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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott
Autoren: Claudia Kern
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in Wahrheit ein magisches Wesen war, das einst den Haß der Menschen geschürt hatte und jetzt nur noch an der Verlängerung seiner eigenen Existenz interessiert war. Anxim-Has Kampf gegen Prahil-Gi hatte die Katastrophe ausgelöst und den Planeten in eine tausend Jahre währende Barbarei gestürzt. Es war den beiden Menschen von der Erde, Zamorra und Nicole, zu verdanken, daß der Planet sich wieder drehte. Alles andere - der Wiederaufbau der Stadt und die langsame Versöhnung der ehemaligen Feinde - war das Verdienst der Menschen und Wesen, die auf dieser Welt lebten. Jeder von ihnen hatte etwas aufgeben müssen, um das zu erreichen. Nefir selbst hatte sich vor dem denkwürdigen Tag, an dem sie zum ersten Mal die Sonne aufgehen sah, Nefir-Tan genannt. Jetzt hatte sie den Zusatznamen abgelegt, denn die Tradition verlangte, daß nur die Priester in den Tempeln diese Ehrung verleihen durften. Bürger, die sich in besonderer Weise verdient gemacht hatten, erhielten so zuerst einen fünfsilbigen Zusatznamen, der bei weiteren Verdiensten um je eine Silbe gekürzt wurde. Der Meisterzauberer von San war momentan der einzige, der die höchste Ehrung, einen einsilbigen Zusatznamen, trug. Es wäre anmaßend von Nefir gewesen, ihren Namen zu behalten. Und so hatte sie darauf verzichtet.
    »Herr«, sagte sie in dem Versuch, ihre Gedanken in Worte zu fassen, »Ihr könnt nicht erwarten, daß der Haß, der unsere Völker tausend Jahre lang beherrschte, in nur einem Jahr verschwindet. Es wird lange dauern, bis wieder alles so ist wie früher.«
    Prahil-Gi dachte einen Moment über ihre Worte nach und zeigte dann mahnend auf die Fahnen, die in der Landkarte steckten.
    »Vielleicht hast du recht, Nefir, aber Zeit ist nun einmal genau das, was wir nicht haben.«
    Er drehte sich wieder zum Fenster und blickte hinaus auf den tiefblauen Ozean. »Ich werde nicht zulassen, daß sie doch noch gewinnt«, murmelte er so leise, daß Nefir ihn kaum verstehen konnte. »Und wenn ich dafür töten muß, werde ich auch das tun.«
    Seine Assistentin schluckte. Sie hoffte, daß es nie soweit kommen würde.
    ***
    Iken schob seinen Kopf vorsichtig zwischen den moosbewachsenen Felsen hindurch und sah nach unten. Die Lichtung vor der großen Höhle lag verlassen vor ihm. Nur am Höhleneingang stand ein Wesen, das wie ein großer Affe aussah und sich auf einen Speer stützte.
    Iken runzelte die Stirn. Als Mitglied der Bürgerwehr seines Dorfes war es seine Pflicht, allen Hinweisen über das Auftauchen von Magie nachzugehen. Dazu zählte auch die Meldung eines Holzfällers, der ihm vor wenigen Minuten von einem blauen Leuchten im Wald erzählt hatte. Seiner Meinung nach war es von dieser Lichtung ausgegangen.
    Der junge Mann, der als Knecht für den Dorfschmied arbeitete, überlegte, ob er zurückgehen sollte, um den anderen von seiner Beobachtung zu berichten. Zwar sah er jetzt nur dieses Affenwesen, aber wo ein Wesen dieser Art war, gab es zumeist auch andere. Und irgend etwas schien der Affe zu bewachen. Vielleicht sollte er erst herausfinden, was sich in der Höhle befand…
    Iken zog den Kopf ein, als der Blick des Affen in seine Richtung schweifte. Er spürte, wie sein Mut ihn verließ. Es war wohl doch besser, zuerst die anderen zu holen und mit Verstärkung zurückzukehren.
    Im gleichen Moment leuchtete es unten auf der Lichtung grellblau auf! Fauchend entstand ein Wirbel, der immer größer wurde, bis er höher als ein Haus war.
    Iken starrte mit offenem Mund auf das Phänomen.
    In schneller Folge trat eine Reihe Pferdemenschen aus dem Wirbel und trabte zur Höhle. Zwei von ihnen trugen eine bewegungslose, menschliche Last auf dem Rücken. Iken registrierte einen Mann, den er noch nie gesehen hatte, und eine Frau.
    Dem Knecht stockte der Atem. Er kannte sie!
    Hastig robbte er aus der Sichtweite der Pferdemenschen, sprang auf und rannte los, seinem Dorf entgegen. Ikens Gedanken rasten. Er erinnerte sich noch gut daran, wie die Frau damals im Dorf eingetroffen und gemeinsam mit Nefir-Tan losgezogen war, um das Böse zu töten. Ihr Name wurde seitdem von allen verehrt. Man nannte sie Nicole-Duval, die Auserwählte.
    Und wenn sich die Auserwählte jetzt in der Gewalt der Magischen befand, gab es darauf nur eine Antwort: Krieg!
    ***
    Zweitausend Jahre zuvor, Erde
    Aufzeichnungen des Zentaurenfürsten Cumil-Logropatek
    Mein Herz ist voller Freude an diesem milden Abend. Um mich herum sehe ich mein Volk, das trotz der Entbehrungen der langen Reise
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