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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott
Autoren: Claudia Kern
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Befreier entdeckte ihn im gleichen Moment, duckte sich vor seiner Klinge und holte mit der Fackel aus.
    Der junge Zentaur kämpfte den Drang nieder, sich mit dem Schwert zu wehren. Statt dessen drehte er seinen Körper zur Seite und streckte die Hand aus.
    »Spring auf!« rief er. »Sie wollen dich töten!«
    Zamorra ergriff seine ausgestreckte Hand und zog sich auf den breiten Pferderücken. Gerton taumelte kurz unter dem ungewohnten Gewicht.
    Aus den Augenwinkeln sah er seine ehemaligen Kameraden, die überrascht aufschrien. Er zögerte, als ihm die Schwere seiner Entscheidung bewußt wurde. Gerade warf er sein gesamtes Leben für einen Fremden weg, mit dem er noch nicht einmal ein Wort gewechselt hatte. Seine Freunde, seinen Glauben, er würde alles verlieren, wenn er jetzt floh.
    »Ich weiß deine Aktion zu schätzen«, sagte Zamorra auf seinem Rücken. »Aber wenn wir jetzt nicht verschwinden, wird sie ziemlich sinnlos gewesen sein.«
    Die ersten Zentauren waren schon fast heran. Ihre Augen blitzten wütend, und ihre Hufe donnerten über den felsigen Boden. Sie würden nicht erst fragen, warum er so gehandelt hatte, begriff Gerton, sie würden ihn einfach töten.
    Dieser Gedanke gab den Ausschlag. Er galoppierte los!
    Auf seinem Rücken mußte Zamorra sich anstrengen, um nicht abgeworfen zu werden. Zaumzeug gab es nicht und einen Sattel trug der Zentaur leider auch nicht-.
    Der Parapsychologe warf die nutzlos gewordene Fackel seinen Verfolgern entgegen und konzentrierte sich darauf, sich festzuhalten.
    Hinter sich hörte er das metallische Geräusch von Klingen, die aufeinander trafen. Bekämpften sich die Zentauren jetzt gegenseitig?
    Aber dann war das Geräusch auch schon verschwunden, und Zamorra nahm nichts mehr wahr außer dem irrsinnig schnellen Ritt.
    Die Bäume schossen geradezu an ihm vorbei. Der Dämonenjäger hatte schon oft auf einem Pferd gesessen, aber noch nie war ihm ein Galopp so schnell erschienen. Natürlich, dachte er dann, als er sich an die Aufzeichnungen in der Grotte erinnerte, diese Zentauren waren keine einfachen Kreuzungen aus Mensch und Pferd, sie waren genetisch und magisch manipulierte Mutanten, mit längerer Ausdauer, größerer Stärke und höherer Geschwindigkeit. Die Ewigen hatten sie einst erschaffen, und irgend jemand anderer hatte sie weiter verändert und seinen eigenen Zwecken angepaßt. Oder ihren Zwecken , fügte er in Gedanken hinzu.
    Nach einer Weile wurde der Zentaur langsamer, und blieb schließlich auf einer kleinen Lichtung stehen. Zamorra sprang von seinem Rücken und streckte die Hand aus.
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit, dir zu danken«, sagte er. »Du hast sehr viel Mut bewiesen.«
    Der junge Zentaur hob die Schultern. »Oder sehr viel Dummheit. Mein Name ist Gerton, Befreier.«
    Er schien noch nicht einmal außer Atem zu sein, und als er Zamorras Hand ergriff, konnte der auch keinen Schweiß spüren. Kein Wunder, daß er gegen die Zentauren im Château keine Chance gehabt hatte. Sie waren erstklassig ausgebildete Kampfmaschinen.
    Zamorra sah ihn ernst an. Gerton hatte ihm das Leben gerettet, aber er befürchtete, daß er es nur getan hatte, weil er ihn für diese mystische Figur hielt. Das war allerdings ein Glaube, den er nicht aufrecht erhalten konnte. Der Zentaur hatte seine Ehrlichkeit verdient, auch wenn eine Welt für ihn zerbrach.
    »Ich bin nicht der Befreier, Gerton«, sagte er bedauernd. »Es gibt keinen Befreier. Und mein Name ist auch nicht Zamorra, sondern Zamorra -keine Ehrensilbe. Es ist alles eine Lüge.«
    Der Zentaur schwieg einen Moment und sah hinauf in den wolkenlosen Himmel. Dann nickte er. »Araki hat uns belogen, nicht du. Dich trifft keine Schuld. Du hast versucht, uns die Wahrheit klarzumachen, aber sie…«
    Er suche nach Worten. »Sie«, fuhr er stockend fort, »…ist keine Göttin. Sie ist auch keine von uns. In ihrem Körper steckt etwas anderes… etwas Böses. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen…«
    Zamorra runzelte die Stirn. Hatte der Zentaur den gleichen Eindruck gehabt, der sich auch ihm aufgedrängt hatte?
    »Was…«, wollte er nachhaken, aber im gleichen Moment raschelte es im Unterholz. Er fuhr herum und griff sich einen herumliegenden Ast, während Gerton sein Schwert zog.
    »Nicht angreifen!« sagte eine Stimme schnell. »Wir sind Freunde.«
    Zamorra beobachtete überrascht, wie sieben Zentauren mit erhobenen Händen zwischen den Bäumen hervorkamen.
    »Wir sind geflohen. Larku und Araki stellen gerade die
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