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0641 - Grabgesang

0641 - Grabgesang

Titel: 0641 - Grabgesang
Autoren: Werner Kurt Giesa
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blöde oder so dummdreist? - Du hast vorhin gesagt, wenn ich dich töte, erfahre ich nichts. Jetzt sagst du, ich erfahre grundsätzlich nichts. Warum also sollte ich Rücksicht auf dich nehmen? Ich werde dich nun töten.«
    Er lachte sie an. »Warum sollte ich das glauben?«
    Sie verstärkte den Druck auf die Klinge. Die Säbelspitze begann sich durch seine Kleidung zu drücken.
    »Niemand gebietet über mein Leben«, sagte er und erhob sich mit einem schnellen Ruck, beugte sich dabei ihr entgegen.
    Eva konnte den Säbel nicht mehr rechtzeitig zurückziehen.
    Die Klinge trat aus dem Rücken des grauen Mannes wieder hervor.
    ***
    Zamorra und Nicole ritten zum Tor.
    Vorsichtshalber hatten sie die Blaster schußbereit. Verdeckt, aber jederzeit einsatzbereit. Denn so ganz war Zamorra nicht sicher, ob sie nicht durchschaut werden würden. Die Uniformen schützten sie zwar, aber ihre Gesichter konnten sie damit nicht verbergen. Und eigentlich war dieses Fort viel zu klein, als daß nicht jeder jeden gekannt hätte.
    Trotzdem - es gab keinen anderen Weg, mit ihrer Ausrüstung nach draußen zu kommen. Sie hätten Pferde und Gepäck zurücklassen müssen. Deshalb waren sie beide bereit, auch ein großes Risiko einzugehen.
    Großes Risiko deshalb, weil die andere Seite ganz bestimmt nicht nur mit betäubenden Elektroschocks arbeitete, sondern mit handfesten Kugeln!
    Aber seltsamerweise funktionierte es.
    Man ließ sie passieren.
    Ob es daran lag, daß Zamorra einmal mehr Hypnose ausprobierte, oder an etwas anderem, das sie beide nicht begriffen, blieb ein Rätsel.
    Jedenfalls kamen sie unbehelligt hinaus. So schnell wie möglich brachten sie eine größere Distanz zwischen sich und das Fort. Falls jemandem plötzlich auffiel, daß hier nicht alles mit rechten Dingen zuging, sollten die mutmaßlichen Verfolger es nicht allzu einfach haben.
    Aber seltsamerweise gab es keine Verfolger.
    Schließlich richteten sie in einiger Entfernung ihr Lager ein.
    »Wenn etwas Ruhe eingekehrt ist«, überlegte Zamorra, »werde ich in die Nähe des Tors zurückkehren und da so weit in die Vergangenheit zurückgehen, daß ich herausfinden kann, wann Eva das Fort verlassen hat. Daß die Zeitreise innerhalb der Zeitreise funktioniert, wissen wir ja nun.«
    »Ich beginne allmählich daran zu zweifeln, ob diese ganze Aktion hier überhaupt noch einen Sinn hat«, sagte Nicole. »Zumindest so, wie wir sie derzeit ausführen. Vielleicht sollten wir erst einmal in die Gegenwart zurückkehren und ganz neu starten. Allerdings mit ganz neuen Informationen als Ausgangsbasis. Einiges haben wir ja nun schon herausgefunden. Aber… den Rest brauchen wir noch.«
    »Gerade deshalb will ich ja diesen Versuch noch starten«, sagte Zamorra. »Beobachten ist einfacher und unauffälliger als fragen.«
    »Dann wollen wir hoffen, daß es funktioniert«, sagte Nicole. »Und daß wir nicht dabei erwischt werden…«
    ***
    Erschrocken starrte Eva den Mann in Grau an.
    Die Klinge war durch seinen Körper gedrungen.
    Sie hatte es nicht gewollt.
    Trotz ihrer Drohungen hatte sie nicht geglaubt, ihn einfach so töten zu können. Es war ein Bluff gewesen, mehr nicht. Er hatte diesen Bluff durchschaut. Er hatte sich erhoben.
    Und sich dabei gegen die Säbelspitze gedrückt, sich vorwärts gedrückt. Sie war nicht rasch genug gewesen, um die Waffe zurückzuziehen, die ihn durchbohrt hatte.
    Selbstmord…
    Diese Erkenntnis half ihr nicht.
    Sie hatte getötet.
    Wieder einmal.
    Und wieder aus ureigenstem Interesse.
    Wie in Broceliande, als sie den Troll tötete, ohne es zu wollen…
    Wie auf dem Schiff, als die Horde über sie herfallen wollte…
    Wie in verschiedenen anderen Situationen…
    Erinnerung?
    Nein. Da waren nur Eindrücke, die sie nicht verstand. Verwirrende Bilder, von denen sie überschwemmt wurde, die aber ebenso rasend schnell wieder verschwanden, wie sie aufgetaucht waren. Irgendwie hatte Eva das Empfinden, daß einige dieser Bilder für sie Zukunft waren. Und doch waren sie bereits geschehen.
    Sie begriff nicht, weshalb es diesen krassen Gegensatz gab. Was geschehen war, war Vergangenheit. Was noch nicht geschehen war, war Zukunft. Aber hier schien alles anders zu sein: Was noch nicht geschehen war, war Vergangenheit, was geschehen war, war Zukunft.
    Wieder spürte sie diese Kälte in sich.
    Sie wußte nicht, wer und was und warum sie war.
    Sie hatte Angst.
    Angst vorm Leben, vorm Sterben, Angst vor allem. Es war so unbestimmt, so unberechenbar. Was war
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