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0637 - Nackt in die Hölle

0637 - Nackt in die Hölle

Titel: 0637 - Nackt in die Hölle
Autoren: Jason Dark
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dem Gesicht zu wischen. Manchmal öffnete er den Mund, traute sich jedoch nicht, etwas zu sagen, und starrte die Detektivin an, deren Gesicht nichts von den Gefühlen zeigte, die in ihr tobten. Sie ging zielstrebig und verließ sich voll und ganz auf die goldene Kugel.
    Sie hatte die Hälfte der Treppe hinter sich gelassen, als sich die beiden weißen Hexen meldeten. Sie sprachen gemeinsam die gleichen Worte, ihre Stimmen überlappten sich dabei.
    »Du bist sehr weit gekommen, du hast ihn jetzt gesehen. Wir gratulieren dir. Denke daran, dass wir immer bei dir sind. Wir befinden uns in der Kugel, wir haben einen letzten Auftrag zu erfüllen, bevor unsere Seelen Ruhe finden können.«
    »Welchen? Sagt es mir noch einmal!«, forderte Jane.
    »Das Feuer werden wir gemeinsam löschen können. Denke darüber nach, Schwester.«
    »Es ist gut.« Mehr Worte sprach Jane nicht, denn sie hatte das Ende der Treppe erreicht und blieb auf der Plattform vor dem Eingang der Höhle stehen.
    Zum ersten Mal sah sie Casinius aus der Nähe. Für Jane war es unvorstellbar, dass sich ein Mensch bei diesem Aussehen glücklich und zufrieden sein konnte. Wobei sie den Begriff Mensch gleichzeitig in Frage stellte, denn dieser Mann war ein Monstrum.
    Die aus dem Rücken wachsenden Zacken sahen aus wie mit dünner Haut überspannte Flügel. Das Gesicht hatte einen bösen und gleichzeitig zerknitterten Ausdruck. Kein Haar entdeckte sie auf dem Kopf, der Mund bildete einen Strich, weil er die Lippen zusammengekniffen hatte. Und in den Augen lag tatsächlich ein rötlicher Schimmer, wobei sich die Pupillen unruhig bewegten.
    Beide sprachen nicht. Jeder wartete darauf, dass der andere das Wort ergriff.
    Casinius lachte leise. »Sie haben es also geschafft, dich zu holen. Das ist wunderbar.«
    »Ich glaube kaum.«
    »Doch, Hexe. Was damals falsch lief, muss heute gerichtet werden. Hast du gehört? Es wurden Fehler gemacht. Die Kraft der Hexen ist unterschätzt worden, aber in dieser Zeit werde ich das alles ändern. Sie sollen im Höllenfeuer schmoren. Keiner ist ihm bisher entgangen. Ich habe die Macht über das Feuer.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Du irrst, Casinius. Die Zeiten der Hexenverfolgung sind zwar vorbei, aber glaube nur nicht, dass die Menschen weniger wissen. Ich habe den Ruf der beiden Geister vernommen, ich bin gekommen und habe Unterstützung gefunden.«
    »Durch meinen Sohn, ich weiß. Aber ich verspreche dir, dass er keinen meiner Feinde noch einmal unterstützen wird. Sein Leben ist ebenso verwirkt wie das deine. Danach werde ich wieder in die normale Welt zurückkehren und Besucher durch das Museum führen, wie es ja meine Aufgabe ist. Darauf freue ich mich schon. Es wird mir ein großes Vergnügen sein, ihnen alles zu zeigen und sie anschließend zu befragen, was sie von einer dunklen Magie halten.«
    »Was geschieht, wenn sie zustimmen?«
    »Werde ich sie in diese Welt locken und ihnen zeigen, was es heißt, vor dem Höllenfeuer zu stehen.«
    Casinius hatte locker geredet, und Jane war davon überzeugt, dass er nicht log. Sie schaute Ritchie an. Der junge Mann hockte auf dem Boden und wirkte hilflos. Er konnte ihr nicht beistehen, die Macht seines Vaters war zu groß. Dieser Mann hatte sich dem Teufel verschrieben und lange Jahre gebraucht, um für den Höllenherrscher einen Stützpunkt zu errichten, wobei er auf den Platz mit einer alten Magie zurückgegriffen hatte. Jetzt war er nicht mehr zu halten.
    »Hast du noch einen letzten Wunsch?«, erkundigte er sich mit hohnklingender Stimme.
    »Ich möchte das Feuer sehen«, erwiderte Jane. »Bisher ist immer nur davon gesprochen worden, aber ich habe nie die Chance erhalten, es zu Gesicht zu bekommen. Zu viel Theorie kann nicht gut sein. Ich möchte Wahrheiten erfahren.«
    Der Dämon richtete sich mit einer federnden Bewegung auf. Er wuchs beinahe um das Doppelte, und Jane spürte im ersten Augenblick den heißen Stich der Furcht.
    »Natürlich kannst du das Feuer sehen. Zuerst sehen, dann erleben. Aber ich will dir sagen, dass du es eigentlich schon gesehen haben musst, wenn du davon ausgehst, welchen Weg du genommen hast, um zu mir zu gelangen.« Er streckte seinen Arm aus und zeigte an Jane vorbei. »Der Rauch ist das Feuer, der Nebel sind die Flammen. Hier ist es nur umgekehrt gewesen.« Plötzlich lachte er.
    »Ich weiß auch, weshalb du gekommen bist.«
    »Tatsächlich?«
    »Du willst das Feuer löschen. Man hat dir gesagt, dass es das Höllenfeuer ist, dass diese Welt
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