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0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

Titel: 0644 - Der Leichenfürst von Leipzig
Autoren: Jason Dark
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jemanden umgebracht?«, wollte ich wissen.
    »Das ist uns nicht bekannt«, sagte Sir James. »Aber in Leipzig ist ein ungewöhnlicher Mord passiert. Ob er mit van Akkeren in einem direkten Zusammenhang steht, das müssten Sie möglicherweise herausfinden. Eine junge Frau starb. Sie heißt Erika Meinhardt. Und sie starb, wenn man der Zeugin Glauben schenken soll, durch einen Schatten.«
    »Was bitte?« Ich fuhr über mein Haar. »Ein - ein Schatten hat sie umgebracht?«
    »So sieht es aus.«
    »Wie das denn?«
    Sir James hob die Schultern. »Wie gesagt, wir wissen nicht, ob Zusammenhänge bestehen, aber dieser ungewöhnliche Mordfall deutet eigentlich auf eine ebenso ungewöhnliche Tätigkeit hin. Suko und Sie sollten sich auch darum kümmern.«
    Mein Freund nickte. »Schon verstanden. Ich soll mich also mit dieser Zeugin in Verbindung setzen.«
    »Ja.«
    »Wie heißt sie, Sir? Den Namen haben Sie mir nicht gesagt.«
    »Greta Schulz. Sie ist Ende sechzig und hat in dem Haus gewohnt, in dem auch das Mordopfer lebte.«
    »Und sie sah den Mörder?«
    »Ja, den Schatten.«
    Suko räusperte sich. »Nun ja, ältere Damen waren schon immer meine Spezialität.«
    Ich grinste ihn an. »Verschluck dich nur nicht.«
    Sir James sagte: »Ich würde meinen, dass Sie sich beide nicht verschlucken. Van Akkeren ist jemand, der keinen Spaß versteht. Leipzig wird er sich nicht grundlos ausgesucht haben. Er könnte dort einiges vorhaben, was uns überhaupt nicht gefällt.«
    »Das befürchte ich auch, Sir«, sagte ich und drückte mich langsam in die Höhe.
    »Finden Sie es heraus!«
    Mit diesen Worten waren wir entlassen. Die Tickets lagen bereits auf dem Schreibtisch. Wir würden bis Frankfurt fliegen und dort in die Maschine nach Leipzig umsteigen.
    Suko hatte noch eine Frage. »Sollten wir nicht die Gasmasken einpacken?«
    »Weshalb?«
    »Ich habe mir sagen lassen, dass Leipzig furchtbar schmutzig ist. Die Luft dort…«
    Ich winkte ab. »Wenn du eine so große Angst davor hast, kannst du dir ja ein Taschentuch über die Nase binden und den großen Western-Helden spielen…«
    »Peng, peng«, sagte Suko und ließ mich kopfschüttelnd stehen.
    Es war eben heute nicht mein Tag.
    ***
    Der große Johann Wolfgang von Goethe und Leipzig. Die beiden gehörten einfach zusammen, denn Goethe hatte von 1765 bis 1768 als Jurastudent in Leipzig gelebt und dort seine Milieustudien betrieben, die ihn in zahlreiche Lokale geführt hatten, unter anderem auch in den Kaffeebaum, Leipzigs ältestem Kaffeehaus, und natürlich in den Auerbach-Keller. 1525 ist das Lokal von einem Medizinprofessor eröffnet worden, durch Goethes Faust gelangte es zu Weltruhm. Und natürlich auch durch den Dichter E.T.A. Hoffmann, der im Auerbach-Keller so manche Nacht durchzecht hatte und von schlimmen Visionen angefallen worden war. Er hatte nicht mehr die Realität von der Vision unterscheiden können. Im Rausch hatte er schlimme Dinge gesehen und erlebt, sie auch niedergeschrieben und seine schrecklichen Fantasiegestalten so aus dem eigenen Erleben geschaffen.
    Der Komponist Jacques Offenbach hatte ihm eine Oper gewidmet, die berühmten Hoffmanns Erzählungen. Der erste Akt dieser Oper spielt im Auerbach-Keller. Er zeigt die Qualen und Leiden, die der. Dichter Hoffmann durchmacht.
    Das alles war mir bekannt, als ich Leipzig erreicht und mich von Suko getrennt hatte. Es war uns sogar gelungen, einen Wagen zu ergattern, keinen Trabbi, sondern einen Lada. Suko fuhr ihn und setzte mich am Hauptbahnhof ab. Von dort konnte ich zu Fuß gehen.
    Ich kam durch die Goethestraße und passierte den prächtigen Bau der alten Oper. Gegenüber lag die Uni und in deren unmittelbarer Nähe auch die berühmte Nikolaistraße, die zur Quelle der unblutigen Revolution geworden war.
    Erinnerungen, Geschichte, wohin man ging und schaute. Aber auch das, von dem ich bisher nur in unseren Gazetten gelesen hatte. Die verfluchte Luftverschmutzung!
    Möglicherweise hatte ich auch Pech, denn an diesem Junitag meinte es die Sonne überhaupt nicht gut, denn sie hielt sich hinter einer dicken und tief hängenden Wolkendecke versteckt. Auch kein Wind sorgte wenigstens für etwas frische Luft. So sammelten sich die Abgase unter und in den gelblichen Wolken. Es stank zur Hölle.
    Schade um diese Stadt. Hier mussten Abermillionen hineingepumpt werden, um für eine Besserung zu sorgen. Die Menschen sollten wieder frei atmen können, sie sollten wieder Spaß am Leben haben und nicht zusehen müssen, wie ihre
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