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0652 - Der Bogie-Mann

0652 - Der Bogie-Mann

Titel: 0652 - Der Bogie-Mann
Autoren: Jason Dark
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Absatz um und rannte weg.
    Wie eine Furie stürmte sie aus dem Haus. Was in sie gefahren war, wusste ich nicht. Vielleicht war die Furcht doch zu groß gewesen. Ich lief nicht hinter ihr her. Wenn ich den Bau schon betreten hatte, wollte ich ihn mir auch genauer anschauen.
    Der Lichtstrahl ging auf Wanderschaft. Ein schmaler Durchgang lockte mich an.
    Wieder landete ich in einem Raum, kleiner als der erste. In ihm stand eine alte Holzbank direkt über dem schmalen Fenster. Ein weiterer Durchgang führte nach rechts.
    Ich nahm ihn und fand mich in einem Flur wieder. Links von mir wirkte die alte Steintreppe sehr wuchtig. Sie schraubte sich in zwei Wendeln in die Höhe.
    Rechts konnte ich in die Mühle gelangen. Aus ihr drang mir der Geruch von Staub oder Mehl entgegen. So genau konnte ich das nicht unterscheiden.
    Ich ging davon aus, dass auch die Mühle leer war, betrat sie, sah die mächtigen Steinräder über mir, auch die alten Säcke und das große, eiserne Kurbelrad, mit dem die Mühle per Hand angetrieben werden konnte, wenn der Bach einmal nicht genügend Wasser führte.
    Und ich sah die Gestalt, die sich aus der Dunkelheit neben den Steinen löste und eine Brechstange in der Hand hielt, deren Spitze mich bedrohte.
    »Wenn du weiter vorgehst, stoße ich sie dir durch den Körper!«, flüsterte der Mann…
    ***
    Ich hatte meine Beretta nicht gezogen. Auch meine Furcht oder Beklemmung hielt sich in Grenzen.
    Mit Brechstangen bewaffnete Typen würde ich schon schaffen können, aber ich stellte mir gleichzeitig die Frage, ob das der gesuchte Bogie-Mann war.
    »Licht aus!«, zischte er.
    »Ist gut.«
    Die Gestalt verschwand, um wenig später in Umrissen wieder zu erscheinen, wobei die Spitze der Brechstange matt schimmerte. Wenn er sie vorrammte, konnte er sie mir durch die Bauchdecke stoßen. Kein angenehmes Gefühl für mich.
    Vom Aussehen her konnte er durchaus der Bogie-Mann sein. Bevor ich das Licht ausknipste, hatte ich mir seinen Anblick eingeprägt. Eine eckige, nicht sehr große Gestalt, die durch ihr dunkles Aussehen noch kompakter wirkte.
    Er kam langsam näher. Ich roch ihn auch. Der Mann stank nach Schweiß und Moder.
    »Wer bist du?«
    »Vielleicht suche ich jemanden.«
    »Und wen?«
    »Den Bogie-Mann!« Ich hatte die Antwort bewusst gegeben, um ihn zu provozieren. Er blieb relativ gelassen, hob nur den Kopf etwas an, als wollte er gegen die Decke schauen. Von seinem Gesicht war nur wenig zu sehen, weil der Bart ihn wie ein schwarzes Buschwerk umgab. Auf seinem Kopf saß die flache Strickmütze wie ein alter Topflappen.
    Komischerweise lachte er. Es klang nicht freundlich, eher rau und abgehackt. »Wer sucht den Bogie-Mann?«
    »Ich!«
    »Und wer bist du?«
    Ich sagte meinen Namen.
    Diese Ehrlichkeit schien ihn zu beeindrucken, denn er senkte seine Waffe. Gleichzeitig machte er mir allerdings klar, dass ich kein Recht hätte, den Bogie-Mann zu suchen.
    »Und weshalb nicht?«
    »Ich bin derjenige. Ich, Dermott, habe geschworen, den Bogie-Mann zu vernichten. Und ich werde ihn auch stellen, das weiß ich. Er befindet sich in der Nähe.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann hast du ihn gesehen?« Er fragte es hastig, als hinge viel von meiner Antwort ab.
    Ich nickte und holte gleichzeitig die Zigarettenschachtel aus der Tasche. »Auch eine?«
    »Ja.«
    Er bekam das Stäbchen, Feuer und auch die Antwort. »Ja, ich habe ihn gesehen.«
    »Hier?«
    Während wir rauchten, berichtete ich von der sehr gefährlichen Begegnung.
    Dermott hörte mir mit offenem Mund zu. Ich hatte den Bogie-Mann auch beschrieben, und da nickte er noch einmal. »Ja, Sinclair, so kann er aussehen. Muss aber nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil er auch andere Gestalten annehmen kann. Er ist da sehr flexibel.«
    Ich hob die Schultern. »Ehrlich gesagt, so genau habe ich mich mit dem Bogie-Mann noch nicht beschäftigt. Ich weiß nur, dass er die Person war, mit der man den kleinen Kindern früher Angst gemacht hat.«
    »Nicht nur früher, auch heute noch. Und er ist heute schlimmer denn je, Sinclair.«
    »Das müsstest du mir erklären.«
    »Er ist zurückgekommen.« Unmotiviert fing er an zu kichern. Dann strich er durch seinen Bart.
    »Weißt du, Sinclair, der Bogie-Mann ist schlau, sehr schlau. Und«, Dermott hob seine Stimme an, »gleichzeitig auch sehr empfindlich.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Er mag es einfach nicht, wenn man ihn verleugnet. Es gibt ihn, das sollen die Menschen wissen. Wenn er stark verleugnet wird, schlägt er zu, dann
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