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0631 - Die Bluteulen

0631 - Die Bluteulen

Titel: 0631 - Die Bluteulen
Autoren: Jason Dark
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Recht. Diese Bettina Constanza wohnt in einer ehemaligen Jugendherberge, die den Asylanten zugewiesen wurde. Das jedenfalls habe ich erfahren können.«
    »Wo müssen wir hin?«
    »Sie liegt nicht weit von der DDR-Grenze entfernt, in der Nähe des Arbers.«
    »Der höchste Berg dort, nicht?«
    »Genau, John.«
    Ich lächelte. »Eine schöne Gegend, wirklich. Dort kann man sich noch erholen.«
    »Wenn Sie das vorhaben, sollten Sie hier in London bleiben«, meinte der Superintendent.
    Ich winkte ab. »Was tut man nicht alles für Queen und Vaterland.«
    »Befreien Sie es von den Tengus. Mehr verlange ich nicht.«
    »Klar, Sir.« Ich grinste. »Mir war schon immer klar, dass Sie sich nicht mit Kleinigkeiten abgeben…«
    ***
    Als die Dämmerung kam, spürte sie den Drang. Da wollte sie einfach weg, denn sie hasste die Enge der alten Herberge, sie hasste das Rufen der Kinder, das Schreien der Frauen und manchmal das Grölen der Männer, wenn sie getrunken hatten, um den verfluchten Frust zu vergessen, der sich immer mehr verstärkte.
    Deshalb musste Bettina Constanza einfach weg!
    Es war zwar verboten, während des Abends und in der Nacht die Herberge zu verlassen, aber Bettina kannte einige Tricks, um dieses Verbot zu umgehen.
    Derjenige, der darauf achtete, war auch nur ein Mann, und wenn man ihm schöne Augen machte und ihn hin und wieder mal fummeln ließ, schaute er sicher weg.
    An diesem Abend hatte sie Glück. Der Verwalter telefonierte. Sie sah seinen Schatten hinter dem Glas der schnell errichteten Loge. Er musste mit irgendeinem Vorgesetzten sprechen, denn seine Worte hörten sich sehr unterwürfig an.
    Bettina war froh, ungesehen an der Loge vorbeihuschen zu können, denn sie ekelte sich vor seinen Händen. Überhaupt war ihr der fünfzigjährige Kerl widerlich.
    Die Tür ließ sich leicht öffnen. Es kam auch niemand, so konnte sie die Treppe hinunterhuschen, ohne gesehen zu werden.
    Vor der Herberge lag ein kleiner Platz, auf dem einige Wagen abgestellt waren. In der Mehrzahl Trabbis. Mit ihnen waren die Übersiedler aus dem anderen Teil Deutschlands gekommen.
    Das aber interessierte Bettina nicht, die Rumänien den Rücken gekehrt hatte, weil sie sich dort nicht entfalten konnte, wie sie glaubhaft hatte versichern können. Noch lief ihr Asylverfahren. Ob sie letztendlich anerkannt wurde, spielte keine Rolle, denn sie hatte andere Aufgaben zu erledigen, ganz andere.
    Hinter dem Platz begann nicht nur die Straße, sondern auch der Wald, und der war nach den Orkanen noch dichter geworden. Da lagen viele Bäume quer, andere standen schief. Der Wind hatte besonders an den höher gelegenen Stellen Buschwerk aus der Erde gerissen und es an anderen Plätzen verteilt. Dieser dichte Wald verschluckte Bettina, als hätte es die junge Frau nie zuvor gegeben.
    Sie war zweiundzwanzig, eine vollschlanke Person mit schwarzen Haaren, die ihren Kopf wie eine einzige glatte Welle umgaben. Der Teint zeigte eine natürliche Brauntönung, die Pupillen eine ungewöhnliche Mischung zwischen Braun und Blau, und die langen Finger glichen schon sensiblen Künstlerhänden.
    Sie selbst fand sich nicht besonders hübsch. Vielleicht wegen ihrer hohen Stirn und der eigentlich zu kleinen Nase. Dafür wuchs der Mund etwas breit, was sie ebenfalls störte.
    Viele Männer sahen es anders. Ihr hatte mal jemand gesagt, dass sie eine gehörige Portion Sex ausstrahlte. Das musste auch an ihrer Figur liegen, die keine Mannequin-Maße aufwies.
    Aber sie konnte sich bewegen.
    Wie sie durch die Finsternis des Waldes huschte, war schon bemerkenswert. Mit einer nahezu traumwandlerischen Sicherheit fand sie den Weg, der sie zum Ziel bringen sollte, auf das sie lange hingearbeitet hatte. Das in ihren Träumen erschienen war und ihr die Flucht aus Rumänien erst ermöglicht hatte. Nacht für Nacht hatte sie das andere Land vor sich gesehen und auch das andere Gebiet, in dem sich etwas konzentrierte, dem sie unbedingt nachgehen musste.
    Bettina Constanza fühlte eine gewisse Seelenverwandtschaft mit dem Unheimlichen, mit dem Unerklärlichen, denn sie besaß die Gabe, andere gehorchen zu lassen.
    Keine Menschen, dafür Tiere, Vögel, und davon wiederum eine spezielle Gruppe.
    Die Eulen!
    Raubvögel. Tiere der Nacht, denn nur bei Dunkelheit jagten sie nach Beute.
    Vor einigen Monaten hatte sie den Drang verspürt, mit Eulen zusammenzutreffen. Magisch fühlte sie sich von diesen Vögeln angezogen. In Rumänien hatte sie den ersten Kontakt zu ihnen gehabt. In
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