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0645 - Das ewig Böse

0645 - Das ewig Böse

Titel: 0645 - Das ewig Böse
Autoren: Claudia Kern
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jemand gewagt, so mit der Seherin zu reden. Andererseits, warfen einige ein, hatte Anxim-Ha auch noch nie einen solchen Vorschlag gemacht.
    Die Seherin hatte mit dieser Reaktion gerechnet.
    »Schweigt!« fuhr sie die Dorfbewohner an. »Ich kenne die Traditionen so gut wie ihr. Nur eine Kriegerin des Stammes kann erwählt werden, um gegen das Böse zu kämpfen. So haben es die Götter verfügt.«
    Die Dorfbewohner nickten zustimmend.
    »Aber«, fuhr Anxim-Ha fort, »haben sie jemals etwas über die Kriegerinnen anderer Stämme gesagt? Ist es verboten, sie zu holen?«
    »Es gibt keine anderen Stämme, die Kriegerinnen stellen«, erklärte Nefir-Tan, »wir sind die einzigen, die Waffen besitzen.«
    Anxim-Ha lächelte. »Auf dieser Welt«, sagte sie rätselhaft.
    Die Dorfbewohner sahen sich überrascht an. Mit dieser Aussage konnte keiner von ihnen etwas anfangen.
    »Nefir-Tan«, sagte die Seherin, »du kennst die Geschichte so gut wie ich. Haben die Menschen das Böse jemals wahrhaft besiegt?«
    Die Kriegerin schüttelte zähneknirschend den Kopf. »Nein, es ist immer nur in einen tiefen Schlaf gefallen. Irgendwann kam es zurück, so wie jetzt.«
    »Richtig«, bestätigte die Seherin. »Und wenn die zweite Kriegerin dir die Möglichkeit geben würde, es endgültig zu töten und in die Geschichte einzugehen, würde dir das deine Ehre nehmen?«
    Mit diesen Worten hatte sie ins Schwarze getroffen. Nefir-Tan wünschte sich nichts mehr, als das zu erreichen. Sie konnte nicht ablehnen.
    »Und wo finde ich diese geheimnisvolle Kriegerin?« fragte sie mürrisch.
    Die Seherin lächelte. »Oh, wenn du jetzt zur Südweide gehst, wirst du ihr gleich begegnen. Ich muß sie nur noch holen.«
    Mit diesen Worten lehnte sich die alte Frau zurück in den kühlen Schatten des Zeltes und sandte ihren Geist aus.
    Die erste Runde hatte sie gewonnen.
    Wenn sie den Rest des komplizierten Spiels, das sie plante, auch noch gewann, wartete am Ende das ewige Leben auf sie. Nichts anderes zählte. Weder Nefir-Tan, noch die fremde Kriegerin, die sich gerade zwischen den Welten befand.
    Anxim-Ha wollte leben! Und sie war bereit, alles dafür zu tun.
    Auch zu töten…
    ***
    Nicole Duval spürte, daß etwas nicht stimmte. Sie spürte eine fremde Präsenz zwischen den Welten. Zusammen mit Zamorra hatte sie in der Straße der Götter das von Thor von Asgaard geöffnete Weltentor betreten und sich dabei auf ihren Ausgangspunkt konzentriert, auf die Rückkehr in ihre eigene Welt, die Erde.
    Aber - da war noch ein anderer Gedanke gewesen, einer, den sie fast unbewußt gehabt hatte. Sie hatte sich an jenen seltsamen Traum erinnert, den sie während ihrer Bewußtlosigkeit gehabt hatte, als der OLYMPOS-Tempel von Aronyx zerstört wurde. In diesem Traum, der sich tief in ihr Bewußtsein gebrannt hatte, gerade so, als sei er Wirklichkeit gewesen, hatte sie eine eigentümliche Präsenz gespürt, so als würde sie beobachtet, und diese Präsenz spürte sie auch jetzt. [1]
    Zamorra und sie - sie waren nicht allein.
    Nicole versuchte sich zu ihrem Gefährten zu drehen und ihn zu warnen, aber an diesem merkwürdigen Ort, der jenseits von Raum und Zeit lag, war keine Kommunikation möglich. Nicole spürte zwar, daß Zamorra ganz in ihrer Nähe war, aber sie konnte ihn nicht erreichen.
    Noch etwas anderes stimmte nicht. Nicole konnte sich nur an sehr wenige Fälle erinnern, in denen sie bewußt die Reise durch ein Weltentor erlebt hatte. Normalerweise hatte sie immer das Gefühl, innerhalb von Sekundenbruchteilen von einer Welt zur anderen gereist zu sein. Jetzt aber hatte sie den Eindruck, sich bereits seit Minuten in diesem Nichts aufzuhalten.
    In solchen Fällen, wenn es länger zu dauern schien oder irgendwelche Erlebnisse und Erscheinungen damit verbunden waren, stimmte meistens irgend etwas nicht.
    Gab es einen magischen Angriff?
    Unwillkürlich tastete Nicole nach dem Amulett, das an einer Silberkette um ihren Hals hing. Aber Merlins Stern, jene handtellergroße Silberscheibe mit den eigentümlichen, bisher unentzifferbaren Hieroglyphen und seltsamen magischen Zeichen, hatte sich weder erwärmt, noch machte es sich durch Vibrationen bemerkbar. Auch sonst gab es keinen Hinweis darauf, daß jemand einen Angriff plante.
    Es gab nur die seltsame Aura, die bei ihnen war.
    Für eine Sekunde geriet Nicole in Panik. Was, wenn sie hier gestrandet waren, dazu verdammt, für immer im Nichts herumzuirren? Was, wenn das Weltentor des OLYMPOS-Gottes Thor sich auf der
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