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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick
Autoren: Edgar Wallace
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daran dachte, hierher zurückzukehren. Ein ziemlich abgegriffener Trick das - aber man mußte doch gewärtig sein, daß mich Larkin anrufen würde, um die Anweisung bestätigt zu erhalten.« Derrick schien die Sache ernstlich zu beschäftigen. »Ich möchte wirklich wissen, was die Leute von mir wollen?« rief er besorgt aus. »Sie sollen mich in Frieden lassen!« Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Nein - es ist unmöglich . .. Das kann es nicht sein.«
    Gewaltsam schüttelte er seine Besorgnisse ab und wurde wieder so unbeschwert, wie Staines ihn kennengelernt hatte.
    Die Mauern schienen gebaut zu sein, um schwerstem Geschütz Standzuhalten, und die Eichenbohlen des Fußbodens waren zu massiv, um Aushöhlungen enthalten zu können. Nur die Planlosigkeit des ganzen Baus fiel den Suchenden auf. Unvermutet tauchten Treppen und Winkel auf, Nischen und Vorsprünge waren an den unmöglichsten Stellen angebracht. Doch das, was sie suchten, das Schatzversteck, blieb unauffindbar. Schließlich kamen sie auch in das Zimmer neben der Küche, in dem Dick in jener Regennacht die Einbrecherin überrascht hatte.
    Derrick öffnete einen verschlossenen Schrank.
    »Hier ist etwas, das Sie interessieren dürfte, Mr. Staines«, sagte er und Stellte eine rostige Stahlkassette auf den Tisch, die er mit dem im Schloß steckenden Schlüssel öffnete. »Hier in diesem Kasten fand ich die vierhundertzwölftausend Pfund, mein Erbteil!«
    An der Innenseite des Kassettendeckels war eine klammerartige Vorrichtung angebracht, die einen Gegenstand festhielt, der einem medizinischen Instrument ähnlich sah. Es handelte sich um eine Art Sauger - am oberen Ende befand sich ein Gummiball, während der untere Teil eine trompetenförmige Ausbuchtung aufwies. »Was ist das für ein merkwürdiges Ding?« fragte Dick und betrachtete das Instrument mit großem Interesse. Parallel zueinander waren zwei etwa zehn Zentimeter lange Messinghalter an dem Gerät befestigt. Sie waren es, die Dick endlich den Zweck der ganzen Vorrichtung erraten ließen. Er preßte den Gummiball zusammen und drückte den Sauger auf den Deckel der Stahlkassette. Dann zog er an den beiden Messinghaltern. Mit einem ›Klick‹ schnappte eine Feder ein, und sosehr sich Dick auch bemühte, den Sauger wieder vom Deckel zu lösen, es gelang nicht. Der ganze Mechanismus war weiter nichts als eine Vakuumsaugpumpe. Erst als er die zuvor eingeschnappte Feder entdeckt und zurückgeschoben hatte, ließ sich der Sauger wieder von der Kassette lösen. »Lag das mit dabei?« erkundigte sich Staines und zeigte auf die Pumpe.
    »Ja, beim Geld«, erwiderte Derrick. Da alles weitere Suchen ergebnislos verlief, brachen sie ihre Bemühungen ab.
    Staines begab sich anschließend zu einem alten Baumeister, der sich in Wandsworth Road nach einem arbeitsreichen Leben zur Ruhe gesetzt hatte. Sein Gedächtnis haue zwar etwas nachgelassen, aber es reichte noch hin, um sich der näheren Umstände beim Bau des Derrickschen Hauses entsinnen zu können. Vor der Vollendung, so erzählte der Alte, habe man einen großen Geldschrank herbeigeschafft, der, ohne daß er wisse wo, eingebaut worden sei. Josua Derrick habe ihn höchst eigenhändig während der arbeitsfreien Sonntage an Ort und Stelle ummauert. Für die Schlußarbeiten im ganzen Haus wären dann ausländische Maurer verwendet worden. »Eigentlich komisch«, beendete der alte Baumeister seinen Bericht, »wer alles sich in letzter Zeit für das Haus am Lowndes Square interessiert. Vorgestern war eine junge Dame hier, die ein Buch schreiben will, das sich mit alten Häusern befaßt. Sie fragte mich nach Plänen, und die Rede kam auch auf das Haus des alten Derrick.«
    »Wie sah denn Ihre Besucherin aus?« Der Alte überlegte eine Weile.
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht mehr so genau sagen. Nur ihre Augen, die graublau waren, sind mir noch in Erinnerung. Die Augen meiner Enkelin haben die gleiche Farbe - und dann die auffallend langen, dunklen Wimpern ...« Es waren unstreitig Mary Danes Augen, die der Mann beschrieb. Jetzt erst nannte Dick seinen Beruf. »So, Sie sind Kriminalbeamter, Sir«, wiederholte der Baumeister unbeeindruckt. »Nein, mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Die junge Dame wollte von mir nur noch wissen, wo sie den Baumeister ausfindig machen könnte, der das Haus für den alten Derrick umgebaut hat. Ich gab ihr die Adresse, und sie notierte sie sich - dort auf jenem Tisch. Erst suchte sie lange in ihrer Tasche und zog dann einen
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