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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick
Autoren: Edgar Wallace
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Däne nicht wiedergesehen, sie aber auch nicht vergessen. Dafür hatten schon Tommys Briefe gesorgt. Im letzten schrieb er:
    ›Ich sah sie in Littlehampton auf einer Promenadenbank sitzen und hielt sofort meinen Wagen an, um sie begrüßen zu können. Sie war recht liebenswürdig und erkundigte sich eingehend nach Dir. Das alte Wrack Cornfort wachte während unseres Gesprächs auf, um sich mit mir dreiviertel Stunden lang über das schöne Wetter zu unterhalten. Heute fahre ich nach Petworth, wo der alte Drachen von Tante wohnt, die ich, leider Gottes, besuchen muß. Daß sie in einem Schloß wohnt, das ein Wallgraben von der Umwelt abschirmt, macht die Aussicht, dort einige Wochen verbringen zu müssen, nicht schmackhafter für mich. Du kannst Dir wohl denken, wie ›gern‹ ich dort hinfahre. Aber was soll man machen? Jetzt, wo die Sozialisten den armen Kapitalisten alles wegnehmen wollen, was sie haben, muß man sehen, wie man sein Leben fristen kann.‹
    Gleichzeitig mit der Untersuchung der Einbrüche in Derricks Haus betrieb Staines auch Nachforschungen im Mordfall von Slough, doch war absolut nichts Neues ausfindig zu machen. Die Sache schien im Sand zu verlaufen. Eines Tages erhielt er von Walter Derrick eine Einladung zum Lunch. Das Schreiben schloß folgendermaßen:
    ›Haben Sie irgendeine Spur aufnehmen können? Hat Ihnen der Fingerabdruck auf Larkins Bierglas nicht weitergeholfen?‹ Warum interessierte sich Derrick so für Staines' Erfolg? Dick dachte nicht im Traum daran, die Neugierde Walter Derricks zu befriedigen. Er war selbst auch gar nicht sicher, ob Bourke mit seinem Verdacht recht hatte.
    Derricks Vermögen war in Grundstücken angelegt. Darin war er dem Beispiel seines Vaters gefolgt, der sein Geld nur durch Spekulationen auf dem Immobilienmarkt erworben hatte. Um endlich einmal einen Überblick über die Hinterlassenschaft zu bekommen, beschloß Staines, die Hilfe einer befreundeten Maklerfirma in Anspruch zu nehmen. Schmeichelhaft war die Auskunft, die er über die Methoden des alten Derrick erhielt, für den Verstorbenen keineswegs.
    »Einer der gerissensten Schieber Londons!« erklärte der alte Makler, nachdem er Staines' Anliegen vernommen hatte. »Er hatte für unsere Branche eine Nase wie ein Bluthund. Sie wissen vielleicht, wie klein er anfing - mein Vater erzählte mir einmal, daß er den damals noch jungen Derrick beim Bau seines eigenen Hauses überrascht habe.« »Hat er viele Grundstücke hinterlassen?«
    »Im Gegenteil. Er spekulierte nur damit. Er wußte auf die Sekunde genau, wann es Zeit wurde, abzustoßen und wieder zu kaufen. In dem halben Jahr, das seinem plötzlichen Tod vorausging, haben wir für etwa achthunderttausend Pfund Grundstücke für ihn abgesetzt. Einige Monate darauf verkaufte er durch Haytors zwei Geschäftshäuser - Barzahlung, Sir, einhundertundvierzigtausend Pfund, bar auf den Tisch gezahlt. Schecks nahm er überhaupt nicht - er traute, wie er sagte, den Banken nicht über den Weg.«
    »Ehe er starb, dürfte er wohl sein ganzes Vermögen wieder in Grundstücken angelegt haben?« klopfte Staines auf den Busch. »Nein, nicht daran zu denken, Sir. Er hatte zwar, wie ich zufällig weiß, diese Absicht, starb aber, bevor die Verhandlungen zum Abschluß kamen.«
    »Hatte er Feinde?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Das ist ja das Merkwürdige, daß er trotz seines Geizes recht gut gelitten war. Selbst Kollegen von mir, die durch seine Spekulationen unmittelbar betroffen waren, trugen ihm nichts nach. Für das Grundstück am Lowndes Square wurden ihm häufig recht hohe Summen geboten, aber er* lehnte alle Angebote ab. Um keinen Preis wollte er dieses Haus verkaufen. Wahrscheinlich spielte da irgendeine Sentimentalität mit. Er hatte das Haus ja eigenhändig mit aufbauen helfen, und auch später noch muß er vieles daran verändert und umgebaut haben. Jedenfalls wollte er das Grundstück nie aus der Hand geben.«

5
    Staines traf sich mit Walter Derrick in dessen Klub.
    »Die verdammten Einbrüche haben mich ganz nervös gemacht«, versicherte Derrick lebhaft. »Vorige Nacht zum Beispiel konnte ich kein Auge schließen. Ja, was ich noch sagen wollte - Larkin entsinnt sich nun der Einbrecherin, er beschreibt sie als ausgesprochene Schönheit. Das hat man davon, wenn man Junggeselle ist - sogar nachts lassen einen die Weiber nicht in Ruhe!« Er kicherte vergnügt, wurde aber gleich wieder ernst. »Ich habe zur Unterstützung Larkins einen zweiten Mann engagiert. Ich
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