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0652 - Der Bogie-Mann

0652 - Der Bogie-Mann

Titel: 0652 - Der Bogie-Mann
Autoren: Jason Dark
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bedeutet.«
    »Dir nicht, Esther?«
    »Er ist ein Mörder.«
    »Stimmt.«
    »Er tötet Kinder…«
    »Moment.« Marion hob den Arm. »Das sagt man, aber Kinderleichen sind nicht entdeckt worden.«
    Die Antwort passte Esther nicht. »Himmel, wie kannst du nur so sprechen, Marion?«
    »Ich sehe die Lage so, wie sie ist. Das solltest du auch.«
    »Ich weiß ja.«
    Marion wechselte das Thema. »Wirklich, Schwester. Dieses Kleid steht dir ungemein gut. Obwohl das Design ja nicht neu ist, sieht es neu aus. Das ist die Kunst.«
    »Ich hoffe nur, dass es sich verkaufen lässt.« Esther strich über ihren Körper. »Es ist einfach super. Ich fühle mich sauwohl darin, weißt du?«
    »Dann lass es doch an.«
    Esthers Augen leuchteten. »Meinst du wirklich oder sagst du das nur so?«
    »Ich meine es so.«
    »Wenn das so ist«, sie lächelte hintergründig, »ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, es anzubehalten.«
    »Dann kann unser Besuch gleich sehen, wie es aussieht, wenn es jemand trägt. So etwas ist immer von Vorteil.«
    »Stimmt genau.«
    »Arbeiten werde ich nicht mehr. Ich warte nur noch auf Jessica. Sie hat es mir gesagt. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe den Nachnamen tatsächlich vergessen.«
    »Ist nicht tragisch.«
    Die Schwestern verließen das Atelier und gingen den Gang bis zum anderen Ende durch. Dahinter lag ihr großer Wohnraum. Er hatte früher ebenfalls die Küche des Bauernhauses beherbergt, war allerdings noch erweitert worden, barg auch die Küche in sich, diente zugleich als Wohn- und Aufenthaltsraum.
    Eingerichtet mit hellen Möbeln und ebenfalls hellen Stoffen sowie fast weißen Fliesen wirkte er größer, als er tatsächlich war. Licht flutete durch die Fenster herein.
    In L-Form war die Küche angelegt worden, wo Marion die Kaffeemaschine anstellte. »Möchtest du auch eine Tasse, Esther?«
    »Nein, ich nehme einen Weißwein.«
    »Der Sancerre steht im Kühlschrank. Die Flasche ist angebrochen. Ich habe am Nachmittag ein Glas getrunken.«
    »Gut.«
    Marion winkte von der Tür. »Ich gehe eben duschen. Wenn der Kaffee durch ist, bin ich fertig.«
    »Mach das.« Esther hörte die Schritte ihrer Schwester auf der Holztreppe verklingen. Die Schlafräume lagen in der oberen Etage und ebenso die beiden Badezimmer.
    Es war mittlerweile dunkler geworden. Die Strahlen der Sonne tupften im Westen nur noch gegen die Spitzen der Berge und ließen sie glühen. In den Tälern lag bereits die Dämmerung und schuf ein ungewöhnliches Zwielicht, das für eine seltsame Stimmung sorgte.
    Die drei Schwestern hatten sich nicht grundlos diese Einsamkeit ausgesucht. Sie liebten das Land, sie waren ein Teil von ihm und sie konnten hier ungestört arbeiten, ohne zu weit von der nächsten Ansiedlung entfernt zu sein.
    Wenn sie ausstellten, benutzten sie für ihren Transport ihren Kleinlaster. Die normale Straße führte nicht direkt bis zum großen Bauernhaus. Wo sie endete, begann ein Schotterweg, der vor dem Haus in einen kleinen Platz mündete.
    Esther schaute gegen das Weinglas, das von außen her beschlug. Es war sehr warm gewesen, eigentlich zu warm. Hinzu war noch die feuchte Schwüle gekommen, die man hier oben in den Bergen nur selten erlebte. Sie trank den Wein in kleinen Schlucken, rauchte dabei eine Zigarette, hockte in einem schmalen Leinensessel, schaute nach draußen und änderte ihre entspannte Haltung, als sie die Lichter sah, die von der Straße abgebogen waren und direkt auf ihr Bauernhaus zeigten.
    Besuch kündigte sich an.
    Das musste diese Jessica sein, von der Marion gesprochen hatte. Ausgerechnet jetzt war sie unter der Dusche.
    Als der Wagen stoppte, war Marion auch wieder da.
    »Ein Glück, dann kannst du sie empfangen.«
    »Klar, mache ich.« Das kurz geschnittene Haar glänzte noch nass. Marion ließ es stets an der Luft trocknen. »Wie sieht sie denn aus? Spießig?«
    »Keine Ahnung, sie war noch im Wagen.«
    Marion stellte sich auf die Zehenspitzen, erhaschte aber keinen Blick mehr auf die Besucherin, die bereits im toten Winkel des Eingangs verschwunden war. Nur den Wagen konnte sie sehen. Es war ein dunkelroter Rover Vitesse.
    »Irgendwie passt mir der Besuch nicht so recht«, murmelte Esther.
    »Warum nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie kannst du das fragen? Denk an ihn, an den Bogie-Mann.«
    »Na und?« Marion hob die Schultern. »Wenn sie auf ihn trifft, hat sie Pech gehabt…«
    ***
    Der verdammte Felsen rollte!
    Zuerst relativ langsam. Da der Hang jedoch ein starkes
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