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0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

Titel: 0644 - Der Leichenfürst von Leipzig
Autoren: Jason Dark
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zahlreiche Druckstellen am Körper der Frau.«
    »Kann ich das schriftlich haben?«
    »Bekommen Sie.«
    »Sonst noch was?«
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht.«
    »Also doch?«
    »Wie man es nimmt. Die Leiche war sehr kalt, wissen Sie. Als hätte man der Frau sämtliche Wärme aus dem Körper gezogen, bevor sie starb. Das ist mir ein Rätsel.«
    »Wie?«
    »Ja. Kollege. Die Leiche war völlig unterkühlt. Ich weiß auch im Moment nicht weiter, das müssen Sie herausfinden. Wenn Sie den Mörder haben, wird er Ihnen sicherlich etwas sagen.«
    »Ist gut, danke.« Der Kommissar nickte und entließ den Arzt, der froh war, verschwinden zu können. An der Tür noch gähnte er zweimal sehr lange.
    »Können Sie das verstehen, Frau Schulz?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Dabei haben Sie ja den Tod des Mädchens erlebt. Ich möchte es noch einmal hören.«
    »Jetzt?«
    »Klar, nicht morgen.« Der Kommissar schlug mit der Faust auf den Tisch. Er hatte den Posten noch nicht lange inne, war nach der Wende eingesetzt worden. Seinen Vorgänger hatten sie gehasst wegen einiger Stasi-Verquickungen.
    Grete Schulz erzählte. Der Kommissar stellte Zwischenfragen, machte sich Notizen und hatte sich nach etwa einer halben Stunde ein Bild gemacht, das er nicht begriff.
    Es war für ihn nach wie vor unbegreiflich, wie die Frau auf eine derartige Weise hatte ums Leben kommen können. Er fasste zusammen. »Dann haben wir es hier mit einem Schattenmörder zu tun, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »Sieht so aus.«
    Dem Kommissar gefiel die Antwort nicht. »Ja, sieht so aus«, wiederholte er. »Passt mir aber nicht. Ein Schatten kann nicht morden, das will nicht in meinen Kopf.« Er tippte gegen seine breite Stirn.
    »Da ist nicht nur etwas faul, sondern oberfaul, wenn Sie verstehen, Frau Schulz.«
    Die versteifte sich. »Ich kann Ihnen nur sagen, was ich gesehen habe, mehr nicht.«
    »Und das Gesicht des Kunden?«
    »Konnte ich nicht sehen. Er trug einen Hut.«
    Der Kommissar lachte. »Wie Jack the Ripper, wie?«
    »So ungefähr.«
    »Gut, Frau Schulz, gut. Sie können jetzt gehen, aber bleiben Sie in der Wohnung.«
    Sie stand auf und strich den Mantel glatt. »Wo soll ich denn hin? Ich in meinem Alter.«
    »War nur so dahingesagt. Wissen Sie schon, wie Sie nach Hause kommen?«
    »Es fährt bald die erste Straßenbahn, die nehme ich.«
    »Telefon haben Sie nicht?«
    »Nein, so fortschrittlich war der Sozialismus bei uns noch nicht.«
    »Gut, dann werde ich zu Ihnen kommen. Oder sagen Sie mir, wer in der Nähe Telefon hat.«
    Sie gab ihm einen Namen und er murmelte, dass sich bald einiges ändern würde, das stand fest.
    Frau Schulz verließ das Zimmer. Im Gang hockte ein müder Polizist auf einer Bank. Er hatte die Beine ausgestreckt und schlief. Frau Schulz stieg über sie hinweg.
    In der Straßenbahn saß sie zwischen den Männern, die zur Frühschicht fuhren. Sie bekam zwar ihre Unterhaltungen mit, konnte aber nicht verstehen, über was sie sprachen, denn ihre Gedanken beschäftigten sich mit dem unheimlichen Mord.
    Wobei ihr das Wort unheimlich am besten gefiel, denn normal war er nicht gewesen. Sie hatte eher das Gefühl, als hätte der Teufel persönlich seine Hand im Spiel gehabt.
    Dass sie mit dieser Vermutung nicht so weit entfernt lag, das konnte sie nicht ahnen…
    ***
    London!
    Zwei Fahndungen liefen im Moment als aktuelle Gegenmaßnahmen.
    Zum einen die nach Vincent van Akkeren, der in den Niederlanden einen neuen Stützpunkt gefunden haben sollte, um von dort aus seine teuflischen Templer zu organisieren. Wir hatten bereits indirekt mit ihm zu tun gehabt, und zwar auf einer Fahrt durch eine Geisterbahn, die man als große Attraktion verkauft hatte.
    Die andere Fahndung betraf einen Vampir. Will Mallmann, genannt Dracula II.
    Ihm war es gelungen, uns in Marokko zu entwischen, doch diesmal nicht allein, sondern mit zahlreichen Helfern, eben den Blutsaugern, seinen Dienern, die er auf der Ladefläche eines Trucks zusammengepfercht hatte, bevor er in die Wüste oder noch tiefer in das Gebirge hinein floh. Zum Glück war es uns gelungen, Jane Collins und Glenda Perkins aus dem Harem zu befreien, über den Mallmann ebenfalls befehligt und den er mit seinen Dienerinnen besetzt gehalten hatte.
    Das also stand auf dem Programm, und mehr konnten wir nicht tun, obwohl wir gerade wegen Mallmann nicht viel Hoffnungen hatten. Dieser Blutsauger war mit allen Wassern gewaschen und setzte zudem noch seine Erfahrungen ein, die
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