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0632 - Sparks jagt den Vampir

0632 - Sparks jagt den Vampir

Titel: 0632 - Sparks jagt den Vampir
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Stimme.
    Er erhielt keine Antwort.
    »Meister«, wiederholte er. »Könnt Ihr mich hören?«
    Aus dem Innern des Sarges kamen eigenartige, undeutliche Geräusche. Dann hob der Deckel sich knarrend und knarrend ein paar Handbreiten.
    »Was willst du?« knurrte der Bewohner des Sarges. »Mir schon wieder vorgaukeln, es sei noch zu früh, und die Sonne noch nicht untergegangen?«
    »Ihr nehmt mir die Worte aus dem Mund, Meister«, krächzte der Totenbleiche mit den grell glühenden Augen.
    Diesmal war er vorsichtig; er hütete sich, seine Handauf die Sargkante zu legen.
    Zumal er dort die Flecken getrockneten Blutes sah, die von seinen gestern gequetschten Fingern stammten. Seine spinnenfingrige Hand war heute von einem Verband umwickelt und schmerzte immer noch.
    Der Vampir tastete um sich und hob eine Schachfigur empor. »Falsch!« knurrte er, ließ sie fallen, suchte erneut nach seiner Sanduhr, hob sie halb empor - und warf sie dann wieder zurück, ohne einen Blick darauf geworfen zu haben. »Was soll's?« knurrte er. »Ich weiß auch ohne das Ding, wie spät es ist. Du redest Unsinn! Und -du solltest diese verdammten Nägel schnellstens aus dem Deckel entfernen!«
    »Von welchen Nägeln redet Ihr, Meister?« fragte der Kuttenträger scheinunheilig.
    »Von den Nägeln«, grollte der Vampir, »die du vor einigen Tagen in den Deckel geschlagen hast, damit sie ihn verschlossen halten! Ich habe gestern fast zehn Stunden damit zugebracht, den Deckel wieder öffnen zu können! Und als ich es endlich geschafft hatte, war die Sonne bereits aufgegangen!«
    »Oh, Meister«, seufzte der Kuttenträger. »Warum mußtet Ihr auch den Deckel vorher mit solcher Urgewalt schließen? Seht Ihr die Spitzen der Nägelchen im Deckel? Seht Ihr dort die Löcher? Sie passen genau ineinander. Aber nur, wenn der Deckel normal geschlossen wird. Versucht es einmal, Herr.«
    »Damit ich wieder hier drinnen feststecke, eh? Ich bin fast verdurstet gestern! Wenn nicht ein paar Tropfen deines scheußlich stinkenden Blutes -bei Gelegenheit solltest du deine Blutgruppe ändern! - Wenn also diese Tropfen mir nicht vor die Zunge gekommen wären, wäre ich möglicherweise…«
    »Meister, dafür wird bereits Sorge getragen. Seine Lordschaft lassen Euch nicht im Stich! Ihr werdet schon bald frisches Blut bekommen, ohne dafür Euren Sarg verlassen zu müssen! Seine Lordschaft haben bereits einen Plan geschmiedet…«
    »Es interessiert mich nicht, was dieser blutlose Greis plant oder was du faselst. Du sollst die Nägel entfernen!«
    »Mir fehlt das dafür erforderliche Werkzeug, Meister«, log der Kuttenträger. »Wie ich schon sagte, Ihr habt keine Probleme mit den Nägeln, wenn Ihr den Deckel ganz normal und langsam schließt. Tut Ihr es so schwungvoll wie gestern, drücken sich die Nägel zu tief hinein und halten den Deckel fest. Festhalten sollen sie ihn allerdings, weil auf der anderen Seite die Scharniere schon sehr rostig geworden sind und jede Stunde endgültig zerbröseln können! Vor allem, wenn Ihr wieder einmal so heftig seid, Meister! Seht Ihr, hättet Ihr gestern den Deckel normal geschlossen, hätten sich die Scharniere nicht dabei verzogen, und die Nägel, die den Sargdeckel vorm Verrutschen sichern sollen, hätten in die lockeren alten Löcher gepaßt, statt sich direkt daneben neue Löcher selbst zu bohren. -Und ich«, fügte er etwas leiser und traurig hinzu, »hätte noch heile Finger…«
    Wobei ihn bei dem Gedanken schauderte, einer der Nägel hätte seine Hand treffen können…
    »Du kannst oder willst diese Nägel also nicht entfernen?« knurrte der Vampir verdrossen.
    »Ich kann es nicht, Meister«, seufzte der Kuttenträger.
    »Aber lügen kannst du, Halunke. Und nun tritt beiseite, daß ich mich erheben kann.«
    »Es ist zu früh, Meister. Ihr würdet sterben, zu Staub zerfallen, wenn Ihr…«
    »Du wiederholst dich. Diesen Schwachsinn hast du mir gestern schon vorgeschwindelt«, sagte der Vampir. Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung, griff blitzschnell zu und erwischte eine katzengroße Spinne, die gerade in seinen Sarg klettern wollte.
    »Solange du keine Miete zahlen willst, hast du in meinem Schlafzimmer nichts zu suchen!« knurrte der Vampir sie an und schleuderte sie gegen das Gesicht des Kuttenträgers.
    Der wich blitzschnell aus, bekam den Sargdeckel zu fassen und schlug ihn mit Wucht zu.
    Es knallte laut; ein paar Holzwürmer suchten erschrocken das Weite. Aus dem Nebengewölbe kam ein langanhaltendes, wütendes
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