Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
falschen Leuten zu Ohren kam. Und so war sein Zelt schmucklos, und die Hilfsbedürftigen, die ihn konsultierten, kamen auf leisen Sohlen und in Kapuzenmäntel gehüllt und waren darauf bedacht, daß sie beim Betreten des Zeltes nicht gesehen wurden.
    Ich dagegen mußte mich marktschreierischer Methoden bedienen, um das Volk anzulocken. Ich pries meine Heilwässerchen und -pülverchen in Versen an und produzierte mich als Schauspieler. Man merkte sofort, daß ich die Leute unterhielt. Sie kamen in Scharen. Nur - so viele es auch waren, die mir lauschten, so ließ doch kein einziger von ihnen auch nur einen Taler bei mir zurück.
    Ich verstand die Welt nicht mehr, resignierte, packte meine Siebensachen ein und beschloß mich unters Volk zu mischen und zu amüsieren. Ich wollte wenigstens mein Talent in der Liebe verkaufen und beschloß, es sofort bei einer der Rimlicher Maiden auszuprobieren.
    Die Menge hatte sich aufgelöst; nur noch ein einzelner junger Mann stand vor meiner Schaubude.
    Er wirkte jünger als zwanzig und hatte den Schalk eines Scholaren in den Augen. Irgendwie erinnerte er mich an meine eigene Studentenzeit. Doch er machte mich nervös.
    „Na, verehrter Jahrmarkts-Doktor", sagte er endlich, „der Dummen sind in Rimlich wohl weit weniger, als Ihr gedacht habt.“
    Ich murmelte etwas Unverständliches vor mich hin.
    „Ja, ja", fuhr er fort. „Rimlich ist kein guter Boden für Theriakkrämer und Gaukler. Es gibt hier viel weniger gottverlassene Narren als sonstwo. Die Rimlicher wissen um Heilkräuter und auch um allerlei Gifte selbst sehr gut Bescheid. Und das hat seinen guten Grund."
    „Was könntet Ihr da für einen Grund nennen?" fragte ich zornig.
    „Nun, Rimlich liegt nicht weit von Wittenberg entfernt", erklärte er belehrend. „Und in Wittenberg ist der größte unter den Doktoren wohnhaft. Die Leute kommen von weit her zu ihm, um sich von ihm beraten und kurieren zu lassen, was sie kaum die Hälfte von dem kostet, was Ihr für Euern Schwindel verlangt."
    Ich hätte es mir nicht gefallen lassen dürfen, daß ich als Schwindler bezeichnet wurde. Doch diese Beleidigung überhörte ich geflissentlich, denn der junge Mann hatte ein Thema aufgegriffen, das mich sehr interessierte.
    „Ihr sprecht von Dr. Faust", stellte ich fest.
    „So ist es", bestätigte er.„ Ihr glaubt doch nicht, Euch mit ihm messen zu können? Also, guter Mann, beherzigt einen Rat von einem, der es wissen muß. Packt Euern falschen Zauber ein und vergeßt, was Ihr hier wollt! Spült Eure Enttäuschung mit einem Schluck guten Weines hinunter!"
    Er grüßte mich lächelnd mit einer Handbewegung und wandte sich ab. Ich wollte ihm nach, doch da erschien Andreas ganz aufgeregt. Ich dachte schon, die Schergen der Inquisition seien ihm auf den Fersen. Aber sein Problem war ein anderes.
    „Ich habe einen fetten Fisch in meinem Zelt", erklärte er keuchend, „und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zum einen ist er so stinkreich, daß ich ihm für mein Zertifikat glatt zwei Golddukaten aus der Nase ziehen könnte - zum anderen ist er aber so beleibt, daß meine Gewichte nicht ausreichen, ihn zu wiegen. Du mußt mir helfen, Georg."
    Er sage mir auch, wie. Andreas wollte sich selbst auf die eine Waagschale setzen, während ich die Differenz zu dem Dicken auf der anderen Waagschale durch die Gewichte ergänzen sollte. Das taten wir denn auch, und Andreas war um zwei Golddukaten reicher. Dies erwähne ich, um zu zeigen, wie leicht er zu Geld kommen konnte.
    Als ich wieder ins Freie trat, war der junge Mann, der mich über den Grund meines Mißerfolges aufgeklärt hatte, weg. Also mischte ich mich unters Volk, schlenderte an den Jahrmarktsbuden entlang, sah mir die Mißgestalteten an, die ein Südländer zum Begaffen feilbot, spendierte mir selbst einen Krug Wein, um mich aufzuwärmen, denn es hatte leicht zu schneien begonnen, hörte den fröhlichen Musikanten zu und beobachtete wohlgefällig die Bauerntöchter beim Tanz mit ihren Freiern. Dann sah ich einen in Schwarz gekleideten Freischützen, der unnahbar und mit wachsamen Adleraugen durch die Menge schritt. Ich erkannte in ihm einen von jenen beiden Gefolgsleuten des Burgherrn von Graucht, die mich in Konstanz mit der Armbrust bedroht hatten.
    Ich wollte nicht von ihm gesehen werden, wenngleich er mich wahrscheinlich ohnehin nicht erkannt hätte, aber ich wollte jede Möglichkeit ausschließen, daß der schwarze Burgherr vorzeitig erfuhr, daß ich hier war. Er würde mich noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher