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0659 - Die indische Rache

0659 - Die indische Rache

Titel: 0659 - Die indische Rache
Autoren: Jason Dark
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Geheimnissen.«
    Helen Dexter schob die Unterlippe vor. »Jaaa«, dehnte sie. »Ich bin einige Male dort gewesen und habe auch stets darüber berichtet, wenn neue Strömungen aufkamen. Ich denke da an gewisse Lehren, die verbreitet wurden und über das große Wasser zu uns kamen. Dafür habe ich mich immer interessiert.«
    »Demzufolge auch für die Mythologie und die Mystik des Kontinents.«
    Sie lächelte. »Das will ich nicht bestreiten, Herr Polizist. Wenn ich es richtig überlege, wollen Sie von mir erfahren, welche Hintergründe es für diesen Mord geben könnte.«
    »Das ist nicht gelogen.«
    »Ich weiß keine.«
    »Einen Augenblick.« Ich streckte die Hand aus. »Ihre Antwort kommt mir zu spontan.«
    »Aber sie stimmt.«
    »Könnten wir nicht intensiver darüber reden? Eine Art Brainstorming, wo der eine den anderen befruchtet. Ich habe erlebt, daß gewisse Dinge sich oftmals zu konkreten Ergebnissen hochschaukeln.«
    Die Reporterin schaute sich um. »Das mag sein. Ich jedoch sehe es nicht so.«
    »Gefällt Ihnen die Atmosphäre hier nicht?«
    Ihr Blick wurde spöttisch. »Ihnen vielleicht?«
    »Nein. Deshalb werden wir unser Brainstorming verlegen«, schlug ich vor.
    Helen Dexter lachte nur kurz. Wahrscheinlich war ihr eingefallen, daß es sich in der Anwesenheit des Toten nicht geziemte. »Fehlt nur noch, daß Sie mit der berühmten Tasse Kaffee anfangen.«
    »So ähnlich. Ich jedenfalls hätte Lust darauf.«
    Die Frau erhob sich und griff nach ihrem Mantel. Sie trug eine enge schwarze Hose und darüber einen braunen Pullover. Ihre Handtasche besaß beinahe die Größe eines Sacks. Über ihre rechte Schulter deutete sie zurück. »Da kommt die Mordkommission. Ich schätze, daß man auch an Sie Fragen haben wird.«
    Es war nicht gelogen, denn jemand hatte mich bereits ausgemacht, mit dem ich eigentlich hatte rechnen müssen.
    »Ah!« röhrte er, so daß die Vertrauten des Toten schon zusammenzuckten. »Ich habe so ein Gefühl gehabt, daß ich dich hier treffen werde, John.«
    »Hallo, Tanner.«
    Der Chiefinspektor grinste von Ohr zu Ohr. Natürlich trug er wieder seinen alten Filz, den grauen Anzug mit grauer Weste und keinen Mantel. Sein Knautschgesicht erinnerte immer mehr an das des Schauspielers Walther Matthau, und er schlug mir auf die Schulter, als hätte er mich jahrelang nicht gesehen.
    Tanner war ein Freund und Kollege. Allerdings besaß er auch ein sehr einnehmendes Wesen. Wo er auftauchte, wurden andere zurückgedrückt. Seit Jahren schon leitete er die Mordkommission London-Mitte, und er war da überhaupt nicht wegzudenken.
    Ich hätte mich gern mit Helen Dexter unterhalten, suchte ihren Blick, sah das etwas schadenfrohe Lächeln, als sie sich in den Hintergrund zurückzog.
    Tanner aber blieb bei mir und Suko, der sich mittlerweile zu uns gesellt hatte. »Nun, da kann ich wohl verschwinden und meine Jungs wieder mitnehmen - oder?«
    »Ja und nein.«
    »Was habt ihr damit zu tun?«
    »Eigentlich nichts«, sagte Suko.
    »Hör auf. Eigentlich gibt es eigentlich nicht. Darum würde ich auch uneigentlich sagen.«
    »Wir wollten mit ihm reden, wenn er seine Pressekonferenz hinter sich gebracht hatte.«
    Tanner nickte. »Hatte ich mir gedacht.« Er räusperte sich. »Aber weiter, Freunde. Würdet ihr mir auch verraten, worum es bei dem Gespräch gegangen wäre?«
    »Klar, um Indien.«
    Er schaute erst Suko, dann mich an. »Und das stimmt?« fragte er murmelnd.
    »Natürlich.«
    »Was habt ihr denn damit zu tun?«
    Ich seufzte auf. »Himmel, Tanner, das ist eine verdammt lange Geschichte, glauben Sie mir. Ich würde sie Ihnen gern erzählen, doch es ist nicht der richtige Zeitpunkt. Ich meine, daß wir es einfach dabei belassen. Er ist tot, schade.«
    Tanner nickte. »Und das bei diesen Sicherheitsvorkehrungen. Ich habe einiges am Rande aufschnappen können und muß mit dem Kopf schütteln. So etwas kann doch nicht wahr sein. Das will mir einfach nicht in den Kopf. Da hat niemand etwas gesehen, da hat keiner was unternehmen können, selbst ihr nicht…«
    »Der Killer war ein Geist.«
    Tanner hörte auf zu reden. Zwischen den Lippen steckte die Zigarre, die nun anfing zu hüpfen. Er holte durch die Nase Luft, bewegte sein Kinn, räusperte sich und schaute an uns vorbei.
    »Glaubst du uns nicht?« fragte ich ihn.
    »Weiß nicht!« brummelte er. »Habt ihr den Geist denn zu Gesicht bekommen?«
    »Natürlich, sonst hätten wir so etwas nicht behaupten können. Der Mörder war ein weiblicher
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