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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick
Autoren: Edgar Wallace
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Nebenhaus stand jetzt ein Motorrad. Die Polizei war eingetroffen.
    Was sollte er nun machen? Er glaubte, sich nicht getäuscht zu haben, als er Mary Däne erkannt hatte, aber . . .
    Nein, sie konnte es nicht gewesen sein! Ein Mädchen wie sie würde nicht. . .
    Endlich gab er den inneren Kampf auf. Direkt von der Hausdiele aus gelangte er in Wealds Garage, öffnete das Tor und fuhr den bereitstehenden Wagen auf die Straße hinaus. Erst jetzt verspürte er Hunger. Er ging in die Küche, auf die ihn Minns vor seinem Weggehen aufmerksam gemacht hatte, und versorgte sich mit Lebensmitteln, um den Hunger zu stillen.
    Eine Weile stand er noch unschlüssig vor dem Auto.
    Wenn ich jetzt nach Brighton fahre, sagte er sich, dann nur, um herauszubekommen, ob Mary Däne tatsächlich die Einbrecherin gewesen sein könnte - anders werde ich meine Ungewißheit nicht los.

3
    Der Sturm, der bei seiner Abfahrt in London tobte, brach unterwegs nach Brighton nochmals mit voller Gewalt los. In Dorking holte er das Gewitter ein. Es schüttete wie aus Kübeln - unablässig prasselte der Regen gegen die Scheiben des dahinrasenden Wagens. Punkt ein Uhr fünfzehn hielt er in Brighton vor dem Metropol, in dessen Räumen gerade ein Maskenball in vollem Schwung war. Vom Portier erfuhr er, daß Tommy sich in den Festräumen befinde.
    Dick legte seine triefende Lederjacke ab und betrat einen der Säle. Eine der ersten Personen, die ihm entgegenkamen, war eine Dame im Kostüm einer Krankenpflegerin. Mit einer raschen Bewegung zog sie die Maske vom Gesicht und blieb vor Dick stehen.
    »Ich habe Sie überall gesucht, Mr. Staines«, begrüßte sie ihn. »Woher ich Ihren Namen kenne? Lord Weald hat ihn mir genannt.«
    Dick traute seinen Augen nicht - es war wirklich Miss Däne, die vor ihm stand.
    »Sind Sie - schon den ganzen Abend hier, Miss Däne?« fragte er stotternd.
    Sie runzelte die Stirn.
    »Ja. Warum fragen Sie?«
    »Sagen Sie mir erst, warum Sie mich eigentlich suchten?«
    Sie öffnete das Täschchen, das sie in der Hand trug, und zog einen goldenen Füllhalter heraus, dessen Kappe aus rotem Kautschuk war.
    »Dieser Stift muß Ihnen heute - oder vielmehr gestern morgen verlorengegangen sein, als Sie uns beim Weiterschieben des Krankenstuhls behilflich waren. Ich fand den Stift unter Mr.
    Cornforts Decke. Bringen Sie mir nun als Belohnung eine Portion Eis? Ich habe entsetzlichen Durst.«
    Er steckte den Stift ein und beeilte sich, die gewünschte Erfrischung zu holen. Sie nahm das Tellerchen dankbar lächelnd entgegen.
    »Sie werden eine schöne Meinung von mir als Krankenschwester haben - oder hätten Sie gedacht, mich auf einem Maskenball anzutreffen? Ich kam aber nur deshalb her, weil ich Ihnen Ihr Eigentum zurückgeben wollte. Mr. Cornfort wird von der Nachtschwester betreut, und so konnte ich mich frei machen. Ich erfuhr, daß hier ein Ball stattfindet, borgte mir eine Maske und benutzte meine Berufskleidung als Kostüm. Wie spät ist es eigentlich?«
    Dick nannte ihr die Zeit, und sie verzog erschrocken das Gesicht.
    »Gott, schon so spät?«
    »Haben Sie Tommy gesprochen?« fragte er.
    »Tommy? Ach so. Sie meinen Lord Weald? Ja, ich traf ihn. Er ist wirklich ein netter Mensch. Er wollte zu gerne einen Blick hinter meine Maske werfen und durchaus wissen, wer ich sei. Er ist Ihr Freund, nicht wahr?« Sie stutzte und schien erst jetzt zu bemerken, daß er in nicht gerade salonfähiger Kleidung erschienen war. »Lord Weald sagte mir aber doch, Sie seien nach London zurückgefahren?«
    »Stimmt, aber ich kehrte gleich wieder um. Ich habe Tommy etwas Dringendes mitzuteilen.«
    Er vergaß dabei ganz, daß die Ereignisse, die sich in London abgespielt hatten, mehr den Besitzer des Nebenhauses, Mr. Walter Derrick, interessieren mußten als den Lord. Als ihm dies einfiel, erkundigte er sich bei Miss Däne nach ihm.
    »Mr. Derrick?« fragte sie verwundert. »Ach ja - der Mann, der mich beinah überfahren hätte? Nein, den habe ich nicht gesehen. Wahrscheinlich wird er sich auch irgendwo hier in einer unkenntlichen Maske herumtreiben.«
    Einige Minuten standen sie noch plaudernd beieinander, dann machte Mary Däne Anstalten zu gehen. Als sie ihm ihren Garderobeschein anvertraute, ergriff er die Gelegenheit, ihr seine Begleitung anzubieten, und freute sich wie ein König, daß sie seinen Vorschlag annahm. Nachdem sie neben ihm im Wagen Platz genommen hatte, fragte sie ihn: »Warum erkundigten Sie sich eigentlich, ob ich schon den ganzen Abend im
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