Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0645 - Die Catron-Ader

Titel: 0645 - Die Catron-Ader
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
für 520 Operzen und das Versprechen, dreitausend weitere zu bezahlen, ein Gerät erworben, das höchstens 200 Operzen wert war. Es wurmte ihn, daß er sich hatte übertölpeln lassen. Es nagte an seinem Stolz, daß er den Gangstern ohne jede Gegenwehr ins Netz gegangen war. Wenn er wenigstens eine Waffe besäße! Er hätte sie damit zum - Teufel gejagt, daß sie das Wiederkommen vergessen hätten. Beim nächsten Mal, nahm er sich vor, würde er vorsichtiger sein.
    Vorläufig allerdings hatte er sich um anderes zu kümmern.
    Die Bevölkerung der Stadt wußte immer noch nicht, was geschehen war. Fest schien lediglich zu stehen, daß es keine Verbindung mit der Oberwelt mehr gab. Es kamen keine Nachrichten herunter. Leute, die nach oben zu klettern versucht hatten, da die Aufzüge nicht mehr funktionierten, waren nur ein paar Etagen weit gekommen. Dann fanden sie die Treppenaufgänge verschüttet und konnten nicht weiter. In den anderen Richtungen war es ähnlich.
    Naschto Mikul fühlte sich erbärmlich hilflos. Er hatte für die Sicherheit seiner Familie zu sorgen, aber er wußte nicht, wie er das tun sollte. Und wie schon so oft, wenn er weder aus noch ein wußte, wandte er sich an den alten Tembalan, den viele in der Stadt für verrückt hielten, von dem Mikul jedoch glaubte, er habe mehr Weisheit in seinem kleinen Finger, als mancher andere im ganzen Gehirn.
    Tembalan war merkwürdig guter Stimmung, als Mikul bei ihm anklopfte.
    „Spürst du das Pochen der armseligen Menschenseele, mein Junge?" fragte er aufgeregt, faßte Mikul beim Arm und zog ihn in das düstere Loch, das er eine Wohnung nannte. „Fühlst du, wie sie sich windet und krümmt aus lauter Angst, sie müsse verrecken?"
    „Tembalan, die Stadt ist in Not", wies Mikul ihn zurecht. „Du hast keine Veranlassung, dich über deine Mitmenschen lustig zu machen, nur weil sie sich fürchten. Ich, zum Beispiel, fürchte mich auch."
    „Wovor, mein Junge? Wovor fürchtest du dich?"
    „Wir sind von der Oberwelt abgeschnitten. Die Aufzüge funktionieren nicht mehr, urid die Treppen sind verschüttet. In spätestens anderthalb Tagen sind wir alle erstickt."
    Er hatte seine kleine Lampe dabei, die Takku gebastelt hatte. In ihrem Schein sah er Tembalans Augen strahlen.
    „Aaah .!" rief der Alte. „Aber ist das wirklich so?"
    „Hunderte von Leuten haben jeden Gang abgesucht, jede Treppe erklommen", antwortete Mikul verblüfft. „Und nichts..."
    Er zuckte mit den Schultern. Tembalan lächelte.
    „Sag, was ist. dir in den letzten Stunden zugestoßen, mein Junge", forderte er seinen Besucher auf. „Irgend etwas Besonderes? Etwas Ungewöhnliches?"
    Mikul dachte an Wilamesch und die seltsame Art und Weise, wie er in den Besitz eines nahezu wertlosen Allzweckgeräts gelangt war. Er schilderte Tembalan den Vorgang.
    „Siehst du!" rief der Alte triumphierend.
    Mikul sah nichts. .
    „Dieser Wilamesch", drängte Tembalan, „warum tut er das?"
    „Um sich zu bereichern."
    „Natürlich. Und was macht er mit dem Geld?"
    „Er verschafft sich damit ein angenehmes Leben. Eine große Wohnung, eine..."
    Plötzlich, noch währender sprach, fiel es Mikul wie Schuppen von den Augen.
    „Ich hab's!" rief er. „Hier, in der verschütteten Stadt, kann, Wilamesch sein Geld nicht ausgeben. Wenn er trotzdem umhergeht, um den Leuten ihr Geld abzupressen, dann kann das nur heißen, daß er einen Weg nach oben kennt!"
    „Jetzt wirst du allmählich gescheit", bemerkte Tembalan anerkennend.
    Mikul wurde plötzlich mißtrauisch.
    „Woher wußtest du das mit Wilamesch?" fragte er den Alten. .
    „Er hat sich auch an mich herangemacht", kicherte Tembalan.
    „Er oder einer seiner Leute, so genau weiß ich das nicht."
    „Und .?"
    „Und, fragst du?" Tembalan machte eine sprechende Geste rings an den kahlen Wänden seiner Behausung entlang. Sein einziges Eigentum war eine alte, gebrechliche Liege. „Ich setzte den Leuten auseinander, daß ich nicht nur kein Geld habe, sondern auch keine Hoffnung, jemals welches zu erlangen. Und das glaubten sie mir. Was hättest du an ihrer Stelle getan?"
    Mikul mußte trotz des Ernstes der Lage lachen. Aber die Lustigkeit verflog, als jemand auf einmal herrisch an die Tür klopfte. Tembalan ging, um zu öffnen. Mikul konnte nicht sehen, wer draußen stand, aber er hörte eine laute, unfreundliche Stimme: „Die Aktion zur Befreiung unterdrückter Bürger hat den Befehl über den eingeschlossenen Stadtteil übernommen. Die Versorgung der Leute mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher