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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick
Autoren: Edgar Wallace
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Hörnern packte. Ich bin dorthin gegangen, wo sie wohnt, und habe mich nach ihr erkundigt. Der alte Herr, der das Glück hat, den ganzen Tag in ihrer Gesellschaft zu verbringen, heißt Cornfort.
    Sein Dasein verbringt er in den verschiedensten Badeorten. Ich habe sogar mit dem Mädchen selbst gesprochen - ich wünschte ihr ›guten Morgen‹.«
    Tommy strahlte siegessicher.
    »Und was erwiderte sie auf deine Unverschämtheit?«
    »Aber, Dick - bist du eifersüchtig? Was sie sagte? Natürlich erwiderte sie holdselig lächelnd meinen Gruß. Sie ist eine wirkliche Dame, das verriet mir schon ihre Ausdrucksweise. Die Worte kamen wie Schlagsahne aus ihrem Mund.« Obwohl Staines über Tommys Bericht lachen mußte, konnte er doch nicht umhin, die Begeisterung des Freundes berechtigt zu finden. Sie bummelten noch lange hin und her, freilich ohne sich einzugestehen, daß sie es nur in der Hoffnung taten, der schönen Krankenpflegerin noch einmal zu begegnen. Als es dunkel wurde, brachen sie ihren Spaziergang ab und begaben sich ins Hotel zurück. Sie hatten sich gerade zum Whisky Soda niedergelassen, als auch Derrick eintrat und sich auf einen Wink Tommys an ihren Tisch setzte.
    »Guten Abend, meine Herren!« begrüßte er sie. »Wenn ich Lord Weald einen Tag nicht sehe, ist mir gleich, als fehle mir mein zweites Ich. Wir sind die reinsten siamesischen Zwillinge - sogar unsere Häuser in London sind Zwillinge. Und Brighton ist nicht groß genug, uns zu trennen.« Er belachte seinen eigenen Witz und bestellte sich zu trinken. Dann wandte er sich an Dick: »Nun, Inspektor Staines, was hat Sie nach Brighton gelockt? Beruflich? Nein? Sie wundern sich wohl, daß ich Sie kenne? Nun, ich habe Sie schon oft im Gerichtssaal gesehen, wenn Sie als Zeuge auftraten. Ich bin oft zu Verhandlungen gegangen, weil ich mich für kriminalistische Fragen interessiere - eine Vorliebe, die ich von meinem Vater geerbt habe. Meine Sammlung fachwissenschaftlicher Werke der Kriminalistik ist in ihrer Reichhaltigkeit wohl einzigartig.«
    Tommy schien der Moment gekommen, Derrick über sein Freundschaftsverhältnis zu Staines aufzuklären. »Dick und ich sind Studienfreunde, Mr. Derrick. Sie sehen in ihm ein Schulbeispiel, wie tief ein Mensch sinken kann. Polizist zu werden! Ist das nicht schrecklich?«
    Ohne auf den Scherz einzugehen, richtete Derrick das Wort unbeirrt weiter an Dick.
    »Es ist gar keine schlechte Idee, daß wir uns heute abend kennenlernen. Vor wenigen Tagen erst unterhielt ich mich mit einem Freund über den berühmt gewordenen Mord von Slough - Sie werden sich wohl kaum daran erinnern können, Mr. Staines. Ich hielt mich damals gerade in Südafrika auf, und Zeitungen erreichten mich nur in unregelmäßigen Abständen. Der Mann, der den Kassierer der Textilfabrik in Slough am hellichten Tag erschoß und beraubte, wäre, so behauptete mein Freund, nie festgenommen worden, während ich die gegenteilige Ansicht vertrat. Ich glaube, irgendwann in der Zeitung gelesen zu haben, daß er verurteilt und hingerichtet worden sei. Der Fall liegt etwa zehn Jahre zurück.«
    »Ja, am selben Tag, als ich zur Polizei kam, ereignete sich das Verbrechen«, erwiderte Dick. »Nein, Mr. Derrick, den Täter hat man nicht - allerlei Spuren, ja, aber ihn selbst hat man noch nicht erwischt.«
    »Hat man nicht auf dem Revolverlauf, mit dem der Kassierer niedergeschossen wurde, einen Daumenabdruck gefunden? So war es doch? Ich erinnere mich jetzt wieder an die Einzelheiten. Nun gut, das heißt also«, stellte Derrick fest, »daß ich meine Wette verloren habe. Und dabei hätte ich schwören können, recht zu haben. Mag sein, daß ich den Fall mit einem anderen verwechselt habe. Sie wundern sich, warum mir das alles so wichtig ist? Ich sagte Ihnen schon, daß ich diese Liebhaberei von meinem Vater übernommen habe. Er war ja, wie Sie vielleicht wissen, Besitzer einer der umfangreichsten Fingerabdrucksammlungen der ganzen Welt. Er wollte nachweisen, daß die Theorie, nach der es keine zwei sich völlig gleichenden Fingerabdrücke gebe, falsch sei. Er machte geltend, daß die Polizei ja nur Abdrücke von Leuten besitze, die einmal mit ihr in Berührung gekommen sind. Die Millionen anderer - also die Mehrzahl -, die ihr Leben verbringen und beenden, ohne je mit der Polizei in Konflikt zu kommen, könnten infolgedessen überhaupt nicht erfaßt werden. Mein Vater bestach Werkmeister, Geschäftsführer und auch Arbeiter, ihm die Fingerabdrücke ihrer Untergebenen und
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