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0645 - Das ewig Böse

0645 - Das ewig Böse

Titel: 0645 - Das ewig Böse
Autoren: Claudia Kern
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»anderen Seite« aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht öffnete? Würden sie dann eine Ewigkeit hier verbringen, oder würden sie irgendwann verdursten? Waren sie überhaupt körperlich anwesend? Nicole glaubte es zwar, weil sie das Amulett ertasten konnte, aber da sie weder sich noch irgend etwas anderes sehen konnte, war sie sich nicht sicher. Denn das Amulett war etwas Besonders; es unterschied sich von allen anderen Dingen auf der Welt unter anderem auch dadurch, daß Merlin es einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte.
    Plötzlich bekam Nicole einen Stoß!
    Sie spürte, wie sie von Zamorra weggerissen wurde und in eine andere Richtung trieb. Sie versuchte, ihre Richtung zu ändern, aber sie konnte nichts ausrichten. Hilflos trieb sie von ihrem Gefährten weg. So mußte sich ein Astronaut fühlen, der im Vakuum des Weltraums durch eine unbeabsichtigte Bewegung Schwung bekam und immer weiter von seinem Ziel abgetrieben wurde.
    Sie konnte ihre Richtung nicht mehr ändern, egal, was sie tat.
    Und dann stand sie plötzlich auf einem Hügel.
    Allein.
    ***
    Anxim-Ha war überrascht.
    Sie versuchte, die fremde Kriegerin durch die Kraft ihres Geistes von deren Gefährten wegzureißen, aber die Fremde wehrte sich. Die Seherin spürte, daß ihre Präsenz allein nicht ausreichen würde, um die beiden voneinander zu trennen. Die Bindung zwischen ihnen mußte sehr stark sein.
    Der Mann - interessierte sie nicht. Es war schon schwer genug gewesen, dem Stamm zu erklären, warum zwei Kriegerinnen anstatt einer in den Kampf ziehen sollten. Ihnen einen Mann als Krieger zu verkaufen, wäre wohl unmöglich gewesen.
    Sie wollte auch nicht beide zusammen herüberholen. Es war wichtig, daß die fremde Kriegerin keine Gelegenheit bekam, mit jemandem, der nicht unter Anxim-Has Kontrolle stand, zu reden. Die Seherin hatte sie durch Zufall gefunden, als sie ihren Geist zwischen den Welten umherstreifen ließ. Ihr war die enorme Kraft der fremden Kriegerin aufgefallen -und ihre Kenntnisse der Magie.
    Nach dieser ersten Begegnung hatte sie versucht, die Fremde wiederzufinden, aber das schien ihr nur zu gelingen, wenn jene Kriegerin sich nicht in ihrer eigenen Welt befand, sondern im Nichts zwischen den Welten trieb.
    Seit Jahren beobachtete die Seherin und wartete.
    Wartete darauf, daß das Böse wieder erwachte und die Zeit reif war, die Kriegerin auf ihre Welt zu holen. So, wie es jetzt geschehen war.
    Es gefiel Anxim-Ha nicht, unnötig ihre Kräfte zu verschwenden, aber es würde ihr wohl kaum etwas anderes übrigbleiben. Seufzend sammelte sie ihre magischen Kräfte und bündelte sie zu einem einzigen Stoß, den sie zwischen die Welten schickte.
    Erleichtert und zufrieden beobachtete sie, wie die Kriegerin von ihrem Gefährten weggerissen wurde und davontrieb. Aber auch der Mann wurde von seinem Weg abgebracht.
    Anxim-Ha wandte sich von ihm ab. Es war ihr egal, wo er landen würde und ob er lebte oder starb.
    Sie hatte ihr Ziel erreicht.
    Die Seherin lag auf dem Rücken in ihrem Zelt und führte die fremde Kriegerin in ihren Gedanken bis zu dem Hügel im Süden des Dorfs. Hätte jemand sie beobachtet, so hätte er gesehen, wie ihre Augen selbst durch die geschlossenen Lider blau leuchteten.
    Aber niemand sah zu…
    ***
    Zamorra fühlte, wie er und Nicole auseinanderdrifteten. Es schien, als gäbe es zwischen den Welten nicht nur einen Anfang und ein Ende ihres Wegs, sondern auch viele Abzweigungen und Umwege, auf die er jetzt gerissen wurde.
    Was geht hier vor? dachte er, während er verzweifelt darum bemüht war, irgendeine Art von Orientierung wiederzugewinnen. Er wußte nicht, ob er lag, stand oder saß, oder ob das hier überhaupt eine Rolle spielte.
    Er versuchte, Nicole irgendwie festzuhalten. Aber es gelang ihm ebensowenig, wie seinerseits zu ihr aufzuschließen. In dem labyrinthhaften Nirgendwo gab es keine Möglichkeit, seinen Kurs, seine »Richtung«, irgendwie zu kontrollieren.
    Er dachte kurz daran, das Amulett zu rufen, verwarf den Gedanken dann aber wieder. Das Risiko war zu hoch, daß es ebenfalls abgetrieben wurde und in einer anderen Welt landete als er. Abgesehen davon konnte er auch nicht mit Sicherheit sagen, ob der Ruf ohne feste Bezugspunkte überhaupt funktionieren konnte. Schließlich befanden sie sich an einem Ort, wo Raum und Zeit keine Rolle spielten.
    Er konnte Nicole nicht mehr spüren. Vermutlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Zamorra konnte nur hoffen, daß sie entweder irgendwo auf der
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