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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Aber der tödliche Stoß, mit dem der Schamane gerechnet hatte, blieb aus.
    Der dicke Mann zog die lange Klinge wieder zurück. Aber immerhin trat er Tamote den Dolch aus der Hand. Die Waffe flog einige Mannslängen weit durch die Luft und blieb im Gras liegen.
    »Ich hab's Ihm schon einmal gesagt, wilder Barbar: der einzige, der ungestraft Hand an meinen Diener legen darf, bin ich! Versucht Er’s noch einmal, ihn anzugreifen und zu töten, ziehe ich Ihm das Fell über die Ohren. Hat Er das jetzt endlich verstanden?«
    »Von wem redest du, Feuerhaar?« keuchte Tamote. »Von ihm? Sprich so, daß jeder deine Rede auch verstehen kann! Oder bist du ein närrisches kleines Kind?«
    Die Brauen des Weißhäutigen senkten sich; die Augen verschwanden fast in dem von wildem rotem Vollbart umwucherten Gesicht und unter dem sich beim Stimrunzeln mitsenkenden dreigespitzten Hut.
    »Reize Er mich nicht«, knurrte der dicke Mann. »Ist Er zu dumm, sich meinen Namen zu merken? Ich heiße nicht Feuerhaar, sondern Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego!«
    »Das kann niemand aussprechen!« protestierte Tamote.
    »Ich kann es, also kann Er es auch! Wie lange will Er jetzt noch unnütz auf dem Boden herumliegen? Er stehe auf und schleiche sich zu Seinesgleichen, bevor jemand über Ihn fällt und zu Schaden kommt!«
    Er schob die lange, dünne Waffe in die lange, dünne Scheide zurück, die an einem breiten Ledergurt hing, den der Dicke sich schräg von der Schulter herab um den Oberkörper gehängt hatte. Dann wandte er sich um und sah die anderen Indianer an, die ihn, Tamote und den schwarzen Gnom umkreisten.
    »Noch jemand, der es versuchen möchte?« fragte er grimmig.
    Die Männer hielten Messer und Streitkolben in den Händen. Aber sie wirkten verunsichert. Daß Don Cristofero ihren Zauberer zu Boden geschickt hatte, gab ihnen zu denken. Sie wurden vorsichtig.
    Dabei wußte Cristofero nur zu gut, daß es nicht allein ihm selbst zu verdanken war, daß er diese kleine Auseinandersetzung so blitzschnell gewonnen hatte.
    Der Gnom war aktiv geworden…
    Er hatte ihn für besinnungslos gehalten, für wehrlos. Andernfalls hätte er vielleicht nicht so spontan agiert, hätte die Indianer nicht direkt angegriffen, deren Gefangener er bis vor wenigen Minuten noch gewesen war -und es eigentlich immer noch war!
    Unwillkürlich sah er zu dem Verwachsenen hinüber. Der lag nach wie vor unbeweglich am Boden, so, wie die Indianer ihn fallen gelassen hatten, nachdem sie ihn ins Lager geschleppt hatten. Auf den ersten Blick hatte sich an seinem Zustand nichts geändert, aber dann registrierte Don Cristofero, daß der Kleine ihm kaum merklich zuzwinkerte.
    Er war also tatsächlich wach!
    Erleichtert atmete Cristofero auf. Bis zu dieser Sekunde hatte er gezweifelt, ob nicht doch noch eine andere magische Kraft eingegriffen hatte. Aber jetzt wußte er, daß es der Gnom gewesen war, der ihn gerettet hatte, und daß er sich auf den Kleinen nach wie vor verlassen konnte.
    Soweit man bei ihm von ›verlassen‹ reden konnte…
    Denn meist hatten seine Zauberkunststücke ungeahnte Nebenwirkungen…
    Don Cristofero war schon gespannt, was es diesmal war!
    Jetzt aber sah er kampflustig in die Runde, bis sein Blick wieder den Schamanen traf, der ihn mittels Magie anzugreifen versucht hatte. Er hatte es gemerkt, schon an den Zauberworten, die der Indianer hervorgestoßen hatte, um sich der Hilfe seiner Geister zu versichern, und der Gnom auch, der daraufhin eingegriffen und den Indianerzauber blockiert hatte.
    Tamote wirkte völlig demoralisiert.
    Don Cristofero war schlau genug, ihn jetzt nicht anzusprechen und weiter zu provozieren. Statt dessen schritt er auf den Gnom zu, ging vor dem Schwarzhäutigen in die Knie und hob ihn auf.
    Es war ziemlich anstrengend. Cristofero gehörte zwar nicht gerade zu den sieben Schwächsten im Lande, aber sein erhebliches Übergewicht machte ihm bei körperlichen Anstrengungen doch ein wenig zu schaffen. Der Schweiß trat ihm aus den Poren, als er den Gnom mit scheinbarer Leichtigkeit anhob; ein Fliegengewicht war der Kleine schließlich auch nicht unbedingt.
    Cristofero bemühte sich, niemandem zu zeigen, wie sehr er sich anstrengte.
    Kurz sah er die Rothäute an. Niemand reagierte. Auch nicht, als Cristofero mit seiner lebenden Last losstiefelte. Mitten hinein in das Dorf bis hin zu jenem Zelt, aus dem er Tamote vorhin hatte hervorstürmen sehen.
    Er trat in das Zelt und ließ dort den Gnom wieder zu Boden
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