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064 - Der Frauenhexer

064 - Der Frauenhexer

Titel: 064 - Der Frauenhexer
Autoren: Earl Warren
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Raum war als Garderobe für die Nebendarsteller und Statisten eingerichtet worden. Der Regisseur und Thorsten Thorn sahen den Maskenbildner und den Friseur an der Tür stehen.
    „Sehen Sie sich das an“, sagte der Maskenbildner. „Das waren etwa zwei Dutzend faustgroßer, warziger, häßlicher Kröten. Sie waren überall. Auf dem Boden, auf der Liege, auf Stühlen und Schminktischen. Sogar auf dem Schrank saß eine.“
    „Wo kommen die denn her?“ fragte Thorn.
    Der Maskenbildner und der Friseur begannen gleichzeitig zu reden. Auf einen Wink Schultz-Breitenbergs sagte der Maskenbildner: „Von dort, unter dem Schrank.“
    Schultz-Breitenberg rief nach einer Taschenlampe. Er und Thorsten Thorn schauten unter den Schrank. Hinten an der Wand waren ein paar morsche, vermoderte Dielen eingebrochen. Aus der dunklen Öffnung mußten die Kröten gekommen sein.
    „Wahrscheinlich aus dem Keller“, meinte der Regisseur. „Dieses alte Gemäuer ist so verwinkelt und verzweigt, daß niemand sich richtig auskennt.“
    Es dauerte eine ganze Weile, bis ein paar Männer die Kröten eingefangen, in einen Sack gesteckt und hinausgebracht hatten. Bretter wurden über das Loch im Boden gelegt. Doch auch dann weigerten sich die Darstellerinnen noch, das Zimmer wieder zu betreten.
    „Wir wollen eine ordentliche Garderobe, in der wir uns schminken und umziehen können“, sagte die Sprecherin, eine schwarzhaarige, sehr hübsche und sehr energische Person. „Es ist eine Zumutung, daß wir in ein finsteres, feuchtes Loch gepfercht werden, in dem es von Ungeziefer wimmelt.“
    Das Zimmer war weder finster noch feucht, doch das spielte für die Schwarzhaarige keine Rolle. Auch die männlichen Darsteller schickten einen Sprecher zu Schultz-Breitenberg und forderten Räume außerhalb des alten Gemäuers. Als Linda Scholz sich diesen Forderungen anschloß, mußte der Regisseur wohl oder übel nachgeben.
    „Also gut“, stimmte er zu. „Morgen werden wir anfangen, Baracken außerhalb des Galgenwirtshauses zu errichten. Aber heute müßt ihr eben noch einmal mit diesen Räumen hier vorliebnehmen. Wir müssen endlich weiterkommen. Es ist schon fast 15.00 Uhr, und wir haben erst eine Szeneneinstellung im Kasten.“
    Als knapp vor 16.00 Uhr endlich alles für die Aufnahmen vorbereitet war, hatten sich dunkle Wolken am Himmel zusammengezogen. Das Licht war so schlecht, daß nicht gedreht werden konnte.
    „Aus!“ schrie Schultz-Breitenberg wütend. „Verdammtes Gewitter! Das hat mir gerade noch gefehlt. Nicht einmal auf den verdammten Wetterbericht ist Verlaß. Und morgen ist wieder alles verregnet und matschig.“
    Wütend stapfte er zum Hotel, denn für diesen Tag waren die Dreharbeiten beendet. Doch etwas wollte Schultz-Breitenberg noch erledigen.
    „Ich will die Scholz und den Thorn im Hotel sprechen“, sagte er zu seinem Regieassistenten. „Später dann die andern auch. Mir scheint, jemand will aus irgendwelchen Gründen die Dreharbeiten sabotieren. Aber bei mir nicht. Bei mir nicht!“
     

     

Das Gespräch mit Schultz-Breitenberg brachte kein Ergebnis. Linda Scholz blieb bei ihrer Aussage, sie habe eine Stimme gehört und die Berührung einer kalten Hand gespürt. Thorsten Thorn erklärte noch einmal, daß er einen knallharten Schlag in die rechte Niere bekommen habe.
    „Fühlt sich einer von Ihnen ernstlich krank?“ erkundigte sich Schultz-Breitenberg. Linda Scholz und Thorsten Thorn verneinten.
    „Haben Sie eine Ahnung, was diese merkwürdigen Geschehnisse verursacht haben könnte?“
    „Vielleicht spukt es im Galgenwirtshaus und in der Umgebung. So viele schlimme Dinge sind geschehen, seit wir hier sind“, sagte Linda Scholz.
    „Erwarten Sie von mir, daß ich eine solche Erklärung akzeptiere?“ fragte der Regisseur schärfer, als er es beabsichtigt hatte.
     

     
    Am Abend hielt er eine kleine Ansprache im Speisesaal. Es war drückend schwül, ein heißer Augusttag. Das Gewitter konnte jede Minute losbrechen.
    „Meine Damen und Herren“, begann er. „Seit unserer Ankunft sind ein paar Dinge geschehen, die mir mißfallen. Dazu gehören dieser alberne Spuk in der Nacht und andere Dinge, über die mir von verschiedenen Personen hier im Raum berichtet worden ist.“ Er nannte keine Namen. „Ich ziehe daraus die Schlußfolgerung, daß entweder mehrere Mitglieder dieses Teams hochgradig hysterisch sind, oder daß jemand mit Absicht die Dreharbeiten sabotiert.‚ Das Galgenwirtshaus’ ist ein Experiment der
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