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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans
Autoren: Dämonenkiller
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ist. Nur so haben wir eine Chance, ihn von dem Bann ihrer Hände zu befreien."

    In der Atelierwohnung angekommen, mixte Coco noch schnell eine entsprechende Menge des Gegenmittels und Dorian flößte es Tim mit Whisky ein. Er hatte in dem Lokal eine Flasche Jack Daniel's gekauft.
    Tims Zustand hatte sich so weit gebessert, daß man mit ihm wieder sprechen konnte. Er blickte sich im Atelier um, das ihm auf einmal fremd vorkam, und starrte auf die kahlen Wände, wo noch die Abdrücke der Bilder zu sehen waren.
    „Was habt ihr mit meinen Zeichnungen gemacht?" fragte er.
    „Ich habe sie abgenommen", erklärte Coco. „Sie sollten nicht durch sie abgelenkt werden, wenn wir uns mit Ihnen unterhalten."
    „Wie fühlst du dich, Tim?" erkundigte sich Dorian nach dem zweiten Whisky.
    „Beschissen." Er sprang auf. „Wo ist Maria? Ich muß..."
    Dorian drückte ihn auf seinen Platz zurück.
    „Im Augenblick mußt du dich nur entspannen. Tim, glaubst du uns jetzt, daß wir dir nur helfen wollen?"
    „Ja, ja", sagte er ungeduldig und machte eine resignierte Handbewegung. „Ich bin immerhin noch so weit bei Verstand, daß ich weiß, was du befürchtest. Du glaubst, ich bin Maria verfallen. Dem ist aber nicht so. Nicht ich brauche Hilfe, sondern sie. Ich muß sie beschützen. Ich darf nicht zulassen, daß ihren Händen etwas passiert. Aber das verstehst du nicht."
    „Doch, ich verstehe es wohl", erwiderte Dorian. „Ich hatte in der Vergangenheit in einem meiner früheren Leben - genauer in meinem dritten Leben - auch einmal mit solch vollkommenen Händen zu tun. Eigentlich war es nur eine linke Hand, aber das war nicht auf Anhieb zu erkennen."
    „Und?" fragte Morton ohne großes Interesse.
    „Es war die linke Hand des Satans, Tim, die allen Unheil und Verderben brachte, die ihr verfallen waren. Ich muß dich warnen, Tim. Meine Angst ist, daß es dir ebenso ergehen könnte."
    „Die linke Hand des Satans!" rief Morton verächtlich aus. „Willst du mir einreden, die arme taubstumme und blinde Maria sei ein Teufel?"
    „Einreden will ich dir gar nichts", erwiderte Dorian. „Ich möchte, daß du die Gefährlichkeit ihrer Hände selbst erkennst. Darum möchte ich dir eine Episode aus meinem dritten Leben als Georg Rudolf Speyer erzählen - und ich hoffe, daß du die Parallelen zu deinem eigenen Schicksal erkennst. "

    Vergangenheit
    Nach dem kurzen Zwischenspiel in Konstanz und meinem unrühmlichen Abgang beschloß ich, nach Wittenberg zu reisen. Zwei Gründe waren für diesen Entschluß maßgebend: Erstens erfuhr ich, daß in der Nähe dieser Stadt der Burgherr von Graucht, der Alraune mitgenommen, seinen Sitz hatte. Das traf sich ganz ausgezeichnet, denn zweitens wohnte in Wittenberg auch mein alter Freund Dr. Johannes Faust, der mir schon einmal vor neun Jahren mit seinem Genius im Kampf gegen die Dämonen geholfen hatte.
    Auf meiner Reise, die alles andere als unbeschwerlich war - denn ich hatte außer ein paar Notgroschen kein Geld, und Gelegenheitsarbeiten waren im Winter nur schwer zu bekommen - erfuhr ich einige Geschichten über den Doktor, die mir überhaupt nicht gefielen. Es waren natürlich meistens haarsträubende Gerüchte, die erfunden worden zu sein schienen, um Faust schon zu Lebzeiten ein Denkmal als Lügenbold, Scharlatan und Teufelsbuben zu setzen. Es gibt schlimmere Verleumdungen - ich weiß - und auch andere, die der Wahrheit nicht so nahekommen; aber ich war ohne weiteres in der Lage, die Spreu vom Weizen zu trennen und mir ein wirklichkeitsgetreues Bild über meinen Freund zu machen. Es schien ihm nicht gutzugehen. Und mit zunehmendem Alter - er ging immerhin schon auf die Sechzig zu - schien er auch immer wunderlicher zu werden. Die Zeiten, wo er Gast bei Bischöfen, Fürsten und angesehenen Männern der Wissenschaften gewesen war, waren längst schon vorbei. Er schien nicht gerade in ärmlichen Verhältnissen zu leben, verdiente sich aber sein Brot auf harte und einem Magister und Magier seines Ranges demütigende Weise, indem er Bauern Ratschläge gab, wie sie ihr Vieh und auch ihre Angehörigen vor Krankheiten schützen konnten.
    Es war überall im Lande viel Gerede davon, daß der Teufel den Doktor bald heimsuchen würde, um sich seine Seele zu holen, denn der vierundzwanzig Jahre währende Pakt lief nun ab; und man sagte, die Angst vor dieser entscheidenden Begegnung habe Faust zu einem zitternden Bündel Menschen gemacht. In einem kleinen Dorf hatte ich von einem Mann, der als Weiser galt,
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