine Übertragung und schwang sich, ohne einen neuen Befehl abzuwarten, wieder hoch in die Luft. Nefir folgte seinem Flug nachdenklich mit den Augen und drehte sich dann zum Kommandanten der kleinen Streitmacht um.
    »Stoken«, sagte sie. »Stell einen Spähtrupp von zehn Mann zusammen. Ich will mir selbst ein Bild von der Lage machen.«
    Der Kommandant nickte und rief ein paar kurze Befehle. Mehrere Reiter lösten sich aus der Truppe und trabten vor. Nefir bemerkte zufrieden, daß alle Bogenschützen waren. Es war dem Kommandanten also nicht entgangen, daß der Spähtrupp möglicherweise auch einen schnellen Angriff reiten mußte.
    Die Kriegerin stieg auf ihr Pferd und rückte die Armbrust zurecht, die sie sich über die Schulter geschlungen hatte.
    Sie war bereit, ihre Aufgabe zu erfüllen.
    ***
    Zweitausend Jahre zuvor, Erde
    Aufzeichnungen
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