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0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

Titel: 0644 - Der Leichenfürst von Leipzig
Autoren: Jason Dark
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er sich damals als Kommissar beim BKA geholt hatte.
    Anders stand es um van Akkeren. Die Niederlande waren nicht sehr groß, und es gab auch genügend Augen und V-Leute, die sich um ihn kümmerten, denn seine Beschreibung lag jedem vor.
    Da hofften wir also.
    Die glückliche Rückkehr hatten wir entsprechend im Kreis der Freunde gefeiert, zudem brauchte Glenda in den folgenden drei Tagen nicht zum Dienst zu erscheinen, im Gegensatz zu Suko und mir, wobei mein Freund und Kollege weniger unter den Folgen der feuchten Nacht litt als ich. Mein Kopf war zu einem Brummkreisel geworden, in dem hin und wieder ein Gong anschlug.
    Suko, der mir gegenübersaß, verzog jedes Mal sein Gesicht zu einem breiten Grinsen, wenn ich aufstöhnte.
    »Kannst du nichts mehr vertragen?«
    Ich runzelte die Stirn. »So wird es wohl sein.«
    »Dann solltest du weniger trinken.«
    »Uaahhh«, stöhnte ich, »das hätte mir auch einer sagen können, der seine Hose noch mit der Zange zumacht.«
    »Möchtest du einen Kaffee?«
    »Aus dem Automaten?«
    »Klar.«
    »Darauf verzichte ich.«
    »Was kann ich dir sonst noch Gutes tun? Du weißt doch, ich bin dein Freund.«
    »Ja, du musst nur den Mund halten.«
    »Ist das alles?«
    »Willst du noch mehr?«
    »Ich könnte dir Wasser besorgen.«
    »Und einen Hering, nicht?«
    »Neben einer Gurke.«
    Ich winkte müde ab, drehte den Stuhl um, legte die Beine auf den Schreibtisch und dachte daran, dass sich mein Zustand in zwei bis drei Stunden wieder normalisiert hatte, aber so lange wollte ich die Augen schließen und mich erholen.
    Ich schaffte es tatsächlich. Der Schlaf kam automatisch, wobei der Büroschlaf nach dem Beischlaf ja der Beste sein sollte. Mir jedenfalls tat er gut, denn die Gongs dröhnten nicht mehr. Vielleicht bekam ich sie auch nur nicht mit. Die zuckenden Striche hielten sich ebenfalls in Grenzen.
    Dass Suko unser gemeinsames Büro verließ und zum Essen ging, fiel mir nicht auf, aber das war gut, so bekam er wenigstens mein Schnarchen nicht mit.
    Gestört wurde ich trotzdem. Diesmal nicht von den widerlichen Gongschlägen in meinem Kopf, sondern durch ein bestimmtes Rasseln, wie es nur das Telefon abgeben konnte.
    Ich schreckte hoch, wusste im ersten Augenblick nicht, wo ich mich befand, und kam erst dahinter, als sich der Apparat nicht mehr meldete. Ich hatte zwar noch abgenommen, sprach aber in einen toten Hörer.
    »Das ist Folter«, murmelte ich, den Hörer auf den Apparat werfend. »Die reinste Folter, einen denkenden Menschen aus einem derartigen Schlaf zu reißen.«
    Ich fühlte mich noch immer wie von der Rolle oder wie neben mir sitzend, blieb vorgebeugt hocken und dachte irgendwann in der nächsten Minute daran, dass ich etwas gegen diesen Zustand unternehmen musste. Was würde denn helfen?
    Wasser - kaltes Wasser ins Gesicht geklatscht, vielleicht auch getrunken, aber das alles bekam ich nicht im Büro, da musste ich schon in den Waschraum. Die Waschräume gab es auf jeder Etage.
    Man konnte dort auch duschen, was wichtig war, wenn jemand eine Nacht hart durchgearbeitet hatte. Zu duschen brauchte ich nicht, das hatte ich schon nach dem Aufstehen getan, aber das Wasser tat mir gut.
    Zuvor hatte ich mich im Spiegel gesehen und erschreckt. Da starrte mich ein alter Mann an.
    Ich massierte meine Gesichtshaut, die Kälte tat mir tatsächlich gut. Sie und die Massagen röteten die Haut. Mit diesem komischen rauen Papier, das ich von einer Rolle gerissen hatte, trocknete ich mein Gesicht ab, schaute wieder in den Spiegel, grinste mir selbst zu und dachte: na, endlich.
    Ich sah tatsächlich wieder normal aus und fühlte mich auch besser. Als ich mich reckte, betrat ein Kollege den Waschraum und bekam große Augen. »Was machst du denn hier?«
    »Ich fühle mich zum Bäume ausreißen, gut und frisch.«
    »Ach ja? Wo sind denn die Bäume?«
    »Die habe ich schon ausgerissen.«
    Der Kollege tippte gegen seine Stirn und ging weg. Ich lachte hinter ihm her.
    Im Büro fand ich Suko vor. Der schaute mich an, als wäre ich ein Fremder.
    »Guten Morgen«, sagte er.
    »Was heißt das denn?«
    »Ausgeschlafen?«
    »Abgebrochen.« Ich ließ mich auf den Schreibtischstuhl fallen und verrieb die letzten Tropfen im Nacken. »Tut mir schrecklich Leid, aber es kam über mich.«
    »Kennen wir.« Suko zeigte auf das Telefon. »Der Quälgeist hat wieder geläutet.«
    »Na und?«
    »Sir James will uns sehen.«
    Ich winkte ab. »Soll herkommen, wenn er was will.«
    »Klar, das wollte er schon, aber hier
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