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067 - Der grausame Götze

067 - Der grausame Götze

Titel: 067 - Der grausame Götze
Autoren: Dämonenkiller
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junge Mann und lächelte. In diesem Augenblick wirkte er keineswegs mehr wie ein blonder Engel, sondern wie eine Parodie auf Luzifer.
    Dorian spürte die Furcht wie ein heißes Fieber.
    „Wenn Sie uns als Vermittler benötigen, dann würde ich Sie bitten, zur Sache zu kommen. Es ist ungemütlich hier."
    „Für uns seid ihr alle Wilde und Barbaren. Die unwissenden Muschiks dort draußen, ihre Vorgesetzten und ihr. Auch die in der Regierung. Aber ich weiß, daß es unter allen Sterblichen niemand gibt, der euch ersetzen kann. Deswegen seid ihr hier."
    „Ich würde es vorziehen, mich nicht duzen zu lassen", sagte Coco und warf ihm einen funkelnden Blick zu.
    Sarchow lachte gutgelaunt. Er genoß diesen kleinen Triumph ebenso wie alle anderen.
    „Wie Sie wünschen", knurrte Sarchow. „Gehen wir in das Zentrum unserer kleinen Kolonie. Wir hatten eine Sekunde der Ewigkeit - was sage ich - einen Sekundenbruchteil der Ewigkeit, fast einen Monat lang, Zeit. Wir haben uns eingerichtet - Sie werden sehen."
    Während die beiden Fremden den vier Teufelsanbetern folgten, erzählte Sarchow im Ton eines Fremdenführers, was geschehen war. Mit steigender Verwunderung, dann mit steigendem Entsetzen hörten Coco und Dorian zu.

    Zwischen sieben und zwei Jahren waren die siebenunddreißig Männer, Frauen, Jungen und Mädchen in der eisigen Kälte unter dem Hügel eingekerkert gewesen. Aber während ihre Körper im Kältemausoleum gelegen waren, konnte ihr Verstand frei umherschweifen, war ihr Geist unabhängig und höchst lebendig gewesen. Alle siebenunddreißig Menschen waren Genies oder zukünftige Genies.
    Sie hatten, so berichtete Sarchow mit verletzender Gleichgültigkeit, die Möglichkeit erhalten, ein zweites Leben zu beginnen. Nur sah dieses zweite Leben ganz anders aus, als die Mediziner erwartet hatten.
    Obwohl die Ärzte, bevor sie die unheilbar erkrankten Genies in den Kälteschock geschickt hatten, sie mit Medikamenten eingeschläfert hatten, hatten die Teufelsanbeter nicht damit gerechnet, daß sie nur geistig aktiv sein konnten und sich nicht physisch betätigen konnten. Bis zu sieben Jahren staute sich diese gewaltige Energie, nachdem sie mit dem Namenlosen Dämonen in Kontakt getreten waren.
    „Wissen Sie", berichtete Michail Liadow, der Name elektrisierte Coco und Dorian, denn sie wußten, daß er in der Welt der klassischen und zeitgenössischen Musik ein Begriff war - und daß Liadow in öffentlichen Konzerten zweimal zusammengebrochen war, „es war wie die Entdeckung einer neuen Dimension. Wie damals, als ich zum erstenmal Bach begriff und nachleben, nachspielen konnte.
    Wir starben und wurden in der nächsten Stunde neu geboren. Und der Namenlose wartete auf uns.
    Er zeigte uns unsere eigentlichen Möglichkeiten."
    „Jetzt sind wir dabei, unsere Kraft auszuprobieren, und wir haben gemerkt, daß wir die Welt beherrschen können. Aber das ist uns zuviel. Wir brauchen lediglich ein paar territoriale Erfolge."
    Als Dorian in das Gesicht des einstigen Philosophen blickte, erstarrte er. Alexander Sarchow war zu einem Philosophen des Bösen geworden. Er und seine sechsunddreißig Genossen waren Opfer und Freunde des Satans.
    Sarchow blieb vor einem Gebäude stehen, das ein Theater oder eines der sogenannten „Kulturhäuser" sein konnte. Ein hochmoderner Bau zeigte sich zwischen den alten Bäumen mit den ausladenden Kronen, aber der Eingang war von schwarzen aufeinandergetürmten Steinen umgeben. Sie bildeten einen Eingang, wie ihn sich Künstler als Tor zur Unterwelt vorstellen mochten.
    „Was verlangen Sie eigentlich von Ihrer Regierung?" erkundigte sich Coco. Sie hatte sich wieder gefaßt, aber sie blieb auf der Hut.
    „Noch nicht viel. Die Herrschaft Satans über die Welt wird sich stufenweise verwirklichen. Zuerst erscheint sein Abgesandter, der Namenlose, ein riesiger Dämon mit vier Hörnern und Pferdefüßen.
    Seine Flügel werden uns überallhin tragen."
    „Und Sie selbst?"
    Sarchow faßte Dorian und Coco an den Armen und schob sie vor sich her. Er beeindruckte sie, und er wußte es: Er würde es leicht mit ihnen haben, denn überzeugte Opfer waren die besten Kuriere. Zwang war immer nur kurzfristig erfolgreich. Das hatten sie vom Namenlosen gelernt.
    Sie hatten verlangt und, nach einigen Demonstrationen, auch bekommen, was sie wollten. Häuser, Kleidung, Nahrungsmittel, kultische Gegenstände und Menschen. Fast fünftausend Menschen lebten in Dormogorsk und waren bereit, den Teufelsanbetern zu dienen.
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