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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick
Autoren: Edgar Wallace
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leerstehen, Dick«, hatte er gesagt. »Du würdest mir einen Gefallen tun, wenn du darin wohnen würdest, solange du deine eigene Wohnung vermietet hast. Ich werde meinem Diener sagen, daß du kommst. Auch meine Garage mit dem Wagen steht dir zur Verfügung.«
    Dick hätte zwar ein Hotel vorgezogen, wollte Tommy aber nicht kränken und hatte den Vorschlag angenommen.. Der .Diener des Lords erwartete ihn am Bahnhof.
    »Leider hat Seine Lordschaft zu spät angerufen«, entschuldigte er sich. »Die ganze Dienerschaft war schon auf Urlaub gefahren. Entschuldigen Sie bitte, Sir, aber Lord Weald hatte uns vor seiner Abreise alle beurlaubt.« Dick beruhigte ihn.
    »Ich brauche wirklich niemand, Minns, ich kann mich selbst versorgen. Ich esse in einem Restaurant.«
    Ein kalter Imbiß stand jedoch bereit. Dicks Zimmer lag im dritten Stock. Auf dieser Etage zog sich die ganze Hausfront entlang ein breiter Balkon, zu dem man vom Zimmer aus durch drei Fenstertüren Zutritt hatte. Zwei dieser Türen waren geschlossen und die Rolladen heruntergelassen, während die dritte offenstand.
    »Der Laden dort ist schadhaft, Sir.« Der Diener zeigte zur offenstehenden Balkontür hin. »Der Gurt ist gerissen, und ich mußte den Laden mit einem Keil befestigen, damit er nicht zufällt.« Minns legte einen kleinen Schlüssel auf den Tisch. »Diesen Hausschlüssel lasse ich Ihnen hier, Mr. Staines.« Der Mann verabschiedete sich, und Dick war allein in dem großen Haus. Er kleidete sich aus und zog einen bequemen Schlafanzug an. Mechanisch steckte er den ihm überlassenen Hausschlüssel in die Jackentasche und trat auf den Balkon hinaus. Lange blickte er auf die Straße hinunter, bis er endlich durch die leise plätschernden Regentropfen aus seinem Nachsinnen gerissen wurde. Erstaunt sah er zum Himmel empor, der sich mit tiefhängenden Wolken überzogen hatte. Im gleichen Moment krachte auch schon ein heftiger Donnerschlag, und das freundlich scheinende Licht aus seinem Schlafzimmer war wie ausgewischt. Durch die Erschütterung hatte sich der Keil, der den Rolladen nur behelfsmäßig offenhielt, gelöst, und der Laden war zugefallen. Damit war der einzige Rückweg ins Zimmer versperrt. Alle Bemühungen Dicks, den Laden wieder zu öffnen, blieben erfolglos. Der Regen war inzwischen heftiger geworden, und Dick war nach wenigen Minuten bis auf die Haut durchnäßt. Tief unter ihm lag öde und leer der Platz - nirgends eine Menschenseele, die er hätte zu Hilfe rufen können! Nur das einsame Schlußlicht eines Autos leuchtete von unten herauf. Da Staines keine Lust verspürte, die ganze Nacht im Regen zu verbringen, sah er sich nach einem Ausweg um. Am Nebenhaus, das Mr. Derrick gehörte, zog sich genau der gleiche Balkon hin wie der, auf dem er sich befand. Etwa zwei Meter unüberbrückter Zwischenraum trennte die beiden Balustraden voneinander - keine zu große Entfernung, doch ziemlich unüberwindlich, da darunter das harte Asphaltpflaster des Lowndes Square war. Aber was half es? Er mußte versuchen, aus diesem Dilemma herauszukommen. Obwohl der durchtrainierte Staines Schwindelanfälle nur dem Namen nach kannte, wollte ihm doch das Herz stehenbleiben, als er am Haussims entlang die kurze, aber gefährliche Kletterpartie zum Balkon des Derrickschen Hauses . begann. Endlich stand er schweratmend auf dem Nachbarbalkon.
    Auch von hier aus führten verschiedene Fenstertüren ins Hausinnere, und zu Dicks Freude stand eine offen. Er kam in einen Raum, der wohl als Büro genutzt wurde; denn auf einem Pult stand eine Schreibmaschine. Ein an der Wand hängender Abreißkalender wies einige Notizen auf, die von der Sekretärin Derricks stammen mochten. Die Tür zum Gang war nicht verschlossen.
    Das Treppenhaus lag jedoch in tiefem Dunkel. Erst nach langem Suchen entdeckte Staines den Lichtschalter, so daß er den Weg nach unten finden könnte. Er wollte nachsehen, ob er durch die Haustür auf die Straße und wieder zurück in Wealds Haus gelangen konnte, dessen Schlüssel er rein zufällig eingesteckt hatte. Zu seinem Schrecken war jedoch die Haustür nicht nur verriegelt, sondern auch verschlossen, so daß er sich in der unangenehmen Lage befand, Gefangener in einem fremden Haus zu sein.
    Er suchte nach einem ändern Ausweg und ging in den Keller, in der leisen Hoffnung, wenigstens den Lieferanten- und Dienstboteneingang offen zu finden. Zu seinem Erstaunen brannte über einer Tür eine Lampe, und als er die Tür öffnete, befand er sich in Derricks
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