Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0629 - Der Racheengel

0629 - Der Racheengel

Titel: 0629 - Der Racheengel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
des Mannes gemacht, die nicht weniger wurden, als er quer über den Platz schritt, um das Ziel zu suchen.
    Lange benötigte er nicht. Suko ging dorthin, wo einige Menschen standen. Sie hatten Haltungen eingenommen, die ihm überhaupt nicht gefielen.
    Zwar standen sie auf dem Fleck, aber sie sahen aus wie auf dem Sprung. Als wollten sie jeden Moment starten, um wegzulaufen, wobei die Neugierde überwog.
    Suko schlenderte langsam näher. Nur keine Hektik, nur nicht auffallen. Er konnte die Beklemmung nicht abschütteln. Für ihn stand fest, dass diese kleine Stadt Besuch erhalten hatte, den sie bestimmt nicht wollte.
    Er warf einen kurzen Blick zum Himmel, auf dem sich einige Haufenwolken verteilt hatten. Seine Haltung blieb gespannt, als er die schweigenden Menschen erreichte.
    Keiner redete.
    Sie alle schauten nach vorn, die Blicke auf einen bestimmten Punkt gerichtet.
    Suko sah noch nichts. Er drängte sich durch die hinterste Reihe. Man machte ihm Platz, kaum dass er die Menschen berührt hatte. Schon sehr bald hatte er freie Sicht.
    Vor ihm wuchs eine Hausfassade hoch, die in einem dunklen Backsteinrot schimmerte. Die Scheiben der Fenster glänzten sehr sauber.
    Nur eine fehlte.
    Sie lag zersplittert im Vorgarten und hatte sich so verteilt, dass Teile von ihr noch in der Gestalt steckten, die auf dem Rücken lag und sich nicht rührte.
    Es war Konstabler Wright, und er war tot!
    ***
    Obwohl Suko noch nicht nahe an ihn herangegangen war, erkannte er dies mit einem Blick. Er hatte im Laufe der Jahre ein Auge für so etwas bekommen.
    Nur hatten ihn die Scherbenreste bestimmt nicht umgebracht. Auch den Einschlag einer Kugel konnte der Inspektor nicht entdecken. Er sah überhaupt keine Wunde am Körper.
    Wie war er dann gestorben?
    Das Flüstern der Stimmen erinnerten Suko an das Wispern irgendwelcher Geister. Kein Zeuge wollte laut reden. Jeder schien Furcht davor zu haben, die Ruhe des Toten zu stören.
    Die Beklemmung der Menschen wuchs. Zwei Frauen, die in der Nähe standen, erinnerten Suko an Wachsfiguren, so starr waren sie. Der Inspektor umging sie. Er befürchtete, bei ihnen einen Schreikrampf auszulösen, wenn er sie berührte.
    Dann stand er vorn.
    Ein halb hoher Zaun, braun gestrichen, trennte ihn vom direkten Grundstück. Der Vorgarten war baumlos. Dafür stand eine runde Schale in der Mitte, aus der schon Osterglocken wuchsen.
    Niemand hielt Suko auf, als er über den Zaun stieg, um sich dem Toten zu nähern.
    Nur einer aus dem Hintergrund stellte eine Frage. »Wer sind Sie, dass Sie es wagen…?«
    Suko drehte sich noch einmal um. »Polizei«, erwiderte er gerade laut genug und fügte noch die genaue Bezeichnung hinzu.
    Vor dem Begriff Scotland Yard hatte man in dieser Gegend noch Respekt.
    Nach drei kleinen Schritten hatte der Inspektor den Toten erreicht. Bevor er sich niederkniete, schaute er zum Fenster hoch, in dem sich keine Scheibe mehr befand.
    Er sah einen Schrank im Büro des Konstablers und ein Plakat oder Bild daneben hängen. Ansonsten kam ihm der Raum wie eine Totengruft vor, wo jemand sein Leben ausgehaucht hatte.
    Die Uniformjacke des Konstablers war nicht geschlossen. Der dicke Bauch quoll über den Hosenbund. Suko hatte an der Schlagader gefühlt und sich überzeugt, dass der Mann wirklich tot war.
    Eine Verletzung suchte er vergeblich. Es gab kein Einschussloch, nichts wies auf eine Kugel oder einen Messerstich hin. Trotzdem war der Mann tot, als hätte ihn ein Herzschlag dahingerafft, doch daran wiederum wollte Suko nicht glauben.
    Es musste eine andere Ursache geben.
    Vielleicht im Rücken? Dazu musste er den Toten umdrehen. Bevor er sich daranmachte, tastete er die Gestalt noch mit seinen Blicken genau ab, und auch das Gesicht. Das Kinn fiel etwas ab, der breite Mund mit den dicken Lippen, darüber die schmale Nase, die so gar nicht zum übrigen Umfang passen wollte und eine leicht gebogene Form zeigte.
    In den Augen stand noch der Schrecken der letzten Lebenssekunden. Darüber die Brauen, abschließend die Stirn und…
    Suko saß plötzlich still, denn er hatte den winzigen Gegenstand in der Stirn des Toten gesehen. Er war sehr schmal, man musste schon genau hinschauen. Suko dachte zuerst an einen Glassplitter. Das wäre bei der zu Bruch gegangenen Scheibe nicht außergewöhnlich gewesen, aber für Sukos Geschmack steckte er einfach zu genau in der Mitte zwischen den beiden Augenbrauen.
    Wie abgeschossen.
    Suko veränderte seine Haltung, damit er den Gegenstand genauer unter die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher