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0645 - Die Catron-Ader

Titel: 0645 - Die Catron-Ader
Autoren: Unbekannt
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städtischen Energieversorgung unabhängig war. Die Götter und der Architekt, der Rakkaan entworfen hatte, wußten alleine, warum es einen solchen Mechanismus nur auf der Außenseite gab. Draußen war es genauso finster wie in Mikuls kleiner Kammer. Im Hintergrund raschelte und knisterte es.
    „Was ist das?" fragte Mikul besorgt.
    Aus dem Dunkel kam eine klare, fröhliche Kinderstimme.
    „Ich bin's, Takku! Ich hab' was für euch!"
    Ein kleines, grelles Licht flammte auf. Es schwankte in der Luft und kam auf Mikul und Ranu zu. In seinem Widerschein wurde die Gestalt eines zehnjährigen Jungen sichtbar.
    „Wo hast du das her?" wollte Mikul wissen.
    „Oh, ein paar Jungs und ich haben es uns zusammengebastelt..."
    „Und das Element dazu gestohlen, wie?" ereiferte sich Mikul.
    „Nein, nein!" protestierte Takku. „Wir fanden es. Auf einem Müllhaufen. Jemand muß es weggeworfen haben, ohne zu wissen, daß noch Energie drin war."
    Mikul beruhigte sich. Wenigstens hatten sie jetzt eine kleine Lampe, mit der sie sich zurechtfinden konnten. Dieses Zimmer war das, einzige wirkliche Zimmer 'ihrer Wohnung. Hier aßen, saßen und schliefen sie, eine derzeit dreiköpfige Familie. Ranu und Mikul hatten insgesamt sechs Kinder. Die andern waren in städtischen Internaten untergebracht. Mikul hatte Takku zu Hause behalten, weil er manchmal recht ungebärdig war und ständige Aufsicht brauchte.
    Von diesem Altzweck-Zimmer führte ein winziger Korridor zur Außentür. Mikul trat in den schmalen Gang und öffnete die Außentür durch die Betätigung des Notmechanismus. Muffige, warme Luft schlug ihm entgegen. Er hatte bislang nicht daran gedacht, daß zusammen mit der Energieversorgung auch die Belüftung ausgefallen sein mußte. Die Gegend, in der Naschto Mikul mit seiner Familie wohnte, lag knapp drei Kilometer unter der Oberflache von Yaanzar, rund einen Kilometer über der tiefsten Sohle der Stadt Rakkaan. Wenn hier die Klimatisierung ausfiel, dann würden die Leute im Laufe der kommenden fünfzig oder sechzig Stunden ersticken.
    Der Gang, auf den die Außentür mündete, war finster.
    Das Geräusch von Stimmen kam von allen Seiten, von nah und fern, und verdichtete sich zu einem summenden Dröhnen. Mikul trug Ranu und Takku auf, sich nicht aus der Wohnung zu entfernen. Dann nahm er die kleine Lampe und schritt nach links, wo der Gang nach wenigen Metern auf eine Balustrade mündete, über die hinab man fünfzig Meter tief auf den Einkaufsplatz sehen konnte, an dessen Rand sich die für die Versorgung dieses Stadtteils zuständigen Ladengeschäfte drängten. Unterwegs stieß Mikul mit mehreren Gestalten zusammen. Er wurde gefragt - und fragte selbst, was geschehen sei. Niemand wußte eine Antwort. Mikul erreichte die Stelle, an der zu seiner Rechten die Wand des Ganges plötzlich zu Ende war. Er faßte das Geländer mit der freien Hand und beugte sich darüber. Unten, auf dem Platz, waren einige schwache Lichter zu sehen, die sich unsicher hin und her bewegten. Es gab also noch andere Leute, die irgendwo eine Lampe aufgetrieben hatten.
    Mit einem mal wurde Mikul gewahr, daß jemand neben ihm stand. Er richtete die Lampe auf die hochgewachsene Gestalt eines nicht mehr allzu jungen Mannes, der keinen sonderlich vertrauenswürdigen Eindruck machte. Die blaue Farbe des Flaums, der seine Haut bedeckte, wies darauf hin, daß er nicht von Yaanzar kam, sondern wahrscheinlich von einer der Welten des Raytschats.
    „Die Stadt ist von der Umwelt abgeschnitten", sagte er.
    „Sämtliche Verbindungen zur Oberwelt sind unterbrochen.
    Es ist fraglich, ob man jemals zu uns durchbrechen wird.
    Die Stadt Partakoon wurde in einer gewaltigen Explosion vernichtet, mit allen Bewohnern. Wissen Sie, was das heißt?"
    Mikul schluckte.
    „Das, das ist fürchterlich!" stieß er hervor.
    „Man muß vorsorgen", fuhr der andere fort. „Wer am ehesten vorsorgt, ist am besten dran. Ich vertreibe Notaggregate, Generatoren, Belüfter, Beleuchtung, alles in einem. Sind Sie an einem solchen Gerät interessiert? Für dreitausend Operzen - ein wahrhaft lächerlicher Preis!"
    Mikul wußte nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Was wollte der Kerl? Ihm Angst einjagen, damit er ihm so bereitwilliger auf sein Angebot einging?
    „Nein, danke", antwortete er ihm schließlich. „Ich bin nicht interessiert."
    „Das kann doch nicht Ihr Einst sein!" protestierte der Stämmige.
    „Ich sage Ihnen, in fünfzig Stunden wären Sie dankbar..."
    „Ich bin nicht interessiert",
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