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063 - Die Todesengel

063 - Die Todesengel

Titel: 063 - Die Todesengel
Autoren: Paul Wolf
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Eine Welt der Stille und der Ruhe inmitten des Chaos von Groß-London. Sie müssen immer daran denken, daß wir Sie nicht einsperren, sondern nur die schädlichen Einflüsse der Außenwelt von Ihnen abhalten wollen, dann werden Sie sich schnell mit den Gegebenheiten abfinden.“
    Es hatte dennoch eine Woche gedauert, bis ihr Widerstand gebrochen worden war. Aber obwohl sie nicht mehr tobte und sich so weit in der Gewalt hatte, daß sie sich nicht mehr zu hysterischen Anfällen hinreißen ließ, konnte sie sich dennoch nicht mit ihrem Schicksal abfinden.
    Sie gehörte nicht in eine Irrenanstalt. Sie war normal. Davon war Dr. Deming jedoch nicht zu überzeugen. Er glaubte ihrem Mann mehr. Hätte sie doch ihrer Einlieferung nur nicht zugestimmt. Aber sie hatte diesen Wisch unterschrieben, um endlich der Hölle ihrer Ehe zu entkommen. Jetzt war es zu spät für Reue.
    „Ich hatte einen schönen Traum“, hörte sie Betty Drawson gerade sagen. „Als ich aus ihm erwachte, war ich so zufrieden und ausgeglichen wie nie zuvor. Ich war ohne Körper, nur Seele, und, schwebte im Unendlichen. Ich wünsche jedem, daß er einmal so viel Seligkeit verspürt wie ich in diesem Traum. Ich konnte aus der himmlischen Hölle zurück auf die Erde blicken, in meinen Bungalow, auf mein Bett – und da sah ich meinen Körper ruhen. Ich hatte ihn für immer verlassen.“
    Kitty stieß Deborah an und flüsterte ihr zu: „Was meinst du, Debbie, die spinnt doch ganz ordentlich, nicht?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Na klar spinnt sie, sonst wäre sie nicht hier“, sagte Kitty und kicherte. „Betty ist schwer manischdepressiv. Sie leidet an einem Selbstzerstörungstrieb. Wenn sie ihre depressive Periode hat, muß sie nach drüben gebracht werden.“
    Deborah wußte, was mit drüben gemeint war. Sie hatte die ersten fünf Tage selbst in einer der Gummizellen zugebracht.
    „Warum bist du hier, Kitty?“ erkundigte sich Deborah, um Kathrine Lorraine keine Gelegenheit zu weiteren spöttischen Bemerkungen über die anderen Patienten zu geben.
    „Ich fixe“, antwortete Kitty geradeheraus. „Rauschgift, verstehst du? Mit mir stand es schon ziemlich schlecht, als mich mein Alter zur Entwöhnung in diese Klapsmühle steckte. Freiwillig wäre ich nie hergekommen, aber mein Alter überrumpelte mich einfach. Er hielt in der einen Hand die Spritze mit der Mixtur und in der anderen den Füllhalter. Ich war damals so fertig, daß ich sogar dem Teufel meine Seele für einen einzigen Trip gegeben hätte.“
    Weil Deborah nichts anderes einfiel, sagte sie: „Ich hätte nie gedacht, daß du rauschgiftsüchtig bist.“ „Und was ist mit dir?“
    „Ich – möchte nicht darüber sprechen“, sagte Deborah. „Aber – ich bin ganz normal. Mir fehlt überhaupt nichts.“
    „Das sagen sie alle. Auch John Storm“, entgegnete Kitty. „Aber sieh ihn dir einmal an! Welche Diagnose würdest du stellen?“
    Kitty hatte das Gespräch schon wieder auf ihr Lieblingsthema gelenkt: die Verspottung der anderen Patienten.
    Bevor Deborah etwas sagen konnte, fuhr Kitty fort: „Storm ist schizophren. Er leidet unter Verfolgungswahn. Merkst du nicht, wie seine Augen ständig hin und her wandern? Er wittert überall Gefahr. Ich bin sicher, daß ihn sein Geiz in den Wahnsinn getrieben hat. Er muß steinreich sein, und jetzt fürchtet er, daß ihm seine Erben einen Killer auf den Hals hetzen. Wundere dich nicht, wenn er dich beschuldigt, einen Mordanschlag auf ihn zu planen.“ Kitty machte nur eine Pause zum Atemholen, dann fuhr sie fort: „Grovers, der zwischen Betty Drawson und Danny Dean sitzt, ist ein harmloser Fall. Weniger kompliziert als meiner. Er kann nur das Saufen nicht lassen und ist ebenfalls zur Entwöhnung hier.
    Danny Dean dagegen, das ist ein ganz schwerer Brocken für Dr. Deming.“
    Deborah hörte sich unwillkürlich fragen: „Leidet er auch unter Verfolgungswahn? Er macht auch einen so nervösen Eindruck wie Storm.“
    „Hast du denn noch nicht gemerkt, was mit ihm los ist, Debbie? Nein? Dann sieh ihn dir einmal genau an! Na los, sie ihn dir an!“
    Deborah gehorchte, wenn auch widerwillig. Daniel Dean hielt den Kopf krampfhaft gesenkt, sein vor Schweiß glänzendes Doppelkinn verdoppelte sich noch einmal. Als er nach einem Stück Kuchen griff, begegnete er Deborahs Blick, und seine Hände begannen zu zittern.
    Ohne sie anzusehen, fragte er mit hoher Fistelstimme: „Was starren Sie mich denn an, Miß Ashton? Ich will das nicht.“
    „Entschuldigen
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