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066 - Das Tor zur Hölle

066 - Das Tor zur Hölle

Titel: 066 - Das Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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und tuschelten.
    »Es ist nichts, es ist absolut gar nichts«,
beschwichtigte Bramhill die Stewardessen, die den Vorschlag machten, die Lady
nach vorn zu bringen, damit sie sich hinlegen könnte.
    Aber auch das wies Bramhill ab. Seine Augen glitzerten
kalt wie geschliffene Gläser. »Das ist nicht nötig. Ein kleiner Schwächeanfall
… Meine Frau ist schon zu lange im Flugzeug.
    Sie verträgt das Fliegen nicht besonders.«
    Seine Stimme klang flach und nichtssagend. Kunaritschew
schüttelte den Kopf.
    »Ihre Frau ist krank, sehr krank, Sir«, sagte er. Der
Russe hatte schon mehr Menschen gesehen, die einen Schwächeanfall durchmachten.
Aber das Aussehen von Elisabeth Bramhill paßte nicht in das übliche Bild.
    Eine Stewardess rannte in die Kabine zurück, um ein
Medikament zu holen.
    Steif wie ein Brett lag die Lady in den muskulösen Armen
Iwan Kunaritschews. Ihre Hände zuckten, als wolle sie sich irgendwo
festkrallen.
    Ihr Gesicht war völlig verspannt. Die Augen in den Höhlen
glühten in wildem, verzehrendem Feuer. Dunkelbraune, rissige, schuppenartige
Flecke zeigten sich an ihren Schläfen.
    Zufällig befand sich ein Arzt an Bord der Maschine. Er
saß ziemlich weit hinten, hatte vor sich hingedöst, wurde erst jetzt auf den
Zwischenfall aufmerksam und bot seine Hilfe an.
    Aber Bramhill ließ ihn abblitzen. »Es geht gleich
vorüber.«
    Er faßte seine Frau unter die Arme. »Es ist nichts von
Bedeutung.« Kalter Schweiß perlte auf seiner Stirn. Man sah ihm an, daß er sich
nicht allzu wohl in der starken Rolle fühlte, die er spielte. Der Zwischenfall
war ihm höchst peinlich.
    Er verlangte, daß seine Frau auf seinen Platz gesetzt
würde.
    Sie stöhnte leise. Ihre weitaufgerissenen Augen blickten
furchtsam und leer.
    Und dann ging es wie ein elektrischer Strom durch ihren
Körper. Die Starre in den Gliedern ließ ebenso schnell nach wie sie gekommen
war.
    Der verspannte, verzerrte Ausdruck veränderte sich. Das
Maskenhafte, Dämonische in ihrem Gesicht wich der Entspannung und Auflockerung.
    Müde fielen Elisabeth Bramhill die Augen zu.
    Der Arzt schüttelte nur den Kopf. »So etwas habe ich noch
nie gesehen«, murmelte er, und in seinen Augen spiegelte sich Ratlosigkeit.
»Die Symptome – sie sind mir unbekannt.«
    »Eine alte Familienkrankheit. Eine Erbangelegenheit«,
sagte Lord George P. Bramhill.
    Er schien nicht mehr zu wissen, daß er vorhin davon
sprach, wie wenig seiner Frau das Fliegen bekäme. Vielleicht sah er auch den
Widerspruch nicht, vielleicht war es auch keiner. Es konnte schließlich sein,
daß die Strapazen des Fluges und der langen Reise überhaupt die alte
Krankengeschichte hatten aufleben lassen.
    Ein schmerzliches Lächeln spielte um die schmalen Lippen
Lady Elisabeths.
    »Entschuldigen Sie«, murmelte sie mit schwacher Stimme
und setzte sich aufrecht hin. Wortlos war ihr Mann dabei behilflich. »Mir ist
wohl schwindelig geworden?« Mit unsicherem Blick musterte sie den Arzt, Iwan
Kunaritschew und die beiden Stewardessen. »Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen
Unannehmlichkeiten bereitet habe!«
    Die braunen, schuppigen Flecken auf ihren Schläfen und am
Haaransatz verschwanden langsam.
    Kunaritschew prägte sich Gesicht und Wesen dieser
seltsamen Frau ein, als spüre er instinktiv, daß dies nicht die letzte
Begegnung sein würde.
    Fünf Minuten später hatte Lady Elisabeth Bramhill sich so
weit erholt, daß sie sich abermals erhob und den Weg zur Toilette ging.
    Ruhig und gelassenen Schrittes passierte sie den
Mittelgang.
    Blicke folgten ihr. Aber sie schien sie nicht zu
bemerken.
    Gleichgültig nahm sie wenig später wieder ihren Platz
ein.
    Sie verhielt sich, als wäre nichts gewesen. Ihre teigige
Blässe verschwand. In der Toilette hatte sie offensichtlich Make-up
aufgetragen.
    Zwanzig Minuten später erfolgte eine Mitteilung über
Bordfunk, und die Passagiere wurden aufgefordert, das Rauchen einzustellen und
sich festzuschnallen.
    Unter der Maschine blinkten die Lichter des Heathrow
Airports.
    Die Scheinwerfer der Maschine bildeten eine breite
Lichtfront vor der landenden Maschine.
    Sanft setzte der Riesenvogel auf und rollte aus.
    Nach dem Aussteigen folgte die Erledigung der Zoll- und
Paßformalitäten, die zügig durchgeführt wurden.
    Vor dem Flughafengebäude standen Taxis und rote Busse der
BEA bereit, die zum Air Terminal fuhren.
    Iwan Kunaritschew wurde von niemand erwartet.
    Es war schon spät.
    Er beobachtete Lord und Lady Bramhill beim Einsteigen in
ein Taxi. Die

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