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063 - Die Todesengel

063 - Die Todesengel

Titel: 063 - Die Todesengel
Autoren: Paul Wolf
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Reihenbungalows, der dem Verwaltungsgebäude am nächsten lag. Sie trat durch die unverschlossene Tür, drehte das Licht an und zog die Vorhänge zu. Aber sie ließ einen kleinen Spalt offen.
    „Danny, heute bekommst du eine scharfe Show zu sehen“, sagte sie vor sich hin.
    Sie war überzeugt, daß er sich früher oder später in den Büschen vor ihrem Fenster einfinden würde, um sie zu begaffen. Aber er würde warten, bis die anderen alle in den Bungalows verschwunden waren und die Wärter ihre Runden gemacht hatten.
    Kitty drehte den Fernseher an und zwinkerte zu der Fernsehkamera hinauf, die im Wohnraum eines jeden Bungalows installiert war. Dann begann sie sich langsam zu entkleiden, ging nackt ins Bad, ließ Wasser ein und kehrte wieder ins Wohnzimmer zurück. Dort legte sie sich auf die Couch und blätterte in einem Modejournal.
    Nach einer Weile klickte es im Lautsprecher der Gegensprechanlage, und eine unpersönliche Frauenstimme sagte: „Ihr Bad, Miß Lorraine!“
    Kitty erhob sich seufzend, ging ins Badezimmer und stieg in die Wanne. Sie hätte der Matrone, die sie mittels der Fernsehkamera überwachte, am liebsten eine passende Bemerkung an den Kopf geworfen, schluckte sie aber hinunter. Sie wollte heute nach Möglichkeit nicht mehr unangenehm auffallen, denn damit hätte sie sich gar noch die ganze Show vermasselt.
    Sie war sicher, daß Danny heute bei ihrem Bungalow auftauchen würde. Schon einmal hatte sie ihn entdeckt, als er sich an ihrem Fenster die Nase plattgedrückt hatte, den Vorfall aber nicht Dr. Deming gemeldet. Verdammt, Danny war auch nur ein Mann. Und sie eine Frau. Das konnte man in dieser Klapsmühle total vergessen. Einmal, einige Tage nach ihrer Einlieferung hatte sie mit einem Pfleger etwas angefangen. Aber die Sache war aufgeflogen, und Dr. Deming hatte ihren Liebhaber kurzerhand gefeuert.
    Kitty hielt es nicht lange in der Badewanne aus. Sie wickelte sich in ein Handtuch und ging ins Wohnzimmer zurück. Dort trocknete sie sich ab, dabei unauffällig zu dem Vorhangspalt schielend. Ob Danny draußen schon lauerte? Klar. Sicher war er schon ganz kribbelig.
    Kitty atmete unwillkürlich schneller. Danny war ja nicht gerade nach ihrem Geschmack. Sie stellte sich vor, wie er sie mit seinen schweißnassen Wurstfingern betastete, wie sich ihr seine wulstigen Lippen näherten – und schauderte. Aber es war nicht nur Ekel, den sie dabei empfand.
    Sie schlüpfte in den Morgenmantel, band ihn aber nicht zu.
    „Ich brauche Luft“, sagte sie zu sich selbst, drehte das Licht aus und öffnete die Tür.
    Eine kühle Maibrise schlug ihr entgegen. Sie stand eine Weile starr da und ließ ihre Blicke über die Büsche streichen, aber sie konnte in der Dunkelheit nichts erkennen. So kehrte sie wieder ins Wohnzimmer zurück und schaltete auch den Fernsehapparat aus.
    Jetzt würde die alte Matrone vor einem dunklen Monitor sitzen und sie nicht mehr beobachten können.
    Kitty lauschte in die Dunkelheit hinein, vernahm aber nur die fernen Geräusche aus den anderen Bungalows. Bis sie plötzlich das Knacken eines brechenden Astes hörte. Schritte näherten sich.
    Sie hielt den Atem an.
    Vor ihrer Tür tauchte ein Schatten auf. „Ist alles in Ordnung, Miß Lorraine?“
    Es war Dr. Deming, dieser verdammte Schnüffler.
    „Wenn Sie einen Joint bei sich haben, dürfen Sie mir Gesellschaft leisten. Es kann aber auch etwas Härteres sein.“
    Dr. Deming ging nicht darauf ein. „Ich muß Sie bitten, die Tür zu schließen, Miß Lorraine. Es ist schon spät.“
    Er schloß die Tür. Sie lauschte seinen Schritten, die sich in der Ferne verloren. Ob er ihre Absicht durchschaut hatte?
    Sie überlegte sich ernsthaft, ob sie ihren Plan nicht überhaupt fallenlassen sollte. Vielleicht kam Danny auch gar nicht.
    Aber dann – es mochten weitere fünf Minuten vergangen sein, seit Dr. Deming vorbeigeschaut hatte – glaubte sie hinter dem Vorhangspalt eine Bewegung zu sehen.
    Sie schlich sich auf nackten Füßen zur Tür und riß sie auf.
    An ihrem Fenster kauerte eine Gestalt.
    „Bist du also doch noch gekommen, Danny“, stellte Kitty zufrieden fest.
    Daniel Dean fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch. Langsam zurückweichend, stammelte er ängstlich: „Ich wollte nicht – was du denkst, Kitty. Ich kam gerade zufällig vorbei …“
    „Ob dir Dr. Deming das abnehmen würde, Danny?“
    „Nein! Bitte, verrate mich nicht bei Dr. Deming!“
    „Was könnte ich ihm denn verraten? Ich dachte, du seist rein
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