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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott
Autoren: Claudia Kern
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Götter selbst zu stellen und sie im Kampf zu besiegen. Ein alberner Plan, den ich durch die Macht meiner Position zu verhindern wußte.
    Aber die Stimmen der Unvernunft sind noch nicht verklungen. Ihnen wird neue Kraft durch eine Zentaurenfrau namens Araki verliehen, die sich trotz meiner Entscheidung weiter für diesen irrsinnigen Plan einsetzt. Ihr gilt meine größte Sorge. Obwohl sie aus keiner der alten Familien stammt, erkenne ich eine Macht in ihr, die mich an die der Götter erinnert, die uns einst zerschmettern wollten und deretwegen wir von den Hellenen flohen.
    Es ist eine Macht, die mir Furcht bereitet.
    Ich werde Araki auf unserer langen Reise im Auge behalten.
    ***
    Château Montagne, Erde
    Gegenwart
    »Nein!« schrie Larku entsetzt. »Du bringst ihn um!«
    Der Zentaur sah die Blutgier in den Augen seines Kameraden Gerton, als der sich auf seine Hinterläufe aufstellte und einen mächtigen Schwerthieb gegen den vor ihm stehenden Menschen führte.
    Larku handelte ohne nachzudenken. Der Befreier mußte lebend nach San gebracht werden, alles andere zählte nicht. Mit einem wilden Schrei bäumte er sich auf und warf sich in den Weg der Klinge. Im gleichen Moment hechtete der Befreier nach vorn, um dem Schwerthieb zu entgehen, aber einer von Gertons wirbelnden Hufen traf ihn. Lautlos brach er zusammen. Larku konnte sehen, daß er blutete, und spürte, wie Panik in ihm aufstieg. Was, wenn Gerton den Befreier getötet hatte?
    Dann prallte er auch schon gegen seinen Kameraden, ging mit ihm in einem Wirrwarr aus Hufen und Armen zu Boden. Ein scharfer Schmerz in seiner rechten Flanke ließ ihn aufstöhnen. Gertons Klinge hatte also doch noch ein Ziel gefunden.
    Eine Weile blieben die beiden Pferdemenschen auf dem Boden liegen und versuchten, wieder zu Atem zu kommen. Gerton kam als erstes zitternd auf die Beine und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf sein blutiges Schwert.
    »Habe ich ihn umgebracht?« fragte er tonlos.
    Larku schob sich ebenfalls vom Boden hoch und biß die Zähne zusammen, als die Wunde in seiner Flanke heftig zu pochen begann. Er antwortete nicht, sondern hinkte zu dem Menschen hinüber, der bewegungslos vor der Treppe lag.
    Erleichtert bemerkte er, daß sich dessen Brust regelmäßig hob und senkte und die Wunde an seiner Stirn nur leicht blutete. Der Huftritt hatte ihn anscheinend nicht ernsthaft verletzt.
    »Nein, hast du nicht«, antwortete er endlich. »Dafür hättest du mich beinahe umgebracht.«
    Gerton trabte mit gesenktem Kopf heran. »Ich weiß, und es tut mir leid. Manchmal verliere ich in einem Kampf die Kontrolle über mich, wie du weißt. Ich hoffe, daß sich das legt, wenn ich älter bin.«
    Wenn du so weitermachst, wirst du nicht viel älter werden, dachte Larku verdrossen. Er hob den Menschen mühelos vom Boden hoch und legte ihn auf seinen breiten Rücken. Laut sagte er: »Ich kann dir deine Taten verzeihen, aber du hast den Befreier verletzt. Dafür wirst du die Konsequenzen tragen müssen.«
    Er hinkte langsam auf den Ausgang zu, während Gerton ihm mit besorgtem Blick folgte.
    »Was kann denn passieren?« fragte der junge Zentaur nach kurzem Zögern.
    Larku hob die Schultern. »Schwer zu sagen. Vermutlich wirst du…«
    Er unterbrach sich. Sie hatten die Tür zu dem merkwürdigen gläsernen Vorbau erreicht, die Larku bei seiner Verfolgung des Befreiers aus den Angeln gehoben hatte. Durch die Trümmer hatte er einen guten Blick auf die Szene, die sich einige Meter entfernt abspielte.
    Das Chaos tobte. Die Zentauren bemühten sich, auf dem glatten Boden das Gleichgewicht zu behalten. Zwei von ihnen war es offensichtlich nicht gelungen, denn sie schwammen hilflos in dem künstlichen Teich, der sich in der Mitte des Raums befand. Larku wußte, daß sie nicht ertrinken würden, sah aber auch, daß sie sich aus eigener Kraft nicht aus dem steilen Becken befreien konnten. Inmitten der Pferdeleiber entdeckte er die menschliche Frau, die wie eine Amazone auf dem Rücken eines Zentauren saß und gezielt auf dessen Kopf einschlug.
    Larku ahnte auf einmal, wie die beiden anderen Pferdemenschen im Teich gelandet waren. Im nächsten Moment erhielt er die Bestätigung seiner Theorie. Der Zentaur verlor unter den Schlägen der Frau das Gleichgewicht und stürzte schwer auf die Steinplatten. Sie hielt sich krampfhaft an seinem Fell fest und zog sich daran hoch, so daß sie den Boden nicht berührte.
    Natürlich, erkannte Larku, sie hat keine Hufe. Die Glassplitter würden ihr die
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