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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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versagte.
    Der Gnom drängte sich an ihm vorbei.
    Jetzt konnte er auch hören und verstehen, wovon draußen bei den Indianern die Rede war.
    Tief atmete er durch, schluckte und bemühte sich, die Fassung einigermaßen zu bewahren.
    Die Indianer stritten sich um Don Cristofero.
    Aber nicht, wer ihn töten dürfe.
    Sondern, wer ihn als seinen Lebensgefährten in seine heimatliche Hütte führen dürfe…
    ***
    Nicole handelte instinktiv. Sie hebelte den Gegner mit einem Kniestoß über sich hinweg und rollte sich sofort zur Seite, um dann aufzuspringen. Verblüfft betrachtete sie den Mann, der Mühe hatte, wieder auf die Beine zu kommen.
    Es war derjenige, der auf Zamorra geschossen hatte!
    Vergeblich suchte sie an ihm Raubtiermerkmale; immerhin hatte er doch gerade versucht, ihr die Kehle durchzubeißen. Aber in diesem Augenblick wirkte er auf sie nur wie ein ganz normaler Mensch.
    Sofern man seine beeindruckende Statur als ›normal‹ ansehen konnte; der Mann war ein Riese. Nicole sah es als ein kleines Wunder an, daß sie genügend Kraft besessen hatte, dieses Gewicht über sich hinwegzuschleudern.
    Nur ein paar Schritte entfernt entdeckte sie die Muskete.
    Sie hob sie auf und richtete sie auf den Unbekannten. Der hatte immer noch Schwierigkeiten, aufzustehen. War er verletzt?
    Nicole blieb mißtrauisch. Es konnte ein Trick sein.
    Seine Augen flackerten, als er die Waffe auf sich gerichtet sah. Abwehrend hob er die Hände. »Nicht… nicht schießen, bitte«, preßte er in jenem altbackenen Französisch hervor, das im 17. Jahrhundert gesprochen worden war.
    Nicole dachte daran, daß er den Paralyse-Strahl aus dem Blaster mühelos verkraftet hatte. Deshalb hielt sie die Waffe weiterhin auf ihn gerichtet. Vor einer soliden Bleikugel schien er sich zu fürchten.
    Irgendwie war es paradox, überlegte sie. Zamorra hatte den Musketenschuß relativ heil überstanden, und der andere den Strahl aus der Energiewaffe. Wenn es nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie darüber schmunzeln können.
    »Warum haben Sie mich angegriffen?« fragte sie. »Wer sind Sie?«
    »Ich? Ich… ich soll Sie angegriffen haben, Mademoiselle?« staunte er. »Ich weiß nicht… ich kann mich nicht erinnern… ich…« Er schluckte heftig. »Ich bin Hercule.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Nur Hercule. Meinen Familiennamen habe ich abgelegt.« Seine Stimme klang etwas unsicher. Im gleichen Moment konnte Nicole einen Teil seiner Gedanken auffangen. Hercule hatte hier einen ganz neuen Anfang machen wollen. Er wollte nicht, daß jene ihn fanden, die ihn zum Militärdienst pressen wollten, weil er im geeigneten Alter war, Soldat zu werden. Deshalb war er nach Amerika gegangen, deshalb hatte er alle Brücken hinter sich abgebrochen und verleugnete selbst seinen Familiennamen…
    Aber im nächsten Moment schob sich wieder etwas dazwischen. Wie eine massive Wand! Sie konnte seine Gedanken nicht mehr lesen!
    Das war seltsam. Sie hatte nicht gemerkt, daß er eine mentale Sperre besaß, die er nach Belieben aktivieren oder außer Kraft setzen konnte. Es geschah völlig ohne sein Zutun.
    Hier stimmte etwas nicht…
    Stand der Mann unter einer fremden Gedankenkontrolle?
    Und weshalb hatte er eben Reißzähne und Krallen besessen, zeigte diese jetzt aber nicht mehr?
    Sie überlegte sich, ob sie Zamorras Amulett zu sich rufen und den Mann damit einer Kontrolle unterziehen sollte. Sie wußte nicht, was sie von ihm zu halten hatte.
    »Bitte, können Sie die Waffe nicht woandershin richten?« unterbrach er ihre Überlegungen. »Ich tue Ihnen wirklich nichts.«
    »Das sah eben noch ganz anders aus«, gab sie zurück.
    »Ich weiß beim besten Willen nicht, wovon Sie reden«, sagte er. »Und überhaupt, wie haben Sie es geschafft, mir die Muskete abzunehmen? Und wieso liege ich hier auf dem Boden? Was ist überhaupt geschehen?«
    Log er sie an? Oder besaß er wirklich keine Erinnerung an das, was sich eben erst abgespielt hatte?
    Sie konnte es nicht herausfinden. Mit ihren Para-Sinnen drang sie nicht mehr zu ihm durch. Aber sie probierte etwas anderes aus.
    Es war zwar nicht gerade fair, aber sie wollte sicher sein. Wenn er tatsächlich unter einem fremden Einfluß gestanden hatte, der jetzt fort war, mußte er auch körperlich anders reagieren als noch vor wenigen Minuten. Das ließ sich aber herausfinden.
    Deshalb ließ sie zwar die Muskete sinken, was für ein erleichtertes Aufatmen bei ihrem Gegenüber sorgte. Aber sie zog wieder den Blaster und feuerte ihn
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