Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0625 - Lucifuges Mörder-Horden

0625 - Lucifuges Mörder-Horden

Titel: 0625 - Lucifuges Mörder-Horden
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
blitzte ein Gedanke durch ihren Kopf. Sie gab dem Pferd die Hacken und stieß einen wilden Schrei aus. Sofort stürmte das verschreckte Pferd los, galoppierte davon, gewann an Abstand…
    Nein.
    Es war nur eine Traumvorstellung. Das Pferd reagierte überhaupt nicht auf ihre Bemühungen. Stocksteif stand es da, rührte sich nicht vom Fleck.
    Der Zauberer zuckte mit den Schultern.
    »Ich wußte, daß du es versuchen würdest«, sagte er. »Möchtest du, daß ich dich für deinen Fluchtversuch bestrafe?«
    »Nein!« schrie sie auf. »Nicht… bitte…«
    »Gut«, sagte er. »Diesmal noch nicht. Aber rechne kein zweites Mal mit meiner Großzügigkeit. Auf Fluchtversuche reagiere ich sehr gereizt.«
    Jetzt erst sah sie, was ihr in der halbdunklen Höhle nicht aufgefallen war.
    In seinem der Sonne zugewandten Gesicht lag ein Schatten, der alles bis auf die Augen verbarg. Und in diesem Schatten schienen Nebel zu wallen, bewegte sich etwas Unheimliches…
    Kalte Schauer rannen über ihren Körper. Das verdeckte Gesicht dieses Zauberers flößte ihr noch viel mehr Furcht ein als alles andere.
    Er stieg ebenfalls auf.
    Ein wenig wunderte sich Patricia, daß sie ritten, um an das Ziel des Zauberers zu gelangen. Konnte er sie und sich nicht einfach dorthin versetzen?
    Aber vielleicht gab es auch in der Magie unumstößliche Gesetze, die dies verhinderten. Und es war ihr auch nur recht so. Je länger ihre Reise währte, um so größer wurde ihre Gnadenfrist. Und um so mehr Zeit hatte sie, über eine Fluchtmöglichkeit nachzudenken…
    Vielleicht gab es ja irgend etwas, das der Zauberer nicht bedacht hatte…
    ***
    Viel weiter im Norden, nur einen halben Tagesritt von ihnen entfernt, jagte ein Mann auf einem Schimmel durch die Wälder seinem Ziel entgegen. In ihm brannte ein verzehrendes Feuer und trieb ihn an; die Angst um seine Tochter. Er kannte genau die Leistungsfähigkeit seines Pferdes, und er ging bis an die äußerste Grenze des Zumutbaren, weil er schneller sein wollte als die Entführer.
    Er ahnte nicht, wie nah er Patricia war…
    Santor ritt weiter.
    ***
    Als Zamorra erwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Er lag auf einer kleinen Waldlichtung ähnlich der, auf der er am vergangenen Abend das seltsame Mädchen traf.
    Die Erinnerung traf ihn wie ein Schlag. Das Mädchen! Teri. Wo war sie?
    Er war auf der Lichtung allein. Nur sein Brauner stand da und sah ihn an, als wolle er sagen: Na, alter Kamerad, wie ist die Lage?
    »Scheußlich ist sie«, murmelte Zamorra. Er stützte sich halb auf. Erstaunt registrierte er eine Hand voll verlockend aussehender Früchte auf einem fast kopfgroßen bläulich schimmernden Blatt. Daneben lag sein Weinschlauch.
    Zamorra erhob sich in sitzende Stellung, verzehrte die Früchte und trank etwas von dem Wein dazu. Dann schüttete er sich Wasser aus dem großen Ledersack über den Kopf, um halbwegs frisch zu werden, und hielt den Rest dem Braunen hin. Der schien aber schon bestens versorgt zu sein, weil er kein Interesse am Wasser zeigte.
    Auch gut, dachte Zamorra.
    Er fühlte sich, als könne er Bäume ausreißen. Er tastete Gesicht und Körper ab. Keine Verletzungen! Nichts schmerzte! Dabei erinnerte er sich deutlich daran, wie ihm die beiden Entführer in der Nacht zugesetzt hatten.
    Wie war das möglich, daß die Verletzungen verschwanden?
    Hatte Teri das bewirkt?
    Zamorra beschloß, ihr jetzt erst einmal einige recht energische Fragen zu stellen und sich nicht abweisen zu lassen. Er wollte wissen, mit wem er es zu tun hatte, und vor allem, aus welchem Grund Teri ihm half.
    Vielleicht half ihm das auch, sich wieder zu erinnern…?
    Aber wo war sie?
    Er lauschte.
    Irgendwo glaubte er Stimmen zu hören.
    Er wandte sich in die Richtung und sah einen schmalen Pfad, der durch das Dickicht führte. Auf diesem Weg war wohl auch der Braune auf die Lichtung gekommen. Zamorra trabte los, nachdem er sich vergewissert hatte, daß Schwert und Dolche am Mann waren. Man konnte nie wissen, worauf man stieß, und in Wäldern pflegten sich Raubtiere und Räuber herumzutreiben.
    Nach gut dreihundert Doppelschritten erreichte er den Waldrand und sah auf eine grasbewachsene Ebene hinaus. Sie mochte gut sieben oder acht Bogenschußweiten durchmessen, bis der nächste Waldstreifen begann.
    Auf der Ebene spielten Lebewesen.
    Zamorra hielt unwillkürlich den Atem an.
    Ja, sie spielten. Das Einhorn, der große graue Wolf und das Mädchen. Es war eine Freude, den schnellen, geschmeidigen Bewegungen ihres
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher