Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

Titel: 0644 - Der Leichenfürst von Leipzig
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hob keiner ab.«
    Ich musste lachen. »Da war ich eingeschlafen und habe den Apparat zu lange klingeln lassen. Egal, jetzt bin ich wieder hier.« Ich stemmte mich in die Höhe. »Was will er denn? Hat er darüber etwas gesagt?«
    »Eine Andeutung.«
    »Und die wäre?«
    »Van Akkeren!«
    Ich schluckte, schaute Suko an, schluckte wieder und fragte: »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Nein, es ging wirklich um ihn. Van Akkeren ist das Problem, um das wir uns kümmern müssen. Sir James scheint neueste Erkenntnisse zu haben. Wir sollten los.«
    »Dein Wort in mein Ohr.«
    Ich schlich hinter Suko her und stand wenig später im Allerheiligsten des Superintendenten. Sir James schaute mich an, ließ seine Augenbrauen über die Brillengläser langsam hochwandern und fragte mit scheinheilig klingender Stimme: »Sie fühlen sich doch nicht etwa schlecht, John?«
    »Nein, Sir. Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie sehen müde aus.«
    Suko, dieser Hundesohn, lachte und riss mich rein. »Da hätten Sie ihn mal vor einer Stunde sehen müssen, das war vielleicht lustig. Jetzt weiß ich wenigstens, wie Johns Großvater ausgesehen haben könnte.«
    Ich drohte ihm. »Du bist ein Kameradenschwein, bist du.«
    Sir James nickte. »Wollen Sie ins Bett? Soll ich einen Arzt kommen lassen?«
    Ich verdrehte die Augen. »Kinder, jetzt ist aber Schluss. Ich bin in zwei Stunden wieder fit.«
    »Das wäre auch nötig.«
    »Warum?«
    »Da müssten Sie bereits auf dem Weg nach Deutschland sein. Dort wird Sie der nächste Fall hinführen.«
    Ich schaute Sir James an, der blickte mir ins Gesicht. Beide schwiegen wir. Suko sagte auch nichts, sein Räuspern konnte man nicht als Worte bezeichnen.
    »Deutschland also?«
    »Ja.«
    »Nicht die Niederlande?«
    Sir James schüttelte seinen Kopf, bevor er die Brille wieder zurechtschob, die ihm durch die Bewegung verrutscht war. »Nein, er hat das Land gewechselt.«
    »Weiß man denn, in welcher Stadt er gesehen wurde?«
    Der Superintendent nickte. Er tat es sehr langsam. Wenn Sir James so reagierte und es spannend machte, dann lag immer einiges in der Luft.
    »Man weiß es, John. Man kennt die Stadt. Sie wird Neuland für Sie beide sein.«
    »Und?«
    »Leipzig!«
    Ich sagte nichts. Suko lachte, und Sir James setzte sein Lächeln auf.
    »Überrascht, John?«
    »Mehr als das.« Ich fuhr durch mein Haar. »Aber warum nicht Leipzig? Die Grenzen sind offen. Der Sozialismus hat sich selbst in den Hintern getreten und über vierzig Jahre lang Eigentore geschossen. Und von Leipzig ging schließlich die gewaltlose Revolution aus, wenn ich mich nicht irre, oder nicht?«
    »So ist es.«
    »Und dort soll van Akkeren stecken?«
    »Genau.«
    »Glaubst du das, Suko?«
    Mein Freund war gelassener geblieben. »Es ist auch für mich schwer vorstellbar.«
    »Wer hat ihn gesehen, Sir?« Ich kam wieder auf den Kernpunkt zu sprechen.
    Der Superintendent rührte in seinem Magenwasser herum, obwohl sich darin keine Kohlensäure befand. »Wie Sie wissen, haben wir eine internationale Fahndung ausgeschrieben. Die schloss auch beide Teile Germanys nicht aus. Nun ja, Sie werden in den Zeitungen gelesen haben, dass in der DDR die RAF-Terroristen verhaftet worden sind. Das Land ist durchlässig geworden, Informationen kommen heraus und gelangen auch hinein. Es lief alles hervorragend, und van Akkeren steht natürlich auf der Liste ganz oben. Er wurde gesehen, in Leipzig, in der Innenstadt, im Auerbach-Keller. Das sagt Ihnen etwas, John?«
    »Klar.«
    »Dort wurde er jedenfalls gesehen.«
    »Von wem?«
    »Es war einer der Mitarbeiter dort drüben. Er heißt Erwin Mischke. Ein Mann um die vierzig. Hier ist ein Bild von ihm.«
    Sir James reichte uns eine gefaxte Aufnahme.
    Wir hatten ihn noch nie zuvor gesehen und erkundigten uns, zu welcher Gruppe er gehörte, weil uns beiden ein bestimmter Verdacht gekommen war.
    »Man spricht davon, dass er für die Stasi gearbeitet hat.«
    »Ach ja? Früher oder…«
    Sir James lächelte. »Alle haben doch nur früher für die Stasi gearbeitet, John. Es sind die berühmten Wendehälse. Wir sollten trotzdem unsere Vorurteile zur Seite stellen und uns auf diesen Mann verlassen. Ist das so richtig?«
    »In unserem Sinne.«
    »Gut, dann fahren Sie nach Leipzig und treffen Sie ihn im berühmten Auerbach-Keller.«
    Suko, der schon vorher mit Sir James geredet hatte, als ich mich erholte, hatte noch eine Frage: »Sir, da war noch etwas von einem Mord, wenn ich mich nicht irre.«
    »Stimmt.«
    »Hat van Akkeren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher