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0628 - Der Sturmteufel

0628 - Der Sturmteufel

Titel: 0628 - Der Sturmteufel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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davon?« stieß Jill nach ein paar Sekunden atemlosen Schweigens hervor. »Wer hat Ihnen von dem Einhorn erzählt?«
    »Ich - ich weiß es nicht«, sagte Eva stockend. »Ich weiß noch, daß ich an einem Strand geritten bin. Es war ein Traum. Es muß ein Traum gewesen sein. Einhörner gibt es nicht. Aber… ach, verflixt, seht euch das hier an!« Sie ging zum Schrank und riß ihn auf. Da lag ihre Lederkleidung. »Das sind die Sachen, die ich getragen habe! Wieso trage ich so etwas? Es paßt überhaupt nicht zu mir! Dieses knapp geschnittene Leder, der Dolch… ich weiß nicht mal, wie ich daran gekommen bin.«
    »Das ist eines der Rätsel, die wir noch nicht lösen konnten«, sagte Nicole. »Du hast diese Sachen schon ein paarmal fortgeworfen. Und sie tauchten immer wieder auf rätselhafte Weise an dir auf, obgleich du gerade vorher noch etwas anderes getragen hast. Du wirst diese Klamotten nicht wieder los.«
    »Aber ich mag sie nicht«, sagte Eva. »Darin sehe ich doch aus wie eine peitschenschwingende Leder-Domina! Ich… ach, zum Teufel!« Sie klappte die Schranktür wieder zu. »Wie ist das alles möglich? Ich versteh's nicht! Ich will es auch nicht verstehen! Ich will doch nicht verrückt werden, und ich will mich auch nicht verrückt machen lassen! Ich kann mich an nichts erinnern. Ihr könnt mir alles mögliche erzählen, und ich muß es glauben, weil ich das Gegenteil nicht beweisen kann!«
    »In deinem Traum bist du in dieser Lederkluft auf einem weißen Einhorn geritten«, sagte Nicole. »Das war sicher kein Traum. Das Einhorn begleitet dich stets. Es taucht immer wieder mal auf und verschwindet dann wieder.«
    »Wir haben es gesehen - Andy und ich«, sagte Jill. »Es stand neben dir, Eva, als wir dich am Boden liegen sahen, und dann löste es sich einfach auf.«
    »Davon habt ihr mir bisher aber nichts gesagt.«
    Jill Carpenter zuckte mit den schmalen Schultern.
    »Wir dachten uns, du würdest es ja doch nicht glauben. Wir haben es ja selbst nicht glauben wollen. Andy und ich haben es für eine Täuschung gehalten, vielleicht für eine Luftspiegelung, wie er es sicher erklären würde. Aber jetzt, wo auch Mademoiselle Duval damit anfängt… ja, da war ein Einhorn. Und deshalb glaube ich jetzt auch, daß ihr euch wirklich kennt.«
    Eva schüttelte den Kopf.
    »Laßt mich ein bißchen in Ruhe, ja? Ich möchte nachdenken.«
    Nicole erhob sich und ging zur Tür. Jill folgte ihr zögernd. »Kann ich irgendwas für dich tun?« fragte sie.
    Eva biß sich auf die Lippen.
    »Nein«, sagte sie dann gepreßt. »Das heißt… ja, aber ich glaube, das würdest du nicht wollen…«
    Die letzten Worte hatte sie so leise gesprochen, daß Jill sie kaum noch verstand.
    Die beiden Frauen verließen das Zimmer.
    »Es tut weh, sie einfach so da sitzen zu lassen«, sagte Jill. »Aber - ich kann das nicht. Ich bin nicht der Typ dafür, sie so zu trösten, wie sie es jetzt gern hätte - wie sie es braucht.«
    Nicole nickte. Schweigend folgte sie Jill zurück auf die Hotelterrasse.
    Daß Eva in Lyon nicht ermordet worden war, konnte sie noch verstehen. Eine Verwechslung… obgleich Chefinspektor Robin seiner Sache absolut sicher gewesen war. Daß Eva sich jetzt nicht mehr in Südfrankreich, sondern in Mittelitalien befand, ließ sich durch die zwischenzeitlich verstrichene Zeit erklären.
    Aber daß sie sich an nichts erinnern konnte… daß sie schon wieder ihr Gedächtnis verloren hatte… das war unerklärlich.
    Eine Krankheit, die episodenweise Amnesie verursachte?
    Nicole beschloß, ein wenig nachzuforschen. Vielleicht brachte es sie der Lösung dieses Rätsels näher, das den Namen Eva trug.
    ***
    Andrew Cartwright konnte nur noch den Kopf schütteln. Ted Ewigk und Professor Zamorra unterhielten sich über Magie, als sei es eine ganz alltägliche und völlig normale Sache. Dabei konnte es so etwas doch überhaupt nicht geben!
    Cartwright verstand davon kein Wort!
    Aber gab es nicht auch Leute, die nicht begriffen, wie jemand sich über Wetter-Erscheinungen unterhalten konnte? Wenn er mit Kollegen fachsimpelte, verstanden Außenstehende auch kein Wort von den Fachgesprächen.
    Doch das war Wissenschaft; Magie dagegen konnte nur Fiktion sein. Einbildung, ein Produkt der Fantasie, unhaltbar, weil nach streng wissenschaftlichen Kriterien weder identisch wiederholbar noch zu erklären.
    Er klinkte sich geistig aus der Unterhaltung der beiden anderen aus und lauschte nicht einmal mehr. Er ging seinen eigenen Überlegungen
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