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0659 - Die indische Rache

0659 - Die indische Rache

Titel: 0659 - Die indische Rache
Autoren: Jason Dark
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Gegenstand in die Haut hineingebissen hatte. Sie senkte den Blick. Nur durch Schielen konnte sie erkennen, daß es sich um eine Scheibe handelte, die an den Seiten scharf geschliffen sein mußte.
    Ein Bild entstand vor ihren Augen, das mit Helens Schicksal nichts zu tun hatte.
    Sie sah wieder Human Lohare in seinem Blut liegen. Gestorben war er durch die Halswunde. Er war vor den Augen zahlreicher Menschen regelrecht verblutet.
    Jetzt befand sie sich auf dem Weg, das gleiche Schicksal zu erleiden. Das trieb die Furcht noch grausamer in ihr hoch. Sie erstickte beinahe daran.
    »Nun?«
    Das Geistwesen hatte nur dieses eine Wort gesprochen. Ein leises böses Flüstern, mehr nicht, doch es trug nicht dazu bei, ihre Angst zurückzudrängen. Im Gegenteil, sie lag in Helens Magen wie ein dicker Stein, der sogar das Atmen erschwerte.
    Intervallweise nur schaffte die Reporterin es, nach Luft zu schnappen. Endlich war sie soweit, daß sie auch eine klare Frage stellen konnte. »Was willst du?«
    »Mit dir reden.«
    »Wer bist du?«
    »Sira.«
    Helen glaubte nicht, daß die Person gelogen hatte. Nur konnte sie mit dieser Antwort nichts anfangen. Der Name klang ihr einfach zu fremd. Er paßte nicht nach England, er war mehr auf ein fremdes Land konzentriert, so fremd eben wie Human Lohare.
    Indien also!
    Die kreisrunde Waffe verschwand so schnell, wie sie erschienen war. Zum erstenmal atmete Helen Dexter wieder tief durch. Die kleinen, grauen Zellen fingen wieder an zu arbeiten. Sie dachte sehr realistisch. Hätte die Person vorgehabt, sie zu töten, hätte sie dies schon längst tun können. Dann wäre Helen tot gewesen. So aber ging sie davon aus, daß die Unheimliche etwas von ihr wollte.
    Helen hatte sie nicht einmal richtig sehen können. Sie traute sich endlich, die Hände zu bewegen und legte die beiden Flächen gegeneinander, wobei sie sich wunderte, daß die Schweißschicht nicht vorhanden war. Die Haut war trocken.
    »Du hast ihn getötet, nicht?« Wie von selbst flossen die Worte über ihre Lippen.
    »Das stimmt.«
    »Warum? Warum tötet man einen solchen Menschen, der doch nichts als Frieden gewollt hat?«
    »Er hätte zu sehr geredet. Es wäre jemand zu ihm gekommen, den ich einfach nicht mag.«
    »Wer denn?«
    »Ich konnte dich beobachten. Du hast dich mit ihm unterhalten, bevor du gegangen bist.«
    »Das war John Sinclair!«
    »Ihn genau meine ich!« flüsterte die Unheimliche. »Um John Sinclair geht es mir.«
    Helen Dexter wußte nicht, was sie darauf antworten sollte. So gut kannte sie den Geisterjäger nicht.
    Okay, sie hatte mit ihm einige Worte gesprochen, sie wußte nur, wer er war und welchem Job er nachging, aber viel würde sie Sira nicht sagen können.
    »Darf ich dich anschauen?«
    Siras Lachen klang, als würde Wasserdampf aus einem undichten Ventil strömen. »Wenn du willst?«
    Helen wußte selbst nicht, weshalb ihr Herz schneller klopfte, als sie den Kopf nach links drehte.
    Vielleicht war es die tiefe Furcht vor einer schrecklichen Entdeckung.
    Sie schaute hin.
    Auch das Geistwesen hatte sich gedreht. Es sah die Frau auf dem Fahrersitz frontal an.
    Nichts passierte.
    So ruhig wie eine Plastik hockte die Person neben ihr. Helen mußte sich erst daran gewöhnen, daß es feinstoffliche Wesen gab. Wieder siegte ihre Neugierde.
    Als sie den Zeigefinger ausstreckte, da sah sie, wie er anfing zu zittern. Helen gab nicht auf. Sie bohrte den ausgestreckten Finger in die Geistgestalt hinein.
    Als Reporterin fielen ihr natürlich Vergleiche ein. Und sie überkam der Eindruck, als hätte sie den Finger in eine feuchte Nebelwand gesteckt. Anders konnte es da auch nicht sein.
    Das Wesen regte sich nicht. Es bestand nur aus einem weißen, hellen, nebelhaften Umriß. Es konnte ein Kleid anhaben, aber auch darauf verzichten, da war nichts, was sie hätte richtig beschreiben können, selbst das Gesicht nicht.
    Es war ebenfalls bleich und weiß. Bei genauerem Hinsehen allerdings kam es Helen vor, als hätte jemand die Umrisse mit grünem Puder nachgezeichnet.
    Sie schluckte, räusperte sich und stellte fest, daß sie sich an ihren unheimlichen Gast auf dem Beifahrersitz gewöhnt hatte. Auch die Angst war gewichen. Sie hatte einer gewissen Spannung Platz geschaffen.
    »Wie kannst du als Geist erscheinen?« hörte sich Helen fragen. Ihre eigene Stimme kam ihr fremd vor.
    »Es hat lange gedauert, aber ich habe es geschafft. Ich bin in der Lage, meinen Geist von meinem Körper zu lösen.«
    Die Reporterin wußte
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