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064 - Der Frauenhexer

064 - Der Frauenhexer

Titel: 064 - Der Frauenhexer
Autoren: Earl Warren
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soll. Sie alle sagen, du seiest ein Hexenmeister, Gilbert. Wenn ich an den Tod meines Bräutigams denke, an viele Ereignisse, dann kommt es mir vor, als seien böse, übernatürliche Mächte im Spiel. Und deine Augen blicken mich manchmal so seltsam an, so drohend.“
    „Es sind nicht meine Augen. Es ist mein Gesicht, Roxane, und meine Herkunft. Mein Feuermal stört dich, und daß ich nur ein einfacher Mann bin, während du die Tochter eines Grafen bist.“
    „Nein, Gilbert, das darfst du nicht glauben.“
    Thorn küßte Linda. Die Kamera fuhr noch näher heran und machte eine Großaufnahme von den Köpfen des Mannes und der Frau. Plötzlich stieß Thorsten Thorn‚ einen Schrei aus, preßte die Hände auf die rechte Niere. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz.
    „Aus, aus. Was ist denn jetzt schon wieder?“
    Schultz-Breitenberg kam herbei, beugte sich über Thorn, der stöhnend und zusammengekrümmt auf der Bank saß.
    „Jemand hat mich in die Niere geboxt“, sagte Thorn gepreßt. „Zum Teufel, Linda, was soll denn das?“
    Linda Scholz war völlig verblüfft.
    „Du glaubst doch nicht etwa, daß ich …?“ Sie sah sich um, sah den Regisseur an. „Was hat er denn nur?“
    Thorn erhob sich, ging ein paar Schritte. Er massierte die schmerzende Stelle.
    Linda sah den Kameramann und den Kameraschwenker an, die auf der fahrbaren Bühne hinter der Kamera standen. Die zweite Kamera war bei diesem Teil der Einstellung nicht gelaufen.
    „Linda hat Ihnen nichts getan, Herr Thorn“, sagte der Kameramann. „Vielleicht sind Ihre Nieren nicht in Ordnung.“
    „Das wäre mir neu. Teufel, Teufel, das war ein Schmerz.“
    Schultz-Breitenberg schäumte vor Wut. Er hatte geglaubt, alle Schwierigkeiten zu kennen, die einen Regisseur behindern konnten, aber so etwas war ihm noch nicht vorgekommen. Es hatte sich herumgesprochen, daß bei den Dreharbeiten etwas Merkwürdiges vorging. Dreiundvierzig Personen bildeten einen Halbkreis um die Kameras und die Gruppe vor der Rosenlaube.
    „Alle auf Ihre Plätze“, rief Schultz-Breitenberg. „Wer hier nichts zu tun hat, soll verschwinden. Wir drehen die Einstellung noch einmal.“
    Thorsten Thorn biß die Zähne zusammen. Er war ein sehr disziplinierter Mensch und nickte dem Regisseur zu, als dieser ihn fragend ansah. Wieder saß Linda Scholz allein da, schaute sorgenvoll über das Tal. Thorn kam. Der bereits bekannte Dialog begann. Diesmal passierte nichts. Aber Schultz-Breitenberg war nicht recht zufrieden.
    „Roxane ist Ihre Geliebte, Signefeu“, erklärte der Regisseur. Er hatte die Angewohnheit, die Darsteller mit dem Namen der Person anzureden, die sie im Film verkörperten. „Sie will Sie küssen, nicht beißen. Also verkrampfen Sie sich nicht so. Sie ist ein hübsches, reizvolles Mädchen, kein Boxer, der Ihnen einen Schlag versetzen will.“
    Erst mit der vierten Aufnahme war Schultz-Breitenberg zufrieden. „12.35 Uhr – 13.20 Uhr: Einstellung 203. Okay. Vier Aufnahmen, 1,2 und 3 UB (unbrauchbar). 4 kopieren. Einstellung und Szene: Dialog Roxane von Falkenfels (Linda Scholz) und Gilbert Signefeu (Thorsten Thorn); Liebesszene. Verbrauchter Film: 88 Meter“, diktierte der rotblonde Regieassistent dem Script-Girl.
    Nun wurden die Vorbereitungen getroffen, die Szene zu wiederholen, die durch das Auffinden des Toten unterbrochen worden war.
    Die Aufnahmewagen mit der ersten Kamera fuhr auf den Hügel, hielt gegenüber dem Galgen. Thorsten Thorn postierte sich vor dem Haus. Hinter dem Hügel warteten Leonora Rycka und ihre‚ Hexen’ sowie Thomas Leupolt und die‚ Räuber’. Vor dem Haus war die zweite Kamera auf dem Aufnahmewagen drehbereit. Wieder wurde die Szene ohne Ton gedreht.
    In dem alten Haus machten sich mehrere Darstellerinnen für ihren Auftritt fertig. Wenn die‚ Räuber’ die‚ Hexen’ angriffen, sollten sie herbeieilen und ihrem Herrn und Meister helfen.
    Schultz-Breitenberg kontrollierte den Stand der Vorbereitungen.
    „Kamera eins?“
    „Okay.“
    „Thorsten?“
    „Okay.“
    „Wie sieht’s da drin im Haus aus? Alles fertig?“
    Ein schriller Schrei antwortete dem Regisseur. Die fünf Darstellerinnen kamen aus der Haustür gerannt, rafften ihre langen Röcke.
    „Was ist denn los?“
    „Kröten! In unserer Garderobe wimmelt es von Kröten. Niemand kann mir zumuten, daß ich mich in einem Zimmer aufhalte, in dem häßliche Kröten umherhüpfen. Wie die aussehen, igitt, igitt.“
    Schultz-Breitenberg und Thorsten Thorn liefen ins Haus. Ein
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