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0629 - Der Racheengel

0629 - Der Racheengel

Titel: 0629 - Der Racheengel
Autoren: Jason Dark
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Innerhalb kurzer Zeit hatte sich da einiges geändert. Er war dichter geworden, dunkler und unheimlicher…
    Wieso?
    Hing es mit dieser geheimnisvollen Person zusammen, die erschienen war wie Phönix aus der Asche?
    Ich atmete nur durch die Nase. Irgendwo empfand ich es als störend, die Luft laut durch den Mund einzuziehen. Kälte kroch heran wie eine Eisschicht, die mich umfasste.
    Ich wollte wenigstens den Namen der Mörderin wissen und fragte deshalb, was mich Überwindung kostete: »Wer bist du?«
    »Sassia!«
    Sie hatte einen ungewöhnlichen Namen, der allerdings zu ihr passte, eben weil sie eine ungewöhnliche Person war. Ihre Stimme klang rau und trotzdem weich, erinnerte mich an das Fließen von dunklem Wasser, das irgendwo in der Unendlichkeit versickerte.
    Ich nickte sehr bedächtig. »Sassia, die Mörderin!« Da funkte es in ihren Augen. Gleichzeitig durchlief ihre Gestalt ein Ruck, sodass ich befürchten musste, sie würde sich mit schwingender Waffe auf mich stürzen.
    Ich näherte meine Hand der Beretta, ließ die Pistole jedoch stecken, weil auch Sassia keinerlei Anstalten traf, mich anzugreifen. Stattdessen entspannte sie sich.
    »Mörderin hast du gesagt? Nein, ich bin keine Mörderin. Ich habe noch einen anderen Namen.«
    »Welchen?«
    »Der Racheengel oder die Rächerin. Meine Zeit ist reif, sie ist endlich gekommen, die Natur hat mir dabei geholfen. Die Orkane kamen sehr günstig.«
    Mehr erklärte sie nicht.
    Bevor ich jedoch einige meiner zahlreichen Fragen stellen konnte, drehte sie mir den Rücken zu und ging davon.
    Einfach so, und auch mein Ruf konnte sie nicht mehr aufhalten.
    Zwar ragte der Baumstamm vor mir in die Höhe, ich schaffte es dennoch, ihn zu überspringen. Dahinter war es aus mit der Herrlichkeit, denn ich knickte zusammen.
    Ich war mit dem rechten Fuß in eine kleine Mulde getreten war, fiel zur Seite, klammerte mich noch an einem schräg in die Höhe wachsenden Ast, verlor dadurch Zeit und konnte darüber froh sein, mir nicht den rechten Knöchel verstaucht zu haben.
    Sassia aber war verschwunden. Wie weggeputzt, als hätte sie sich aufgelöst.
    An Letzteres wollte ich nicht glauben. Ihr Verschwinden musste meiner Ansicht nach mit der Veränderung des geheimnisvollen Waldes zusammenhängen, dessen Umgebung allmählich wieder so aussah, wie ich sie vom ersten Besuch her kannte.
    Mir erschien es, als würde jemand Vorhänge langsam zur Seite ziehen, um das andere Bild zu schaffen.
    Das dichte Grün war nicht mehr, die Bäume waren kahl wie im Winter. Der Boden kam mir schmutzig vor. Mein Blick traf die dicke Rinde des umgestürzten Baumstamms, und ich sah auch den Toten davor.
    Halifax war nicht verschwunden, im Gegensatz zu seiner Mörderin. Den Ort, wo er lag, hatte ich mir gemerkt. Ich wollte ihn später abholen lassen.
    Sassia, der Racheengel, die Rächerin, die Mörderin. Ihr Name und die Begriffe schwirrten mir durch den Kopf. Wer war diese geheimnisvolle Frau? Gehörte sie zu den Menschen? War sie eine Dämonin mit menschlichem Aussehen?
    Vieles konnte auf sie zutreffen. Jedenfalls war sie eine Person, die keine Rücksicht kannte und als Motiv für ihre Taten Rache angegeben hatte.
    Rache an wem?
    Was hatte ihr Halifax Schlimmes getan, dass sie ihn umbringen musste? Wo war die Verbindung zwischen ihr und dem Neffen des Sir Edgar Brake? Und welche Rolle spielten die Schädel?
    Der Baum, dessen Wurzelwerk sie in die Freiheit gerissen hatte, befand sich nicht weit entfernt. Ich wollte noch einmal hin und mir die Totenköpfe ansehen.
    Das gelang mir nicht mehr. Zwar erreichte ich mein Ziel, nur waren die Schädel verschwunden. Ich suchte sie, leuchtete auch in das Wurzelwerk hinein, ohne sie jedoch entdecken zu können.
    Sie blieben ebenso verschwunden wie die geheimnisvolle Rächerin. Ich fühlte mich auf den Arm genommen. Hier spielte jemand mit mir.
    In den vergangenen Minuten hatte sich leichter Dunst gebildet, der wie dünne Fahnen zwischen den Bäumen hing.
    Wenn ich die Straße erreichen wollte, musste ich mich nach links wenden.
    Ich arbeitete mich vor und sah schon bald die Umrisse des Rolls-Royce durch die Lücken.
    Wo sollte ich hinfahren? In den Ort oder wieder zurück zu Sir Edgar Brake, um ihm den Wagen zu überlassen? Von seinem Haus aus konnte ich den Weg mit meinem Rover fortsetzen.
    Ich übersprang den schmalen Graben, stand auf der Straße und neben dem Rolls, als sich in ihm etwas bewegte.
    Sofort nahm ich eine gespannte Haltung an. Die rechte Hand lag
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