Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Verwandlung schritt rapide voran, und Zamorra ahnte, daß dieser Mann künftig sowohl für die Menschen als auch für die Dämonen zu einem bedrohlichen Machtfaktor werden konnte, wenn es nicht rechtzeitig gelang, diese Entwicklung zu stoppen und Calderone aus dem Verkehr zu ziehen.
    Andere böse Dinge waren geschehen im Zuge jener Machtkämpfe in der Hölle. Der totgeglaubte alte Vampir Tan Morano hatte Angelique Cascal mit dem Vampirkeim infiziert, die Schwester des Dämonenjägers Ombre alias Yves Cascal. Angelique war spurlos verschwunden, und Ombre suchte sie und jagte Morano…
    Zu viel fast Unerträgliches war geschehen in jenen tragischen Wochen Ende Oktober bis Anfang Dezember des zurückliegenden Jahres, und daß es jetzt wiederum seit einigen Wochen über den Jahreswechsel hinaus ruhig geworden war, konnte Zamorra nicht zufriedenstellen. Er befürchtete, daß es nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm war. Auch die Hölle brauchte Zeit, um sich mit den neuen Machtstrukturen abzufinden. Aber vermutlich dauerte es nicht mehr lange, bis der nächste große Schlag kam.
    Zamorra und die anderen versuchten sich abzulenken. Aber die Erinnerungen an jene bösen, beinahe apokalyptischen Tage kamen immer wieder… Erinnerungen an das Unheil, das mit jener verhängnisvollen Expedition in den Polarsommer der Antarktis begonnen hatte. Einen Sommer, der kälter war als der Winter in Europa…
    Dieser Winter war für Witterungsverhältnisse an der Loire wirklich ungewöhnlich kalt, das mußte Zamorra zugeben. Aber nicht nur in Südfrankreich schien das Wetter verrückt zu spielen. Auch andere Orte litten unter der plötzlich hereingebrochenen Kältewelle. Selbst in Florida, das hatte er von den Peters-Zwillingen erfahren, war es zu Schneestürmen gekommen.
    Trotzdem hob der Dämonenjäger die Hand, um Einspruch einzulegen. »Es gibt kein unpassendes Wetter«, dozierte er, »sondern nur unpassende Kleidung.«
    Daran glaubte er zwar selbst nicht, aber er hatte nun mal mit dem Geplänkel angefangen und mußte es jetzt auch zu Ende führen.
    »Wenn die Natur gewollt hätte, daß wir Kleidung tragen, hätte sie uns keine wasserdichte Haut gegeben«, gab Nicole prompt zurück.
    Eins zu null, dachte Zamorra beeindruckt von ihrer schnellen Reaktion und starrte auf der Suche nach einer passenden Antwort hinaus in den Schnee.
    Ein Schatten schälte sich aus der weißen Masse. Der Parapsychologe kniff die Augen zusammen, konnte in den wirbelnden Flocken aber nichts mehr erkennen. Und doch war dort etwas gewesen…
    Seine Gefährtin grinste breit, als er nicht antwortete. »Also doch Südsee, richtig?«
    Erst dann bemerkte sie seinen Blick.
    »Was ist los?« fragte sie besorgt.
    Zamorra richtete sich auf. »Ich bin mir nicht sicher. Für einen Moment dachte ich, draußen etwas gesehen zu haben. Einen Schatten…«
    Nicole stand ebenfalls auf und sah nach draußen. Sie bezweifelte, daß sie in dem wirbelnden Schneechaos mehr als einen Meter weit sehen konnte. Das hieß, wenn Zamorra wirklich etwas bemerkt hatte, mußte es sehr nah sein.
    Sie schluckte und griff nach ihrer Kleidung. Noch vor einer Minute war es ihr völlig natürlich erschienen, daß sie beide nackt waren, aber jetzt fühlte sie sich plötzlich schutzlos. Zwar war das Château und das gesamte Gelände durch eine magische Absperrung vor dämonischen Angriffen geschützt, doch Menschen konnten die unsichtbare Mauer mühelos durchdringen, solange sie keine schwarzmagische Aura hatten. Und Feinde hatten die Dämonenjäger mehr als genug.
    Zamorra stieg in seine Jeans und reichte Nicole das Amulett, die handtellergroße magische Silberscheibe, die der Zauberer Merlin einst geschaffen hatte. »Ich hole die Blaster«, sagte er ernst und ging zur Tür.
    Nicole nickte, schlüpfte in Jeans und T-Shirt und hängte sich das Amulett um den Hals. Im gleichen Moment sah sie die dunklen Schemen, die urplötzlich aus dem Schneesturm auftauchten und sich rasend schnell auf sie zu bewegten.
    »Chef!« schrie Nicole, die ahnte, was passieren würde, und duckte sich hinter einem Liegestuhl. »Vorsicht!«
    Zamorra fuhr herum. Er sah die Schatten riesengroß vor der gläsernen Wand.
    Und dann knallte es auch schon!
    Die Scheiben zerbarsten unter dem Ansturm massiger Pferdekörper.
    Zentauren! dachte Zamorra überrascht und riß schützend die Arme hoch, als Glassplitter zu Boden regneten und wie Geschosse durch die Luft rasten. Der Sturm heulte durch die kaputten Scheiben und trieb den Schnee
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher