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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick
Autoren: Edgar Wallace
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zehn Uhr war er beim Chef und erhielt die Zusicherung, mit der Untersuchung betraut zu werden.
    »Nehmen Sie die Sache aber nicht zu leicht, Staines«, warnte Bourke. »Sie ist wichtiger, als wir zuerst dachten.«
    Staines wunderte sich, denn er hatte nur an einen gewöhnlichen Einbruch gedacht.
    »Erinnern Sie sich des Mordes von Slough?« fragte der Chef.
    »Ja. Ich trat damals gerade bei der Polizei ein und verfolgte den Fall in der Zeitung.«
    »Wie Sie wissen werden, ist es uns bisher nicht gelungen, den Täter zu fassen. Die einzige brauchbare Spur, die er zurückließ, war ein Daumenabdruck auf dem Lauf der Waffe. Nun gut. Der Täter ist mit der Beute, sechshundert Pfund, unerkannt entkommen. Alles, was wir von ihm haben, ist dieser unscheinbare . . .« Bourke unterbrach sich und starrte Dick an, der gespannt des Kommenden harne. Ehe der Chef fortfuhr, öffnete er ein Schubfach seines Pultes, entnahm ihm ein kleines Bild und reichte es seinem Inspektor, der es interessiert in die Hand nahm. »Sehen Sie sich die Aufnahme genau an, Staines - Sie werden sie noch gut gebrauchen können. Es ist die Wiedergabe des auf dem Lauf der Mordwaffe gefundenen Daumenabdrucks. Wissen Sie, warum ich die alte Geschichte wiederkäue? Nun, diesen gleichen Abdruck haben wir heute morgen, als meine Leute den Einbruch bei Derrick untersuchten, auf dem Wasserglas gefunden, das Larkin zum Biertrinken benutzte.«
    Dick nahm das Bild in die Hand und prüfte lange jede Einzelheit. »Merkwürdig!« sagte er endlich. »Was wollen die Leute von Derrick? Das ist schon der zweite Versuch ...«
    »Nein, der dritte«, verbesserte ihn Bourke. »Einmal wurde, ohne daß Derrick davon erfuhr, ins Haus eingebrochen. Wissen Sie, was ich glaube? Nein? - Setzen Sie sich erst einmal, Staines. Der alte Derrick, der Vater Walters, ritt ein ganz besonderes Steckenpferd . , .«
    »Ja, sein Sohn erzählte mir gestern davon.«
    »Von der Fingerabdrucksammlung seines Vaters?«
    »Ja.«
    »Wir nannten den Alten hier im Yard bloß den ›Amateur-Daktyloskopen‹. Er muß Tausende von Abdrücken gesammelt haben. Sein ganzes Sehnen und Trachten lief darauf hinaus, die Polizei in ihrer Annahme, es gäbe keine Fingerabdrücke verschiedener Personen, die einander völlig gleich seien, ins Unrecht zu setzen. Den ganzen Tag brachte er in seinem Arbeitszimmer mit dem Tabellarisieren und Registrieren der gesammelten Abdrücke zu. Ich bin fest überzeugt, daß er seiner Theorie doch noch zum Erfolg verholten hätte, wenn ihm nur etwas mehr Zeit dazu verblieben wäre.« Bourke machte eine kurze, vielsagende Pause. »Ich bin nämlich zu der Annahme gelangt, daß es dem alten Derrick kurz vor seinem Tode noch gelungen sein muß, die lange gesuchte Dublette zu einem Fingerabdruck zu finden - das heißt, es könnte sein, daß er den Abdruck, den der Mörder von Slough auf der Mordwaffe hinterlassen hatte, unter den von ihm neu gesammelten Abdrücken wiederentdeckt hat.«
    »Aber«, gab Staines zu bedenken, »Walter Derrick hatte doch, wie er gestern jedenfalls behauptete, die ganze Sammlung seines Vaters verbrennen lassen?«
    »Die ganze? Wer weiß: Vielleicht wurden die zuletzt zusammengekommenen Stücke gesondert aufbewahrt und waren noch nicht in die Sammlung eingereiht. Ich habe sie damals mit eigenen Augen gesehen - sie füllte die ganze Längswand im Arbeitszimmer des alten Derrick aus. So traf sie auch der Sohn nach seiner Rückkehr und nach dem Tod des Vaters an. Er bot uns die Sammlung an, doch wir lehnten ab, weil es uns nicht gestattet ist, Fingerabdrücke Unbestrafter zu sammeln. Nun, mag sein, daß der Sohn die Sammlung, so wie er sie angetroffen hat, vernichten ließ. Trotzdem können wichtige Stücke übriggeblieben sein, hinter denen die Einbrecher nun her sind. Warum sollten sie sonst dauernd dort eindringen? Die Erklärung für die Einbrüche ist vielleicht in dem Bestreben der Einbrecher zu suchen, ein sie besonders interessierendes Stück der Sammlung in ihre Hände zu bekommen.« Bourke streckte dramatisch die Hände aus. »Legen Sie den Einbrechern Handschellen an, Staines, und ich gehe jede Wette ein, Sie werden den Mörder von Slough festgenommen haben!«
    Nur eine Gewißheit hatte Staines, als er an die Aufklärung des neuen Falles heranging - die blauäugige Krankenpflegerin von Brighton konnte als Verdächtige ausgeschaltet werden. Er hatte sich mit eigenen Augen von ihrem Alibi überzeugen können. Seit jenem Maskenball im Metropol hatte er Mary
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