Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
einwirkte.
    Sie schrumpften beide!
    Auch Schnecke und Schneckenreiterin schrumpften. Von ihnen ging die Magie aus, die sie alle verkleinerte. Yaga sah es an ihrer Umgebung. Sie versuchte, dagegen anzukämpfen, aber es gelang ihr ebensowenig, wie sie vorher aus eigener Kraft ihrem Traum hatte entfliehen können. Diesmal jedoch konnte der Ofen ihr nicht helfen, konnte sie nicht mit Gewalt aus ihrem hilflosen Zustand reißen. Er war selbst hilflos geworden.
    Sie versuchte, mit ihrer eigenen Magie die Schnecke und deren Reiterin anzugreifen. Aber in diesem Fall funktionierte das nicht. Sie griff sich nur selbst an. Denn sie war zum Bestandteil eines magischen Feldes geworden, das zur Schnecke gehörte.
    War dies die Strafe für ihren Spott, den sie vorhin bei der ersten Begegnung geäußert hatte?
    Sie erinnerte sich, wie sie selbst andere mit einem Schrumpfzauber belegt hatte. Unter anderem ihren Erzfeind Zamorra. Sie hatte ihn auf Däumlingsgröße verkleinert, um ihn selbst normalen Alltagsdingen gegenüber empfindlich zu machen. Als so winziges Wesen besaß ein Opfer der Hexe praktisch keine Überlebenschancen. Schon eine Ratte - oder eine Katze, die das Opfer für eine Maus hielt - konnte ihm zum Verhängnis werden. Ein achtlos vorübergehender Mensch konnte den Verkleinerten zertreten, ohne ihn überhaupt zu bemerken… [4]
    Und jetzt war sie selbst zum Opfer geworden, weil ein anderer genau diese Magie auf sie anwandte!
    Sie versuchte, zu ihrem Ofen zurückzukehren.
    Eben noch, als der über die plötzlich in seinem Weg erscheinende Riesenschnecke gestolpert war, waren sie beide nahe beieinander gewesen. Da hatten sie noch ihre Normalgröße besessen.
    Jetzt aber - waren sie geschrumpft!
    Beide!
    Und sie waren weit voneinander entfernt!
    Denn ihre Umgebung hatte sich nicht mit verkleinert.
    »Ich breche diesem Elf en-Biest das Genick«, keuchte Yaga wütend, »und die Schnecke wird meine nächste Mahlzeit…«
    Nur waren das leere Versprechungen, die sie nicht einhalten konnte, denn auch Schnecke und Schneckenreiterin waren längst außerhalb ihrer Reichweite. Jetzt, da der Schrumpfungsprozeß sein Ende gefunden hatte, existierte auch das magische Feld nicht mehr, das bis dahin noch eine Verbindung zwischen ihnen geschaffen hatte.
    Riesig waren die Entfernungen plötzlich geworden, unerreichbar jeder andere.
    Yaga war zum zweiten Mal, seit sie den Wald betreten hatte, von ihrem Ofen getrennt und auf sich allein gestellt…
    Sie gab sich einen Ruck. Wie sie den Ofen wiederfinden konnte, war ihr klar. Das Feuer verstärken und sich danach orientieren…
    Nur funktionierte das diesmal nicht.
    Denn auch das Feuer war mit dem Ofen miniaturisiert worden. Es war nur noch ein winziges, kaum wahrnehmbares Glutnest, nicht einmal ausreichend, eine ›normale‹ Zigarette in Brand zu setzen.
    Nur die magischen Tast- und Orientierungssinne der Hexe hatten sich nicht entsprechend angepaßt.
    Für sie war das Mini-Feuer im Mini-Ofen zu klein, um erkannt zu werden.
    Yaga konnte nicht mehr feststellen, wo sich ihr eisernes Reittier befand…
    Aber das war noch längst nicht alles.
    Denn jetzt, da sie winzig war, hatte der normalgroß gebliebene Wald noch viel bessere Möglichkeiten, sie zu bekämpfen. Und genau das tat er jetzt…
    ***
    »Vielleicht«, sagte Ted Ewigk leise, »gibt es ja doch noch eine Möglichkeit, wie ich dir helfen kann. Dazu müßte ich allerdings wissen, wohin genau die Hexe will. Ich könnte ihr zuvorkommen und ihren Plan vereiteln. Wenn sie beispielsweise einen Brunnen vergiften will, könnte ich den vorher so abdecken und versiegeln, daß sie ihn nicht mehr öffnen kann, ganz gleich, wie stark und mächtig sie ist.«
    »Warum sprichst du vom Brunnenvergiften?« fragte Merlin.
    »Es war ein Beispiel«, sagte Ted alarmiert. Sein Gespür meldete sich wieder, aber in diesem Fall hätte er darauf auch verzichten können. Er hätte schon strohdumm sein müssen, wenn der Tonfall in Merlins Frage ihn nicht mißtrauisch gemacht hätte. »Ebenso hätte ich sagen können: wenn sie versucht, eines der Fabelwesen umzubringen, finde ich es vor ihr und schaffe es in Sicherheit, damit sie es nicht mehr angreifen kann.«
    »Dennoch«, murmelte Merlin. »Dennoch ist es erstaunlich, daß du vom Brunnenvergiften sprachest. Wie bist du ausgerechnet auf dieses Beispiel gekommen?«
    »Gegenfrage«, konterte Ted. »Weshalb ist dir ausgerechnet dieses Beispiel so wichtig, daß du dich jetzt förmlich daran festbeißt?«
    »Es gibt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher