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0629 - Der Racheengel

0629 - Der Racheengel

Titel: 0629 - Der Racheengel
Autoren: Jason Dark
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auf dem Griff der Waffe.
    Die Beifahrertür schwang auf. Ein Mann verließ leicht stöhnend den Wagen, als wäre er aus einem tiefen Schlaf erwacht.
    Ich schüttelte den Kopf, weil ich einfach von dem Anblick zu überrascht war.
    »Sir Edgar, was machen Sie denn hier?«
    »Warten.«
    »Auf mich?«
    »Ja.« Er hämmerte die Tür zu und kam um den Wagen herum. Er hatte sich einen leichten Trench übergeworfen, der offen stand und beim Gehen schwang. »Ich habe auf Sie gewartet und auf meinen Neffen.«
    Jetzt musste ich es ihm sagen, wollte auch antworten, als mich sein Blick traf. Ich glaubte, er wusste es, denn der Blick meiner Augen war für ihn Antwort genug.
    »Hat er es nicht geschafft, Sinclair?«
    Ich nickte sehr langsam.
    Sir Edgar atmete tief ein. Er steckte seine Hände in die Manteltaschen. An der Bewegung seiner Hände erkannte ich, dass er sie zu Fäusten ballte. »Sagen Sie es mir, Sinclair.«
    »Er ist tot.«
    Sir Edgar stand mir gegenüber. Es war bewundernswert, mit welch einer Gelassenheit er die Nachricht entgegennahm. Äußerlich jedenfalls sah ich ihm nichts an, aber ich wusste, dass eine große Hoffnung in ihm zerbrochen war. Er hatte einen Nachfolger gesucht und musste nun das Ende seiner Träume hinnehmen.
    »Ein Fahrer hat mich hergebracht. Ich wollte mit Ihnen reden, Sinclair. Ich wusste ja, wo Sie sich aufhielten.« Er hob die Schultern. »Da kann man wohl nichts machen.«
    »So ist es, Sir.«
    Er schaute mich prüfend an. Seine Stimme klang tonlos, als er fragte: »Sie konnten nichts tun?«
    »Nein. Ich war nicht dabei.«
    »Sie haben ihn allein gelassen.«
    »Glauben Sie das wirklich, Sir? Ihr Neffe drehte plötzlich durch. Er rannte weg.«
    »Wovor weg?«
    »Vor dem Platz, wo wir die fünf Knochenschädel gesehen haben. Es gibt sie, Sir.«
    Er nickte. »Daran habe ich auch nie gezweifelt. Ja, ich wusste, dass es um die Schädel ging. Er rannte weg, und was geschah dann? Ist er in eine Falle gelaufen?«
    »So kann man es sehen, Sir. Ich hörte einen wahnsinnigen Schrei. So schreit nur jemand, der sich in Lebensgefahr befindet. Ich lief in die Richtung und fand ihn.«
    »Lebte er noch?«
    »Nein.«
    »Wie kam er um?«
    Sir Edgar stellte die Fragen wie ein Kriminalbeamter. Knapp, emotionslos. Er hatte sich gut in der Gewalt, obgleich für ihn eine Welt zusammengebrochen war.
    »Jemand tötete ihn mit einem Schwert.«
    Jetzt zeigte er eine Reaktion, hob den Blick, zwinkerte mit den Augen, starrte mich an und wischte mit flüchtigen Handbewegungen den Schweißfilm von der Stirn. »Das kann ich nicht glauben, Sinclair. Wer läuft denn durch den Wald und tötet mit einem Schwert?«
    »Eine Frau. Er ist von einer Frau ermordet worden. Ich habe sie selbst gesehen.«
    Brake fiel von einer Überraschung in die andere. Er hustete plötzlich und lief rot an. Diesmal hatte er die Beherrschung verloren und musste sich auf der hohen Kühlerhaube seines Wagens abstützen.
    »Was Sie alles wissen!«, flüsterte er. »Wenn Sie seine Mörderin gesehen haben, weshalb nahmen Sie die Person nicht fest?«
    »Es gelang mir nicht. Sie können mir glauben oder nicht. Ich hatte es jedenfalls vor, doch alles lief anders. Völlig verkehrt. Ich kam nicht an sie heran. Ich glaubte, sie schon sicher zu haben, ein Irrtum.«
    »Aber Sie sprachen mit ihr, Sinclair.«
    »Das stimmt allerdings. Sie gab Erklärungen ab, mit denen ich nicht viel anfangen konnte. Außerdem sah sie sich nicht als Mörderin an. Diese Person bezeichnete sich als Racheengel oder Rächerin, und sie gab sogar ihren Namen preis.«
    »Ja und?«
    Ich wunderte mich über das Verhalten des Mannes. Er hätte explodieren und auf dem Sprung sein müssen, was jedoch nicht der Fall war. Er kam mir mehr vor wie jemand, der Bescheid weiß und sich nur noch bestätigt wissen wollte.
    »Sassia hieß sie!«
    Ich hatte nur diesen einen Satz gesagt. Der aber reichte aus. Sir Edgar gab einen pfeifenden Atemzug von sich. Plötzlich begann er zu schwanken. Er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    Kreideweiß wurde sein Gesicht, der Mund öffnete sich, die Augen quollen weit vor, und Angst verzerrte seine Züge.
    Dann brach er über der Kühlerhaube des Rolls-Royce zusammen!
    ***
    Suko handelte sofort und unkonventionell. Er wuchtete sich nicht zur Seite, da hätte sein Körper ein zu großes Ziel abgegeben. Stattdessen sprang er nach vorn über die Leiche hinweg und veränderte so den Winkel. Er war so schlechter zu treffen und hörte hinter sich die erschreckten
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