Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0660 - Gefangene der Zeit

0660 - Gefangene der Zeit

Titel: 0660 - Gefangene der Zeit
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
antwortete er sarkastisch, »kannst du’s nicht Houston erzählen?«
    Aber der Druide ging nicht darauf ein; möglicherweise kannte er den beinahe zum geflügelten Wort gewordenen Funkspruch aus der ApolloMondrakete nicht: Houston, wir haben ein Problem. Damals wären drei Astronauten beinahe im Weltraum gestorben. Für sie war die Lage, wenn auch auf völlig andere Weise, ähnlich hoffnungslos gewesen wie jetzt für die Menschen um Zamorra. »Ted ist verschwunden, und deine falsche Nicole auch. Wenn es da mal keinen Zusammenhang gibt! Ich hatte mich ohnehin schon gefragt, wie Ted so schnell zurück sein konnte.«
    »Du meinst, er ist auch ein Doppelgänger?«
    Gryf nickte. »Würde mich nicht wundern. Die Evakuierung läuft trotzdem wie geplant. Raffael bringt jetzt die Leute nach Schottland. Ich weiß allerdings nicht, wie lange der alte Mann das durchhält.«
    Zamorra jagte eine weitere Salve in die Angreifer, während er nachdachte.
    »Wir können im Moment nicht nach den beiden suchen lassen. Dafür haben wir zuwenig Leute«, entschied er. »Tu mir nur einen Gefallen und bleibe im Château. Ich will nicht, daß die beiden die Gelegenheit bekommen, die Evakuierung zu stören.«
    Falls sie das Vorhaben, fügte er in Gedanken hinzu. Immerhin hatte Ted ihnen in dieser Nacht das Leben gerettet. Warum sollte ein Abgesandter der Hölle so etwas tun?
    Gryf nickte. »Alles klar«, sagte er und verschwand so abrupt, wie er aufgetaucht war.
    Zamorra blieb mit seinen Zweifeln zurück, während er wie ein Roboter zielte und feuerte. Die Masse der Zombies wurde jedoch nicht geringer. Sie rückte unaufhörlich nach.
    Der Dämonenjäger unterdrückte ein Schaudern, als die Gedanken an Florida zurückkehrten. Genau so hatte es dort auch angefangen…
    »Jaques!« rief er seinem Sergeant zu. »Achten Sie darauf, daß alle zusammen bleiben. Wir ziehen uns langsam bis zum Château zurück.«
    Er hörte, wie der Soldat den Befehl an seine Leute weitergab.
    Stygias Plan sollte nicht noch einmal aufgehen. Sie würden sich zurückziehen, nach Schottland fliehen und dort ihre Kräfte neu bündeln. Sie waren noch nicht geschlagen. An Merlin dachte Zamorra nur noch, um ihn zu verfluchen. Der Zauberer, der einmal sein Mentor gewesen war, hätte zu jedem Zeitpunkt eingreifen können, es aber nicht getan. Er würde auch jetzt nicht kommen, soviel war sicher. Sie waren auf sich allein gestellt.
    Und dann sah Zamorra sie.
    Sie schwebte mit ausgebreiteten Schwingen über ihren Geschöpfen und beobachtete mit sichtlichem Wohlwollen den Kampf.
    Stygia!
    Für Zamorra blieb die Zeit stehen.
    ***
    Ted war froh, Nicole bei sich zu haben. Sie kannte sich noch weit besser als er im Château aus; so gut, daß sie die an den breiten Korridoren und großen Treppen stehenden Wachen durch kleinere Gänge umgehen konnten, von denen manche hinter Vertäfelungen verborgen waren. Das war ein unschätzbarer Vorteil, denn Ted hatte keine Ahnung, ob inzwischen jemand festgestellt hatte, daß er zusammen mit Nicole verschwunden war. Er ging davon aus, daß zumindest Gryf daraus die richtigen Schlußfolgerungen ziehen und sie Zamorra mitteilen würde.
    Sie konnten nur hoffen, daß alle zu beschäftigt waren, um sich um sie zu kümmern.
    Nicole faßte ihn am Arm. »Jetzt wird es etwas brisant«, sagte sie. »Wir müssen zum Kellereingang, und der ist nur durch die Eingangshalle erreichbar. Wenn einer der Soldaten zufällig in der Nähe ist und hersieht, hat er uns.«
    Ted runzelte die Stirn. »Hoffentlich sind die Evakuierungskolonnen nicht gerade auf Vorbeimarsch… sonst werden wir uns hinter Ritterrüstungen verstecken müssen.«
    Nicole schlich um die Ecke. Die Halle war menschenleer! Durch das aus großen Glastüren bestehende Eingangsportal - eigentlich ein krasser Stilbruch in der Front des ansonsten so harmonischen Bauwerks -ging Nicoles Blick nach draußen zum Innenhof. Da standen genügend Soldaten, die sie durch die Glastüren ebenso hätten sehen können - wenn sie nicht gerade damit beschäftigt gewesen wären, um ihr Leben zu kämpfen. Die meisten feuerten auf das breite Tor, das zur Straße führte, während die anderen ihnen den Rücken freihielten.
    Nicole wollte gerade Ted zu sich winken, als sie mehr zufällig auf das sah, was sich hinter dem Tor abspielte.
    »Nein…« sagte sie tonlos, als sie den Ring von Zombies entdeckte. Ein wenig abseits davon stand Stygia, die Hände vor der Brust verschränkt, im Triumph grinsend.
    Denn in dem Kreis, der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher