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0632 - Syndikat der toten Augen

0632 - Syndikat der toten Augen

Titel: 0632 - Syndikat der toten Augen
Autoren: Jason Dark
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einen Moment still. »Ich kenne die Geschichte, Bill erzählte sie mir. Der will seine Rache, nicht wahr?«
    »So ähnlich.«
    »Hat er es denn versucht?«
    »Bei uns. Ich wollte Bill Bescheid geben, dass er die Augen mehr als gewöhnlich offen hält.«
    Sheila stöhnte durch den Hörer. »Hört das denn nie auf, John? Geht das immer weiter, obwohl Nadine endlich erlöst wurde?«
    »Sheila, du weißt, dass es uns verfolgen wird, bis wir nicht mehr sind. Ich wollte eben nur Bescheid sagen, das ist alles.«
    »Soll ich mit Bill darüber sprechen, wenn er zurückkommt?«
    »Ja. Dann kann er sich innerlich darauf einstellen. Du weißt wirklich nicht, in welch einem Pub er hockt?«
    »Nein, ich könnte allerdings einige Lokale anklingeln, wenn es so dringend ist.«
    »Dann tu das. Ich melde mich wieder.«
    Sheila verabschiedete sich danach sehr kurz. Auch ich legte auf und ging zu Suko zurück.
    Er hatte den Toten so liegen lassen und würde Fahrzeuge anhalten, wenn sie über die Brücke wollten. Bisher war kein weiteres Auto aufgetaucht.
    »Na und?«
    »Er ist nicht da.«
    Ich war an das Geländer herangetreten war und blickte auf den Kanal. Die Oberfläche bewegte sich nur wenig. Zwischen den beiden Seiten lag das Wasser beinahe still. Ich aber machte mir meine Gedanken, die sich natürlich um Leonidas und seine angeblichen Psychonauten drehten.
    Sehr freundlich waren diese Gedanken nicht. Aristoteles Leonidas gehörte zu den Menschen, die es gewohnt waren, ihre Versprechen einzuhalten. Man hatte ihn gedemütigt, man hatte seine als Terroristin geltende Tochter erschossen, obwohl er unseren Freund Bill Conolly als Vermittler eingeschaltet hatte.
    So etwas verzieh ein Mann wie Leonidas nicht - niemals…
    ***
    »Hier sieht man ja das Bier auf dem Tisch nicht!«, beschwerte sich Bill Conolly, als er in der Viererrunde der Kollegen eintraf und mit beiden Händen bleigrauen Rauch, bestehend aus Pfeifen-, Zigarren- und Zigarettenqualm zur Seite wehte.
    »Das ist gemütlich«, antwortete der bärtige Hank, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen.
    Bill setzte sich lachend. »Wenn ich nach Hause komme, fragt meine Frau wieder, ob ich in der Kneipe war.«
    »Damit musst du rechnen.«
    »Was soll's?« Bill lehnte sich drehend zurück. Dabei hielt er einen Arm hoch und spreizte die Finger. »Fünf Bitter!«
    Der Wirt grüßte kurz. Er hatte verstanden. Wenn Bill mal loszog, trank er gern das Bitter-Bier, vom Ale war er etwas weg. Auch den anderen schmeckte das Getränk.
    »Wo warst du?«
    »In der Redaktion von Nature and Technics.«
    »Und?«
    »Ich gab einen Artikel ab.«
    Der Frager grinste.. »Geister? Dämonen, Teufelsanbeter?«
    »Überhaupt nichts. Ich schrieb über die Orkane und die Schäden, die sie hinterließen.«
    »Was ist denn dein Fazit?«, fragte ein anderer.
    Bill ließ sich mit der Antwort Zeit, weil ein Kellner die fünf Bitter brachte. »Kann ich euch sagen. Es ist Mist, dass wir gerodet haben, dass Wälder abgeholzt wurden und Monokulturen entstanden, das habe ich geschrieben.«
    »Wissen wir doch.«
    »Aber es wird nicht geändert.« Bill Conolly hob sein Glas. »Trinken wir darauf, dass die Menschen in der Zukunft vernünftiger werden und ihr Geld für Dinge ausgeben, die wichtiger sind als Raketen, Bomber und einiges mehr.«
    Dagegen sprach keiner.
    Die Männer leerten ihre Gläser fast bis zum Grund. In den Redaktionen war es staubig und trocken.
    Natürlich waren die Journalisten auch im Pub immer zu erreichen, denn auf dem Tisch stand ein Telefon, um das sich die Gläser gruppierten.
    »Ist das dein erstes und dein letztes Bier? Oder bist du mit dem Taxi gekommen?«
    Bill grinste seinen Nebenmann an. »Mit der U-Bahn, aber ich werde mit einem Taxi zurückfahren.«
    Der Kollege grinste zurück. »Wie ich dich kenne, kann es dann länger dauern.«
    »Sehr lange sogar.«
    »Die nächste Runde!«, rief der Mann in das Lachen der vier Kollegen hinein.
    Auch Bill freute sich darüber, mal wieder am Stammtisch hocken zu können. Mindestens einmal im Monat musste er die Luft in der Fleet Street und die in den in der Nähe liegenden Journalisten-Kneipen schnuppern, mochte sie auch noch so schlecht sein.
    Früher hatte Bill ebenfalls im festen Angestellten-Verhältnis gearbeitet und war schon damals durch seine engagierten Berichte und Reportagen aufgefallen. Nach seiner Heirat ließ er sich nur noch sporadisch sehen, blieb aber am Ball, was Artikel, Berichte und Essays anging, nur konnte er sich für die
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