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0643 - Das fliegende Grauen

0643 - Das fliegende Grauen

Titel: 0643 - Das fliegende Grauen
Autoren: Jason Dark
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wesentlich langsamer. Schließlich kam es uns darauf an, Jane Collins und Glenda Perkins zu finden.
    Beide hatten wir nicht gesehen.
    Dafür erschien eine zweite Blutsaugerin. Sie sprang gegen den Wagen und schaffte es tatsächlich, den Griff der Fahrertür zu umklammern. Dass sie dabei mitgeschleift wurde, schien sie nicht zu stören, sie hielt sich eisern fest und bog ihren Körper so in die Höhe, dass sie Stand fand und ihr Gesicht außen an der Scheibe erschien. Für mich eine gemalte Fratze mit übergroßem Maul, in dem die Zähne gebleckt waren.
    Ich hielt an.
    Der plötzliche Ruck presste Suko in die Gurte und schüttelte die Bestie durch, die allerdings nicht losließ.
    Ich stieß die Tür auf.
    Zusammen mit ihr flog die Blutsaugerin zurück und klammerte sich auch dann noch fest, als ich den Wildcat verlassen hatte. Auf der anderen Seite stieg Suko aus.
    Die Wiedergängerin hatte eine schräge Haltung eingenommen. Ihre Füße berührten den Boden, sie musste sich erst aufrichten.
    Ich schoss sofort.
    Bei Vampiren gab es nur diese harten Alternativen. Auch ein Eichenpflock, ins Herz gerammt, hätte dem Dasein ein Ende bereitet, ebenso eine Berührung mit meinem geweihten Silberkreuz. Dazu hatte ich keine Zeit, wir mussten freie Bahn haben.
    Suko huschte mit gezogener Waffe um die Kühlerhaube herum. Das Gewehr hatte er im Wagen gelassen, es brachte hier nichts.
    Er nickte mir zu. »Eine weniger.«
    »Genau. Nur wissen wir nicht, wie viele noch auf uns lauern.« Ich schaute dorthin, wo das Fernlicht den Garten erhellte. Blumen und Buschwerk hatten einen fahlen Glanz angenommen, der sich auch auf den zahlreichen Wasserstellen verteilte.
    Nur Vampire entdeckten wir nicht. Dabei hatte ich während der Fahrt noch einige entdeckt. Jetzt hielten sie sich zurück und Suko schlug vor, auch das Haus zu durchsuchen.
    »Welches?«
    »Das größte hier.« Er meinte das flache Gebäude an der linken Seite.
    »Willst du es tun?«
    »Wir trennen uns?«
    »Ja.«
    Mein Freund nickte. »Abgemacht, Alter. Und gib Acht, dass sie dich nicht beißen.«
    »Keine Sorge, ich bin unverdaulich.«
    Das letzte Wort hatte Suko nicht mehr mitbekommen, da war er längst verschwunden.
    Ich blieb noch in der Nähe des Wagens, denn meine Gedanken drehten sich nicht nur um die Blutsauger, ich dachte auch an Jane und Glenda. Wir waren gekommen, um die beiden aus diesem Harem herauszuholen, aber sie hatten sich nicht gezeigt.
    Es lag mir auf der Zunge, nach ihnen zu rufen, ließ es aber bleiben, weil ich die Vampire nicht unbedingt warnen wollte.
    Der Garten lag jetzt in einer nahezu unheimlichen Ruhe. Nur der Wind säuselte durch dieses künstlich angelegte Gelände, über dem meiner Ansicht nach der Hauch von Tod und Gewalt schwebte.
    Ich ließ die Blutsaugerin liegen und bahnte mir meinen Weg zu Fuß. Ein kleines Rondell, vor dem eine helle Bank stand, war mein nächstes Ziel. Ich hatte es kaum erreicht, als ich seitlich und vom Haus her das Zischen hörte.
    Plötzlich war die Frau da!
    Eine Mulattin, mit halb zerschossenem Kopf und einem schiefen Kiefer. Sie sah furchtbar aus, aber ihre Vampirzähne waren noch intakt, und die wollte sie mir in den Hals stoßen.
    Ich erlöste sie mit dem Dolch, fing die Fallende auf und ließ sie liegen.
    Wie viele waren es jetzt noch?
    Geduckt huschte ich durch die Anlage. Mein Ziel war das Haus, das zu meiner Seite hin offen stand, so dass ich es fast übergangslos betreten konnte.
    Die Spuren waren nicht zu übersehen. Offene Türen, auch Blut auf dem Boden - und einen Mann, der keinen Kopf mehr hatte. Ich schluckte das würgende Gefühl hinunter, war irgendwo von der Rolle, weil ich darüber nachdachte, wer wohl den Kopf abgetrennt haben konnte.
    Hinter mir hörte ich schleichende Schritte. Ich fuhr herum, sprang zurück und sah nicht nur eine Blutsaugerin, gleich mehrere wollten mein Leben.
    Sie standen dicht zusammen, als hätte man sie aneinander geklebt. Schrecklich bleiche Gesichter, starre Augen, zombiehaft vorgestreckte Arme. Weshalb sie aufs Ganze gingen, wusste ich nicht.
    Möglicherweise war die Sucht nach frischem Menschenblut zu groß.
    Sie hatten gegen meine geweihten Silberkugeln keine Chance. Ich schaute zu, wie sie nach den Schüssen zusammensanken und von ihrem fürchterlichen Dasein erlöst waren.
    Tief atmete ich durch.
    Die Frauenstimme hinter mir traf mich fast wie ein Schock. »Gratuliere, John, das waren die Letzten!«
    Ich drehte mich nicht einmal um, das war einfach nicht möglich.
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