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0645 - Das ewig Böse

0645 - Das ewig Böse

Titel: 0645 - Das ewig Böse
Autoren: Claudia Kern
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Türmen aufstiegen, um dann wie Seifenblasen zu zerplatzen.
    Verbunden wurden die Türme und flacheren Gebäude durch eine Vielzahl von Straßen, Brücken und kleinen Gassen, die sich auf allen Ebenen wanden und mit hektischer Geschäftigkeit erfüllt waren.
    Prahil-Girad sah Händler, die Schmuck, Gemüse, Möbel und andere Dinge auf Marktständen feilboten und mit lauten Rufen anpriesen. Zauberer trieben ihre Lehrlinge durch die Gassen, bemüht, sie von allen weltlichen Versuchungen fernzuhalten. Ganze Bauernfamilien wanderten umher und betrachten mit großen Augen die Wunder der Stadt San-Lirri, die sie bis jetzt nur aus Erzählungen kannten. Zwischen ihren Füßen wirbelten Trolle und Kobolde durch die kleinen Gassen und wagten es hin und wieder, ihre Hände nach den Waren der Händler auszustrecken, die sie dann mit harschen Worten vertrieben. Auch einige Damen des gehobenen Standes waren zu sehen, die von ihren Dienern in Sänften durch die Straßen getragen wurden. Einige der Sänften schwebten auch magisch über den Straßen, eine zeitsparende, wenn auch nicht ganz ungefährliche Methode, denn die jungen Flugdrachen, die wie Sturzflieger zwischen den Ebenen der Stadt umherschossen, machten sich gern einen Spaß daraus, diese Sänften umzuwerfen und ihre Benutzer eher unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen. Am Rande der Stadt, dort wo die Stadtmauern auf den blauen Ozean trafen, konnte Prahil-Girad einige Soldaten erkennen, die wachsam nach einem Feind Ausschau hielten, der schon seit Jahrhunderten nicht mehr gekommen war und auch nicht mehr kommen würde, denn San war eine geeinte Welt.
    Die Stadt mit ihren Türmen und Brücken, Menschen und Kobolden symbolisierte die Harmonie, die die Bewohner Sans erreicht hatten. Sie alle, die magischen Wesen und die technisch begabten Menschen, hatten gelernt, zusammenzuleben.
    Prahil-Girad, der Meisterzauberer des Herrscherhauses von San, seufzte. Und das sollte jetzt alles durch ein einziges Wesen gefährdet werden?
    Er drehte seinen Zentaurenkörper vom Fenster weg und trabte zurück zum Schreibtisch.
    »Bor«, sagte er zu seinem Assistenten, der geduldig darauf gewartet hatte, daß sein Herr seine Überlegungen beendet hatte, »sag mir, was unsere Spione im Süden in Erfahrung gebracht haben.«
    »Ja, Herr.«
    Bor blätterte in einigen Dokumenten. »Es scheint«, sagte er dann, »daß vor einiger Zeit ein magisches Wesen auf dem Land aufgetaucht ist. Es spricht zu den Bauern auf den Dörfern, interessanterweise übrigens nur, wenn dort gerade eine Ernte fehlgeschlagen ist oder eine Schafherde an einer Krankheit eingegangen ist.«
    »Löst es diese Ereignisse selber aus?« unterbrach ihn der Zauberer.
    »Die gleiche Idee ist mir auch schon gekommen, Herr. Ich habe unsere Spione angewiesen, sich entsprechende Informationen zu verschaffen.«
    Prahil-Girad nickte. »Gute Arbeit, Bor.«
    Sein Assistent nahm das Lob mit einer leichten Verbeugung zur Kenntnis.
    »Sie behauptet…«
    »Sie?«
    »Sie«, fuhr Bor fort, »behauptet, daß jede Magie außer der ihren schlecht ist und daß…« Er zögerte und suchte nach dem richtigen Wort, »… ›Mißbildungen‹ wie Kobolde, Trolle…«
    »Oder Zentauren?« ergänzte der Zauberer lächelnd.
    Bor nickte. »… oder Zentauren ein Ausdruck des Mißfallens der Götter seien, daß sie magische Wesen so wie Euch mit diesem Aussehen schlagen würden, um die Menschen vor ihnen zu warnen.«
    Prahil-Girad runzelte die Stirn. »Sagtest du nicht eben, daß sie selber magisch ist?«
    »Ja, Herr. Unsere Spione berichteten, daß sie gesehen haben, wie dieses Wesen Zauber anwandte. Da sie aber völlig menschlich wirkt, kann sie ihre irregeleiteten Ideen gut anbringen. Die Menschen glauben ihr anscheinend, denn sie versammelt immer mehr Anhänger um sich. Es entsteht langsam eine Situation, die leicht eskalieren könnte, Herr.«
    Der Zauberer dachte einen Moment über die Worte seines Assistenten nach. Nur sein hin und her peitschender Pferdeschweif verriet, daß er sich Sorgen machte. Er hätte nie gedacht, daß ein einziges Wesen den jahrhundertealten Frieden gefährden könnte. Aber nun sah es so aus, als sei genau das passiert.
    »Welchen Rat würdest du mir geben, Bor?« fragte er schließlich.
    Sein Assistent sah ihn ernst an. »Wenn Ihr mich so fragt, Herr, kann ich Euch nur eine Antwort gaben, und ich möchte Euch bitten, mir meine Worte zu verzeihen: An Eurer Stelle, Herr, würde ich sie töten.«
    Prahil-Girad hob
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